Pschierer auf dünnem Eis
Franz Josef Pschierer ist ein Mann deutlicher Worte. Das ist in der Politik, wo Vieles weichgespült scheint, grundsätzlich kein verkehrter Zug. Dann weiß man wenigstens, woran man ist.
Jetzt hat der Mindelheimer Abgeordnete mal wieder einen rausgehauen. Anders mag man diese Polemik gegen Lehrer generell kaum beschreiben. Pschierer beließ es nicht dabei, die Präsidentin des Lehrerinnen- und Lehrerverbands Simone Fleischmann für ihren unangebrachten Ton gegenüber der Staatsregierung zu rüffeln. Er attackierte die Lehrer insgesamt als verwöhnt, faul und mit viel zu vielen Privilegien versehen.
Das ist unteres Stammtischniveau. Die Rahmenbedingungen, unter denen Unterricht in Bayern stattfindet, hat ja die Politik geschaffen, und war über Jahrzehnte CSU-geprägt. Dass ausgerechnet ein CSU-Politiker sich derart aus dem Fenster lehnt, ist schon erstaunlich. Und auch dass Lehrer Beamte sind, ist Idee der Politik. Da wagt sich einer auf ganz dünnes Eis, der über Jahre kein Problem darin gesehen hat, seine Frau mit Steuergeldern anzustellen. Wenn von Privilegien die Rede ist, dürften den meisten Menschen Politiker einfallen, die in schöner Regelmäßigkeit ihre Bezüge selbst anheben. Dazu kommt noch der aktuelle Maskenskandal.
Auch so mancher Zusatztopf gehört wie selbstverständlich zum Politikerleben. Die Verwaltungsräte der Sparkassen sind da besonders beliebt. Pschierer erhält dafür monatlich 664,35 Euro. Der Aufwand ist überschaubar. Sieben Sitzungen im Jahr plus einzelne Klausursitzungen zu aktuellen Themen.
Statt verbaler Prügel verdienen die Lehrkräfte in der Corona-Zeit Anerkennung für ihren Einsatz. Wie in jedem Beruf mag es schwarze Schafe geben. Insgesamt aber versuchen sie, die Kinder so gut es geht durch die Pandemie zu lotsen. Der zeitliche Aufwand dafür ist immens. Lehrer pauschal derart zu verunglimpfen wie das Pschierer tut, fällt auf den Absender zurück.