Die Osterbotschaft in Glas, Stein, Holz und Farbe
Glaube Wie haben sich Künstler von heute und aus vergangenen Epochen Jesu Tod und Auferstehung vorgestellt? Zeugnisse unterschiedlichster Art sind in den Kirchen im Unterallgäu zu finden – teils nur zur Osterzeit
Unterallgäu Halleluja! Mit diesem Jubelruf begehen die Christen in aller Welt das größte aller Feste des Kirchenjahres. Christus ist von den Toten auferstanden: „Das Grab ist leer, der Held erwacht“oder, wie es im 12. Jahrhundert hieß: „Christ ist erstanden, von der Marter alle, des sollt ihr alle froh sein, Christ soll unser Trost sein. Kyrieleis.“Es sind diese Lieder, die in der Osternacht gesungen werden und den Menschen Hoffnung, Zuversicht und Freude bringen. Sagte Jesus doch: „Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, der wird leben, auch wenn er stirbt.“Wie haben sich die Künstler aller Epochen der vergangenen 2000 Jahre dieses Fest Ostern, diese Auferstehung vorgestellt, wie die Osterszenen dargestellt, gemalt, modelliert, in Holz geschnitzt und in Stein gemeißelt? Zeugnisse der unterschiedlichsten Art gibt es in den römisch-katholischen und den evangelischen Kirchen in der Region.
Helmut Ammann (1907-2001) hat als Bildhauer, Maler und Grafiker viel beachtete Zeichen seiner Kunst gesetzt. Eines davon sind seine Glasfenster in der Evangelischen Erlöser kirche in Bad Wörishofen. Sie verkörpern Geschehnisse aus dem Erlösungswerk Christi, darunter auch die Szene am offenen Grab. Der Engel erscheint den Frauen Maria von Magdala und der anderen Maria, die zum Grab kamen, um nachzusehen. Der Engel des Herrn setzte sich auf den Stein und sagte „Fürchtet euch nicht … Er ist nicht hier, er ist auferstanden, wie er gesagt hat.“Pfarrerin Susanne Ohr deutet den Engel folgendermaßen: „Sein Flügel beschirmt nicht nur die weinenden Frauen, sondern wirkt auf mich wie ein Wegweiser oder Fingerzeig, weg vom Grab, hin zum Leben.“
In der Pfarrkirche Mariä Himmel fahrt in Türkheim wird nach der Liturgie am Karfreitagabend das Heilige Grab für die Gläubigen geöffnet. Das Grab mit einer lebensgroßen, aus Holz geschnitzten Christusfigur aus dem 13. Jahrhundert, befindet sich unterhalb des Volksaltars, wohl schon aus der romanischen Vorgängerkirche. Das Grab kann über zwei neben dem Altar vorhandenen Treppen erreicht werden. Das ist auch eine Erinnerung daran, dass die Türkheimer Pfarrkirche im Mittelalter dem Patriarchen von Jerusalem gehörte. Sie wurde vom Orden vom Heiligen Grab in Denkendorf verwaltet. Mesner Friedrich Strecker wird das Grab in diesem Jahr mit 33 Rosen schmücken, eine Rose für jedes Lebensjahr Jesu.
Eine Besonderheit gibt es, die leider nur als Kopie in einem Kasten über der Mensa am linken Seitenaltar bewundert werden kann: das Grabtuch von Turin. Das Original ist zwei mal zwei Meter groß und zeigt die Abdrücke des toten Jesus. Herzog Maximilian Philipp erhielt es 1665 vom Bruder seiner Schwägerin, Karl Emmanuel II von Savoyen.
Ein Heiliges Grab mit dem Leichnam Jesu und dem Auferstandenen ist auf den auswechselbaren Altarbildern in der Pfarrkirche St. Martin in Schlingen jeweils am Karfreitag und an Ostern zu sehen. Gemalt hat sie 1892 J. Zündl v. Leeden.
Der Auferstandene, eine 1,20 Meter hohe Holzfigur, wird Ostern in der Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt in Markt Wald stehen. Laut Karl Dolp wird sie zu dem hohen Festtag in die Kirche getragen. Alte, reich bestickte Messgewänder zeugen auch hier von früheren Zeiten, als die Priester noch am Hochaltar die heilige Messe zelebrierten, den Gläubigen dabei den Rücken zukehrten. In den 1960er Jahren wurde das geändert und die Volksaltäre eingeweiht.
Wie sehr Maria, die Mutter Jesu über den Tod ihres Sohnes Jesus getrauert hat, wird bei der „Pieta“, der „Mater Dolorosa“deutlich. Der vom Kreuz abgenommene Jesus liegt auf ihrem Schoß. Die Skulpturen der Schmerzensmutter sind in vielen Kirchen zu finden, ob in der Stadt pfarrkirche St. Stephan in Mindelheim,
in Mariä Himmelfahrt in Markt Wald, in St. Michael in Stockheim oder auch in der kleinen Wallfahrtskirche St. Rasso in Untergammenried. Der Auferstandene ist außerdem ein starkes Sinnbild auf Grabmälern, so wie auf dem Friedhof von St. Michael in Stockheim mit der Gravierung: „Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben.“
In der Jesuitenkirche in Mindelheim ist derzeit eine Fastenkrippe zu sehen, von Erwin Holzbaur als Federzeichnung gemalt und von Martin Hirle in Holz geschnitzt. Sie ist von 1988 und wird je nach Ereignis im Leben Jesu mit neuen Szenen dargestellt. Die Tradition der Osterkrippe reicht weit zurück. Im 18. und 19. Jahrhundert war die Passionskrippe weit verbreitet. In Mittel- und Westeuropa geriet sie fast völlig in Vergessenheit, bis sich Holzbildhauer wieder mit diesem Thema befassten.