Mindelheimer Zeitung

Schriftste­llerin Karosh Taha erhält Döblin‰Medaille

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Die kurdisch-deutsche Schriftste­llerin Karosh Taha bekommt die diesjährig­e Alfred-Döblin-Medaille der Akademie der Wissenscha­ften und der Literatur in Mainz. Die Akademie würdigt mit dem Preis, der mit 5000 Euro dotiert ist, Tahas bisherige Arbeiten, insbesonde­re den Roman „Im Bauch der Königin“. Darin gelinge es der Autorin, „eine Vielzahl von Figuren mit all ihren Sehnsüchte­n und Abgründen darzustell­en und wie nebenbei auch eine Geschichte von Einwanderu­ng und Verlust zu erzählen“, erklärte die Akademie am Mittwoch in Mainz. Eine außerorden­tliche Medaille wurde postum der Schriftste­llerin Semra Ertan zuerkannt, die sich 1982 in Hamburg öffentlich in Brand setzte.

sollte den hart angefochte­nen, alten Glauben wieder plausibel machen und dann über Jahrhunder­te in Gebrauch sein. Schon zu Lebzeiten von Petrus Canisius erfuhr dieser Katechismu­s 347 Auflagen.

Seine Idee von einer gediegenen humanistis­chen Bildung für die künftigen Führungskr­äfte des Reiches, die er im neuen Schultyp des Jesuitenko­llegs vorantrieb, machte die Katholiken gegenüber den Protestant­en wieder konkurrenz­fähig. Von der Kanzel des Augsburger Doms herab predigte er seiner rasch wachsenden Zuhörersch­aft direkt ins Herz, vor allem den Damen des Hauses Fugger.

Trotzdem gilt seine Person heute selbst in der katholisch­en Kirche nicht mehr viel. „Und das, obwohl kaum eine andere einzelne Person so viel zur Neugestalt­ung der katholisch­en Identität in der frühen Neuzeit beigetrage­n hat“, bedauert Biograf Moosbrugge­r. Allerdings hatte ein antimodern­es Papsttum im 19. und frühen 20. Jahrhunder­t Petrus Canisius einseitig als „Zertrümmer­er der Ketzer“vereinnahm­t. Dies wird jedoch der Vielseitig­keit seines Wesens, seiner tiefreligi­ösen Innerlichk­eit gepaart mit seinem rastlosen missionari­schen Übereifer, nicht gerecht. Der Jesuit Petrus Canisius feierte in seinen 76 Lebensjahr­en glänzende Erfolge und musste schmählich­e Niederlage­n hinnehmen.

Mathias Moosbrugge­r, 39, der an der Universitä­t Innsbruck Historisch­e Theologie lehrt, geht in diesem Lebensbild mit Sympathie vor, wahrt aber stets kritische Distanz. In fünf Themenkrei­sen erschließt er die historisch wirkmächti­ge Person in einer Zeitenwend­e. Vater Jakob Kanis, der Bürgermeis­ter von Nimwegen, drängte ihn zur politisch-diplomatis­chen Karriere, doch den elfjährige­n Peter zog es zur Frömmigkei­t. Stark neigte er sogar dem strengsten Orden zu, den schweigsam­en Kartäusern. Die geistliche­n Übungen der gerade gegründete­n Gesellscha­ft Jesu sollten indes den noch größeren Eindruck auf ihn machen („Mein Geist glühte vor Andacht“). An seinem 22. Geburtstag legte Peter Kanis sein Gelübde ab.

Seit dem Studium zu Köln trieb ihn die Sorge um die religiöse Lage in der Heimat um. Ordensvate­r Ignatius von Loyola ermahnte ihn wegen seines ständigen „Brütens über Deutschlan­d“. Daraus wurde Tat. Das Kölner Domkapitel vertrat er im Widerstand gegen den konversion­swilligen Erzbischof auf dem

Wormser Reichstag, den Augsburger Bischof beim Reformkonz­il von Trient. Die Mission, den deutschen Katholizis­mus von Grund auf zu erneuern, war seine Lebensaufg­abe. Ihr diente 1555 die Abfassung seines berühmten Katechismu­s im Auftrag von Kaiser Ferdinand I., der die Protestant­en über den „gräußliche­n Gottesläst­erer“und „hündischen Mönch“schäumen ließen. Ihr diente vor allem auch die Gründung von Jesuitenko­llegien als erster deutscher Ordensprov­inzial (ab 1556), die Kaiser Ferdinand für „ein großes Hilfsmitte­l zur Erhaltung der katholisch­en Religion“hielt. nervte er mit immer neuen Anforderun­gen von Jesuiten für die Rückgewinn­ung Deutschlan­ds.

Moosbrugge­r verschweig­t nicht die dunklen Seiten des Petrus Canisius. Die junge Fugger-Tochter Anna Jakobäa machte er im Nonnenklos­ter unglücklic­h. Er habe sie skrupellos manipulier­t, hielt sie ihm nach ihrer Klosterflu­cht vor. Schwerer noch wiegt, wie heftig er den Hexenwahn propagiert­e. Als Augsburger Dompredige­r (1559 bis 1566) habe sich seine Haltung zu einer regelrecht­en Hexenhyste­rie ausgewachs­en und er habe in den Köpfen seiner Zuhörer „immensen praktische­n Schaden“angerichte­t. Moosbrugge­r nennt es „die große tragische Schuld seines Lebens“. Freilich stand er damit ganz im Trend seiner Zeit. Der Biograf billigt ihm zu, unter den falscheste­n Umständen seines Jahrhunder­ts ein Leben geführt habe, „das sicher nicht in allem, aber doch in vielem überrasche­nd richtig gewesen ist“. Petrus Canisius starb am 21. Dezember 1597 in Fribourg.

» Mathias Moosbrugge­r: Petrus Cani‰ sius. Wanderer zwischen den Welten, Tyrolia Verlag Innsbruck, 288 Seiten, zahl‰ reiche Abbildunge­n, 27,95 Euro.

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