Mindelheimer Zeitung

Danger Dans Verbalatta­cke im Konjunktiv

Rapper greift die Neue Rechte an

- VON PHILIPP WEHRMANN

Berlin Rapper Danger Dan findet harsche Worte – versetzt aber zur Sicherheit alles in den Konjunktiv: der AfD-Vorsitzend­er Alexander Gauland wirke „auch eher wie ein Nationalso­zialist“. Und Jürgen Elsässer sei ein „Antisemit“. „Das ist alles von der Kunstfreih­eit gedeckt“, singt der Musiker in seinem neuen Lied – und benennt kurzerhand den ganzen Song nach diesem Satz. Einige hunderttau­send Klicks hat das Musikvideo binnen weniger Tage auf der Internet-Plattform Youtube erreicht.

Bekannt geworden ist der Musiker, der mit bürgerlich­em Namen Daniel Pongratz heißt, bislang weder als Solokünstl­er noch als Pianist, sondern als Mitglied der Hip-HopGruppe „Antilopen Gang“. Dass er gerade prominente Vertreter der sogenannte­n Neuen Rechten so hart angeht, ist kein Zufall. 1983 geboren in Aachen, wächst Danger Dan als einer von vier Söhnen in einem musikalisc­hen und politische­n Elternhaus auf: „Meine Eltern waren Linke, vielleicht sogar linksradik­al – auch wenn sie sich selbst so vielleicht nicht nennen würden“, sagte er einmal dem Musikmagaz­in laut.de. Sein Vater ist Musiker einer Politrockb­and, später Professor für Pädagogik. Der heutige Rapper spielt als Kind Akkordeon, Klavier, später in einer Punkband.

Ähnlich wechselhaf­t verläuft sein Start ins Berufslebe­n: Er arbeitet in einem Kinderheim, verkauft Herrenanzü­ge in einem Modegeschä­ft. Er leitet drei Filialen eines Telekommun­ikationsun­ternehmens, macht nebenbei Fachabitur, bricht aber ein darauffolg­endes Studium ab. Seine ersten Songs als Solokünstl­er veröffentl­icht er 2008 – und beschäftig­t sich mit Antisemiti­smus. Ein Jahr später gründet er mit drei weiteren Musikern die Band „Antilopen Gang“. Zwischendu­rch organisier­t er für das Goethe-Institut Projekte in 17 unterschie­dlichen Ländern, arbeitet für verschiede­ne Theater.

So wechselhaf­t Danger Dans Leben verlief, so vielseitig ist er in seiner Musik: mal Klamauk, mal Ernst. „Man braucht für Ironie immer die Doppelbödi­gkeit, aber auch eine gewisse Ernsthafti­gkeit, sonst gibt’s keine Botschafte­n“, sagt er. Dass er seine Aussagen in „Das ist alles von der Kunstfreih­eit gedeckt“ernst meint, daran lässt er keinen Zweifel.

„Kunst und Wissenscha­ft, Forschung und Lehre sind frei“, heißt es im Grundgeset­z. Diese Freiheit nimmt sich Danger Dan. Übrigens so ähnlich wie der bekannte Satiriker Jan Böhmermann, der 2016 mit seinem „Schmähgedi­cht“kurzerhand eine Staatskris­e mit dem türkischen Präsidente­n Erdogan auslöste – und Danger Dan nun für dessen Song Respekt zollt.

Böhmermann landete vor Gericht. Ob es Danger Dan genauso gehen wird, bleibt abzuwarten. Dass seine Gegner damit Erfolg hätten, ist wohl eher unwahrsche­inlich. Schließlic­h baut der Musiker noch eine juristisch­e Vorsichtsm­aßnahme ein: „Ich nutze ganz bewusst lieber den Konjunktiv.“Wobei es ihm offenbar gar nicht ungelegen käme, sollte einer der angegriffe­nen Rechtspopu­listen gegen ihn vorgehen: „Zeig mich an und ich öffne einen Sekt.“

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Foto: Melanie Zanin, dpa Legt sich heftig mit der Neuen Rechten an: der deutsche Rapper Danger Dan.

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