Mindelheimer Zeitung

Ein neues Klostermus­eum für Ottobeuren

Projekt In Ottobeuren entsteht für 1,9 Millionen Euro ein neues Museum in historisch­em Ambiente. Jetzt ist auch die Finanzieru­ngslücke geschlosse­n. Wie es nun mit dem Projekt weitergeht

- VON THOMAS SCHWARZ

Ottobeuren Jetzt steht die Finanzieru­ng für das neue Klostermus­eum in Ottobeuren: Die noch offene Lücke schließt die Bundesrepu­blik Deutschlan­d. Den entspreche­nden Förderbesc­heid über 370.000 Euro für das insgesamt rund 1,94 Millionen Euro teure Projekt übergab der heimische Bundestags­abgeordnet­e Stephan Stracke an die „Vereinigun­g der Freunde der Benediktin­erabtei Ottobeuren“. Eröffnung des Museums soll im Juli 2022 sein.

„Das gibt uns Planungssi­cherheit“, freut sich Abt Johannes Schaber, der auch im Vorstand des Vereins sitzt. Seit über zwei Jahren laufen die Planungen, verzögert jedoch durch Corona.

Zudem klaffte eine Finanzieru­ngslücke von rund 400.000 Euro, erzählt Josef Miller, Vorstandsm­itglied der Vereinigun­g und ehemaliger bayerische­r Landwirtsc­haftsminis­ter. Eher durch Zufall habe er den jetzigen Fördertopf in Berlin entdeckt. Die dortigen Bedingunge­n – große Maßnahme und nationale Bedeutung – habe das Ottobeurer Projekt erfüllt. Für den nötigen politische­n Anschub sorgte MdB Stracke. „Die Kollegen im Haushaltsa­usschuss des Bundestags waren leicht zu überzeugen, weil sie die Qualität der Maßnahme gesehen haben“, sagt der CSU-Politiker. Stracke sprach von „einem Leuchtturm in der schwäbisch­en Museumslan­dschaft“. Der Bund ist damit der größte Fördermitt­elgeber für das neue Klostermus­eum.

Weiterhin habe die Vereinigun­g „viele Gespräche mit potenziell­en Geldgebern“geführt, ergänzt Miller. Schließlic­h sei das Ziel gewesen, das neue Museum nicht nur zeitgemäß zu konzipiere­n, sondern auch dauerhaft tragbar zu machen. Das betreffe in Zukunft auch die voraussich­tlichen „Deckungslü­cken“von jährlich 60.000 bis 80.000 Euro, sagt Markus Brehm, der ebenfalls Vorstandsm­itglied der Vereinigun­g ist. Denn das Museum habe zwar Einnahmen durch die Tickets und den Aber das reiche eben nicht, um die laufenden Kosten zu decken.

„Die Herausford­erung hier ist, die schon an sich sehr sehenswert­en Räumlichke­iten – das Kloster ist über 1200 Jahre alt – mit den Exponaten und dem neuen Ausstellun­gskonzept noch sehenswert­er zu maShop.

chen“, betont Brehm. Damit das gelingt, werde nun ein spezielles kinderund jugendpäda­gogisches Konzept rund um das Thema Kirche/

Kloster entwickelt – denn Zielgruppe seien besonders Schulen, aber auch Familien, die in der Region leben oder Urlaub machen.

Noch stehen die Räume leer, aber im Sommer beginnen die Ausschreib­ungen für Technik und Medien, erklärt Frater Tobias, der im Kloster für das Projekt federführe­nd ist. Die ersten Strom- und Datenleitu­ngen würden nun verlegt. Dabei müsse stets auf die historisch­e Bausubstan­z geachtet werden.

„Es wird viele Dinge zum Berühren und direkt Erleben geben“, schildert der Benediktin­ermönch das multimedia­le Konzept. Das pädagogisc­he Programm werde mit den Lehrplänen der Schulen abgestimmt, damit die Kinder und Jugendlich­en auch einen praktische­n Nutzen hätten. Auch eine blinde Museumspäd­agogin sei eingebunde­n, damit die Inklusion nicht zu kurz komme.

Dazu passt auch eine „Riech-Orgel“, in der die verschiede­nen Düfte aus dem klösterlic­hen Kräutergar­ten zu ergründen sind. Zudem gibt es mehrere Fragestati­onen rund um klösterlic­he Themen – die Antworten liefert Abt Johannes persönlich auf digitalem Weg. Es gibt aber auch ganz klassische Erfahrunge­n – so können die Museumsbes­ucher beispielsw­eise ein Modell des klösterlic­hen Dachstuhls zusammenba­uen oder Schriften wie im Mittelalte­r in einer Schreibwer­kstatt verfassen.

Damit das ganze Programm auch bekannt wird und die Besucher angelockt werden, soll unter anderem mit der Gemeinde Ottobeuren und der Allgäu GmbH bei deren touristisc­hen Konzepten zusammen gearbeitet werden, erklärt Brehm. Vorstellba­r sei beispielsw­eise ein Kombi-Ticket für das Klostermus­eum und das ebenfalls in Ottobeuren ansässige Kunerth-Museum für zeitgenöss­ische Kunst. So würden die Besucher länger im Heimatort von Sebastian Kneipp verweilen – wovon letztlich auch die örtliche Gastronomi­e und die Hotels profitiere­n würden.

 ?? Foto: Schwarz ?? Vor der Kulisse der Basilika übergibt Bundestags­abgeordnet­er Stephan Stracke (Zweiter von links) den Förderbesc­heid des Bun‰ des über 370.000 Euro für das neue Klostermus­eum an (von links) Josef Miller (Vorstand der Vereinigun­g der Freunde der Bene‰ diktinerab­tei Ottobeuren) sowie Abt Johannes Schaber, Vereinigun­gsvorstand Markus Brehm und Frater Tobias.
Foto: Schwarz Vor der Kulisse der Basilika übergibt Bundestags­abgeordnet­er Stephan Stracke (Zweiter von links) den Förderbesc­heid des Bun‰ des über 370.000 Euro für das neue Klostermus­eum an (von links) Josef Miller (Vorstand der Vereinigun­g der Freunde der Bene‰ diktinerab­tei Ottobeuren) sowie Abt Johannes Schaber, Vereinigun­gsvorstand Markus Brehm und Frater Tobias.

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