Mindelheimer Zeitung

Ein Spagat zwischen Kreativitä­t und Disziplin

FCA Trainer Herrlich hat hohe Ansprüche an Marco Richter. Die zu erfüllen ist für den Stürmer nicht immer einfach

- Sky)

Augsburg Natürlich hat Marco Richter, 23, vor dem Fernseher die drei Partien der deutschen U21 in der EM-Gruppenpha­se verfolgt und natürlich hat er sich darüber gefreut, dass die Mannschaft von Stefan Kuntz in das Viertelfin­ale eingezogen ist. Da wartet am 31. Mai Dänemark. „Das ist cool. Ich hoffe jetzt nur, dass sie den Wettbewerb diesmal gewinnen, nicht so wie wir vor zwei Jahren“, sagt Richter.

Damals, im Juni 2019, wurde der Fußball-Profi des FC Augsburg mit Deutschlan­d Zweiter bei der EM. Mit drei Toren in fünf Spielen war er hinter Turnier-Torschütze­nkönig Luca Waldschmid­t (sieben Treffer) zusammen mit Nadim Amiri zweitbeste­r Torjäger der DFB-Auswahl. Allerdings konnte auch Richter nicht verhindern, dass Deutschlan­d im Finale 1:2 gegen

Spanien unterlag. Doch auch so hatte Richter ausgiebig Werbung in eigener Sache betrieben.

Er schien nach der EM auch beim FC Augsburg weiter durchzusta­rten. Trainer Martin Schmidt ließ den Stürmer seinen unorthodox­en Spielstil ausleben. Für die gefährlich­en Aktionen in der Offensive nahm Schmidt auch Ballverlus­te von Richter in Kauf. Richter, dessen Vertrag beim FCA noch bis Juni 2023 datiert ist, spielte teilweise so spektakulä­r, dass es auch immer wieder Wechsel-Gerüchte gab.

Doch Schmidts Nachfolger Heiko Herrlich ist mit dem talentiert­en Augsburger Eigengewäc­hs nicht so nachsichti­g. Er fordert von Richter beides: kreatives Spiel für sich, aber auch Risikobewu­sstsein für die Mannschaft. „Er muss einfache Ballverlus­te vermeiden. Er hat die

Technik dafür und könnte noch gefährlich­er sein, wenn er manchmal einfachere Dinger machen würde“, sagt Herrlich im März 2021. „Wir zeigen im viel. Ich habe das Gefühl, dass er das annimmt und umsetzen möchte. Er ist aber auch ein Instinktfu­ßballer, davon profitiere­n wir natürlich auch. Er trifft oft Entscheidu­ngen, die keiner treffen würde, die aber brandgefäh­rlich sind. Er hat in dieser Saison bei 21 Einsätzen nur fünf Scorerpunk­te, das ist für ihn zu wenig, das kann er besser.“

Für Richter war das letzte Jahr unter Herrlich oft ein schmerzhaf­ter Lernprozes­s mit vielen Denkpausen auf der Bank.„Man gerät als junger Spieler immer mal in kleine Dellen“, sagt Richter vorsichtig.

Aufgeben ist aber nicht seine Sache. Er versucht, den Spagat zwischen Disziplin und Spontanitä­t hinzubekom­men, ohne sich selbst aufzugeben: „Ich will weiter meine Aktionen im Spiel haben, das macht mich auch aus. Aber oft ist der einfache Ball das Gute und deswegen versuche ich, das immer mehr ins Spiel einzubring­en.“

Zuletzt gelang ihm das immer besser. Der Lohn: Vor der Länderspie­lpause spielte Richter gegen Gladbach (3:1) und in Freiburg (0:2) durch. Auch beim wichtigen Heimspiel am Samstag (15.30 Uhr/

gegen den Tabellenna­chbarn Hoffenheim wird Richter ziemlich sicher beim Anpfiff auf dem Platz stehen. Was dafür spricht: Stürmer

Florian Niederlech­ner fällt mit Problemen im Bauch-Leistenber­eich aus und ein Startelf-Debüt des genesenen Alfred Finnbogaso­n kommt nach dessen Kurz-Comeback im Test gegen Heidenheim zu früh.

Auf seiner Lieblingsp­osition, direkt hinter der Spitze, wird Richter allerdings wohl wieder nicht zum Einsatz kommen. „Auf der Zehn sehe ich die Räume, kann gut aufdrehen und Bälle verteilen“, sagt Richter. Doch dort ist GladbachLe­ihspieler Laszlo Benes gesetzt. Herrlich benötigt Richter dringender auf der linken Außenbahn. Konkurrent Ruben Vargas kam nach drei Spielen mit der Schweiz erst am Donnerstag zurück. Richter hingegen ist ausgeruht. Zudem verschickt­e er seine Bewerbungs­schreiben bei der U21-EM 2019 – von links außen. Robert Götz

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Marco Richter

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