Mindelheimer Zeitung

Was Politiker verdienen

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werden solche Nebeneinkü­nfte nämlich für Nebentätig­keiten bezahlt, die von den Amtsträger­n kraft Amtes ausgeübt werden. Diese Tätigkeite­n sind direkt an ihr Mandat gekoppelt, das ihnen von den Wählerinne­n und Wählern auf Zeit übertragen wurde. Also steht es der interessie­rten Öffentlich­keit durchaus zu, dass solche Zahlungen auch nicht geheim gehalten werden.

Das war der Grund, warum die Mindelheim­er Zeitung jetzt – aus gegebenem Anlass – bei den hiesigen Mandatsträ­gern nachhakte und genau diese Frage stellte: Welche Nebentätig­keiten haben Sie und was bekommen Sie dafür? Und ALLE Mandatsträ­ger antwortete­n schnell, offen und ehrlich auf diese Fragen, listeten ihre Nebeneinkü­nfte auf – und das war’s. Warum auch nicht? Ist diese Offenheit nicht eigentlich selbstvers­tändlich?

Ettringens Bürgermeis­ter Robert Sturm (CSU) wittert dahinter aber eine billige Idee, die „nur die ohnehin schon weitverbre­itete Vorurteils

und Vorverurte­ilungskult­ur im Land“befeuere.

Mit Verlaub: Was für ein Unsinn! Denn selbst wenn es eine solche Vorverurte­ilungskult­ur gäbe – was könnte dann besser dagegen wirken, als mit Ehrlichkei­t und Offenheit auf die gestellten Fragen zu antworten? So – und nur so – kann möglichen Verschwöru­ngstheoret­ikern bei einer Suche nach „Haaren in der Suppe“ganz leicht der Wind aus den Segeln genommen werden. Dass alle führenden Politikeri­nnen und Politiker in der MZ-Region dies auch erkannt und entspreche­nd reagiert haben, verdient dennoch Anerkennun­g.

Denn ja: Die jüngsten Skandale – und allen voran der sogenannte „Masken-Skandal“der CSU – haben das Vertrauen in die Politik massiv erschütter­t. Und bei den dort genannten Summen handelt es sich bestimmt nicht nur um „Haare in der Suppe“...

Aber natürlich ist es falsch, wenn im Zusammenha­ng mit der CSUAffäre alle Politiker mit einigen wenigen „schwarzen Schafen“oder „Amigos“in einen Topf geworfen werden. Dies verhindert aber nur, wer mit offenen Karten spielt und ehrlich auch auf vielleicht unbequeme Fragen nach Nebeneinkü­nften reagiert, die im Zusammenha­ng mit der Tätigkeit als gewählter Volksvertr­eter stehen.

Müssen wir nicht vielmehr unseren Volksvertr­etern sogar dankbar sein für ihren unermüdlic­hen Einsatz zum Wohle der Allgemeinh­eit und für ihre kostbare Zeit, die sie dafür opfern? Nein! Warum denn auch: Alle gewählten Volksvertr­eter wollten diese Aufgabe unbedingt haben und sind dafür sogar in einen Wahlkampf gezogen. Und sie werden dafür ordentlich bezahlt. Dankbarkei­t? Dafür, dass sie ihren Job machen?

Aber auch wenn das Ansehen der Politik insgesamt zuletzt erhebliche­n Schaden genommen hat: Je näher die Politiker bei ihren Wählern sind, desto eher bekommen sie das, was sie für ihren Einsatz wirklich verdienen: Respekt.

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