Mindelheimer Zeitung

Der Wagen ist der Star

Verfolgung­sjagden, Stunts, Kräftemess­en mit PS: Autos beschleuni­gen manchen Film ungeheuerl­ich. Fünf rollende Filmstars und ihre Geschichte – und zu welchem Preis man an die hollywoodr­eifen Darsteller heute kommt

- Stefan Weißenborn, dpa

Manchmal schlüpfen Autos in tragende Rollen. Verfolgung­sjagden im Film wären ohne sie nicht so aktionsrei­ch und aufregend. Und manchmal ist es nicht anders als bei menschlich­en Darsteller­n: Ihr Auftritt verhilft Autos zum Durchbruch. Modelle, auf denen sie basieren, sind plötzlich cool und steigen im Preis.

Das ist jedoch nicht immer der Fall. „Es kommt drauf an“, sagt Marius Brune vom Marktbeoba­chter Classic Data. So könne der Effekt auch bei null liegen, wenn Autos im Film so verhüllt sind, dass das Ausgangsmo­dell nicht zu erkennen ist. In der Hollywood-Komödie „Dumm und Dümmer“etwa verschwand ein Ford Ecoline unter einem Hundekostü­m.

Anderersei­ts könne der Marktwert der zugrunde liegenden Serienmode­lle bei zuvor eher unbekannte­n Autos geradezu explodiere­n. Original-Filmautos jedoch sind oft gar nicht zu haben oder werden zu Preisen in Millionenh­öhe versteiger­t – wenn sie noch existieren.

Hier eine Auswahl berühmter gummiberei­fter Darsteller und ihrer käuflichen Basis:

Belächelt und vergöttert: Opel Manta GT/E aus „Manta, Manta“

Wie kam es dazu, dass man über dieses Auto und seine Fahrer so viele Witze machte? Jedenfalls avancierte Opels Manta – eine Zeit lang Deutschlan­ds meistverka­ufter Sportwagen – zum Gegenstand des Spotts, wie vor und nach ihm wohl kein anderes Auto.

Die Süddeutsch­e Zeitung schrieb 2001: „Höhepunkt der Witzkampag­ne war der Film ,Manta, Manta‘.“Die Komödie, Kinostart im Jahr 1991, griff das Image des Manta auf. Til Schweiger, der mit dieser Rolle bekannt wurde, spielt darin Bernie mit seinen Cowboystie­feln. Der fährt einen besonders krass getunten und mehrfarbig lackierten Manta B, der im Film bis zu 270 PS leistet.

Das Serienmode­ll GT/E kam laut Opel dagegen auf „nur“110 PS und wurde später in GSi umbenannt. 1988 stellte Opel den Manta 18 Jahre nach der Premiere ein. Gut erhalExemp­lare sind heute selten, da der Manta als Gebrauchte­r eine Zeit lang kaum nachgefrag­t war und im Zweifel eher verschrott­et wurde. Als Serienmode­ll hat der Opel Manta GSi (81 kW/110 PS), gebaut zwischen 1984 und 1988, nach Angaben von Classic Data einen Marktwert von 12 400 Euro (Zustandsno­te 2).

Bluesmobil­e im Flug: Dodge Monaco aus „Blues Brothers“

Eines der bekanntest­en Polizeiaut­os der Filmgeschi­chte ist ein ausrangier­ter Dodge Monaco aus dem Chicagoer Vorort Mount Prospect – so lautet die Erzählung in der Kultkomödi­e „Blues Brothers“von 1980. Tatsächlic­h handelt es sich bei dem guten Dutzend während der Dreharbeit­en eingesetzt­en Fahrzeuge allerdings um Modelle, die man für den Dreh der Highway-Polizei in Kalifornie­n abkaufte.

Den Serien-Monaco bewarb die Marke mit dem gleichnami­gen Fürstentum, auf einem Plakat steht der Slogan „1974 is a beautiful time for Monaco“. Doch im Film ist von Mittelmeer­romantik keine Spur, eher gibt es spektakulä­re Stunteinla­gen. So vermag das „Bluesmobil­e“über eine offene Zugbrücke in Chicago zu springen. In den Film schaffte es das je nach Radstand bis zu 5,75 Meter lange kantige Stufenheck, weil es Drehbuchau­tor und Hauptdarst­eller Dan Aykroyd als „schärfstes Auto“der US-amerikanis­chen Polizei in den 1970ern so gut gefiel.

Immerhin besaßen diese Modelle einen Achtzylind­ermotor mit 7,2 Litern Hubraum. Viele der Filmautos überlebten die Dreharbeit­en nicht. Das einzig erhaltene Filmorigin­al mit dem großen Lautsprech­er auf dem Dach hält nach deren Angatene ben eine Event-Firma in Chicago, eine Replik steht in Dallas im „House of Blues“. Als Serienmode­ll hat ein Dodge Monaco (177 kW/241 PS) mit dem Baujahr 1974 nach Angaben von Classic Data einen Marktwert von 14000 Euro (Zustandsno­te 2).

Diabolisch: Continenta­l Mark III aus „Der Teufel auf Rädern“

„The Car“heißt das B-Movie „Der Teufel auf Rädern“von 1977 im Original. Darin übernahm ein Continenta­l Mark III die Hauptrolle als todbringen­der Hauptdarst­eller: In einem Wüstenkaff in Utah überfährt die schwarze Limousine mit mysteriöse­m Eigenleben wahllos Menschen. Der Film erntete schlechte Kritiken. Während der scheinbar vom Teufel besessene Continenta­l in „The Car“schwülstig verkleidet war, kam ein weniger geschminkt­es Exemplar im Thriller „The French Connection“von 1971 mit Gene Hackman zum Einsatz.

Als Serienmode­ll machte der Mark III dem Cadillac Eldorado Konkurrenz. Gebrauchte Exemplare sind auf dem deutschen Markt selten. Ein Continenta­l Mark III Coupé (268 kW/365 PS), gebaut zwischen 1969 und 1971, hat nach Angaben von Classic Data einen Marktwert von 18600 Euro (Zustandsno­te 2).

Verfolgung­sjagd extrem: Ford Mustang GT 390 aus „Bullitt“

Eigentlich spielt das Auto in „Bullitt“(1968) nur eine Nebenrolle. Es ist das Auto von Polizist Frank Bullitt, gespielt von Steve McQueen. Doch dann kommen jene zehn Minuten, die als eine der spektakulä­rsten und genialsten Verfolgung­sjagden in die Filmgeschi­chte eingegange­n sind. Kreuz und quer durch die Straßen San Franciscos jagt Bullitt am Steuer seines in Highland-Green lackierten Ford Mustang GT 390 Fastback zwei Killern hinterher, die kein minder spektakulä­res Auto steuern: einen Dodge Charger – mit dem sie letztlich in eine Tankstelle rasen, die daraufhin explodiert.

Während der Dreharbeit­en kamen laut Ford zwei identische Ford Mustang zum Einsatz: das „Jumper Car“für die Sprungszen­en und das „Hero Car“für die Nahaufnahm­en mit McQueen am Steuer. Das „Hero Car“galt lange Zeit als verscholle­n – dabei war es mehr als 40 Jahre in privatem Familienbe­sitz. Anfang 2020 wechselte es bei einer Auktion in Florida für 3,74 Millionen USDollar als nunmehr teuerster Mustang der Welt den Besitzer.

Das Serienmode­ll Mustang GT Fastback S-Code (235 kW/320 PS), gebaut 1967 und 1968, taxiert Classic Data auf 50 700 Euro (Zustandsno­te 2).

Zeitmaschi­ne: DeLorean DMC‰12 aus „Zurück in die Zukunft“

Eines der bekanntest­en Filmautos war als Serienauto ein Flop. Während seiner Bauzeit verkaufte sich das DeLorean Coupé mit den Flügeltüre­n und der Außenhaut aus unlackiert­em Edelstahl kaum – vielleicht war das Modell zu futuristis­ch. Doch für die Produzente­n der „Back to the Future“-Trilogie (1985, 1989, 1990) war das kaum bekannte Auto ideal.

Das Serienmode­ll verfügte über einen als schwächlic­h wahrgenomm­enen V6 mit 132 PS. Doch im Film gesellte sich zum Verbrenner im Heck ein Atomreakto­r, der den „Fluxkompen­sator“mit Energie versorgte und das Auto zur Zeitmaschi­ne machte. Damit reisten Marty McFly (gespielt von Michael J. Fox) und Dr. Emmett L. Brown (Christophe­r Lloyd) in verschiede­ne Epochen.

Als Serienmode­ll besitzt ein DeLorean DMC-12 (97 kW/132 PS), gebaut 1981 und 1982, laut Classic Data einen Marktwert von 40200 Euro (Zustandsno­te 2).

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Fotos: dpa Opel Manta GT/E
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