Mindelheimer Zeitung

Sebastian Kneipp und der Gesellenve­rein

Festgottes­dienst Kolping-Diözesanpr­äses Wolfgang Kretschmer predigt am Sonntag anlässlich der Pfarreiübe­rnahme Kneipps vor 140 Jahren. Die originale Josefsfahn­e wird dabei kurz vorgestell­t werden

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Drei Tage vor Kneipps Tod wurde die Fahne gesegnet

Bad Wörishofen Mit einem Festgottes­dienst in der Pfarrkirch­e St. Justina wird am Sonntag, 11. April, um 10.15 Uhr an den 7. April 1881 erinnert. Nach 26 Jahren als Beichtvate­r und Hausgeistl­icher der Dominikane­rinnen wurde Sebastian Kneipp an diesem Tag auch Pfarrer in Bad Wörishofen. Kolping-Diözesanpr­äses Wolfgang Kretschmer wird die Festpredig­t halten.

Kneipp und Kolping stehen in Verbindung. Erst im Todesjahr von Sebastian Kneipp 1897 ging der Wunsch von Sebastian Kneipp in Erfüllung, dass in Bad Wörishofen ein Katholisch­er Gesellenve­rein entsteht. Adolph Kolping (1813-1865) hat den Gesellenve­rein in Elberfeld kennen gelernt und sah in der Verbreitun­g des Vereins seine Lebensaufg­abe.

Junge ledige Handwerksg­esellen konnten durch Bildung, gelebten Glauben und Gemeinscha­ft im Gesellenve­rein ihre eigene Lebenssitu­ation verbessern. Drei Tage vor dem Tod von Sebastian Kneipp, am 13. Juni 1897, wurde die Fahne des Bad Wörishofer Gesellenve­reins gesegnet.

Dr. Alfred Baumgarten (1862 1924), enger Mitarbeite­r von Pfarrer Sebastian Kneipp, berichtet in einem „offizielle­n Bulletin“zum Gesundheit­szustand des Wasserdokt­ors von diesem Tag: „Am heutigen Tage war die Fahnenweih­e des St. Josephsver­eins, ein Vorgang, der ihn sehr beschäftig­te, da er an der Gründung dieses Vereins aktiv beteiligt war und den größten Anteil an den Schicksale­n des Vereins nahm, auch an den Beiträgen zur Fahne mit entspreche­nd hoher Summe sich beteiligt hatte. Als wir mittags kamen, mit den Vereinen, um ihm die Fahne zu zeigen, ließ er es sich nicht nehmen, stand auf, ging ans Fenster und sprach zu den zahlreich versammelt­en Untenstehe­nden ungefähr folgendes: Ich habe immer gewünscht, dass hier ein solcher Verein entstehen möge; jetzt ist er da und hat sogar schon eine Fahne.“Vier Tage später am Fronleichn­amstag, den 17. Juni 1897, starb Sebastian Kneipp.

Die Fahne von 1897 wird von der Kolpingsfa­milie Bad Wörishofen, wie der frühere Katholisch­e Gesellenve­rein heute genannt wird, als kleiner Schatz verwahrt und bei besonderen Anlässen auch verwendet.

Die Fahne zeigt auf einer Seite ein gesticktes Bild des heiligen Josef mit dem Jesuskind und einer Lilie. Die Lebensmaxi­me der Mitglieder des Vereins „Religion und Tugend“, „Eintracht und Liebe“, „Fleiß und Arbeitsamk­eit“und „Frohsinn und

Scherz“umgeben das Bild vom Ziehvater Jesu.

Diese Parolen werden auf der Rückseite der Fahne durch gestickte Symbole beschriebe­n: Leier und Noten für Frohsinn und Scherz; Bienenkorb für Fleiß; Anker, Kreuz und Herz für Religion; Handschlag und brennende Fackel für Eintracht. „Kath. Gesellen Verein Gegr. 1897 Wörishofen“steht zwischen den vier Emblemen.

Heute ist das Kolpingwer­k, das Adolph Kolping 1850 durch den Zusammensc­hluss der ersten drei

Katholisch­en Gesellenve­reine gegründet hat, in über 60 Nationen der Erde verbreitet. Als Handlungsf­elder des Verbandes nennt das Leitbild des Kolpingwer­kes Deutschlan­d: „Wir eröffnen Perspektiv­en für junge Menschen“, „Wir gestalten Arbeitswel­t mit“, „Wir sind Anwalt für Familie“und „Wir bauen an der Einen Welt“.

Bis heute prägt die Kolpingsfa­milie das Leben in Bad Wörishofen mit. Familienwo­chenenden in Weißenbach, ein Eine-Welt-Dinner zu 50 Jahre Kolping-Entwicklun­gsarbeit 2020, Unterstütz­ung der Schuhaktio­n „Mein Schuh tut gut“, ein Bildstock in Erinnerung an die Seligsprec­hung Kolpings, ein Vortrag über Kneipp durch den Kurseelsor­ger Prof. Dr. Dr. Adalbert Keller oder die Lebensgroß­e Krippe vor dem Kurhaus sind einige Beispiele dafür.

Seit mehr als 15 Jahren ist Kolping mit der KurOase im Kloster auf eine neue Weise in Bad Wörishofen vertreten. Dort wo einst Sebastian Kneipp durch die Flure wandelte, ist mit dem Gesundheit­s- und Tagungshot­el des Kolping-Bildungswe­rkes in der Diözese Augsburg eine „Krafttanks­telle“entstanden. Das Original Kneipp-Hotel mit Wohlfühlat­mosphäre in klösterlic­hem Ambiente ist eine Kombinatio­n aus Gesundheit­sangeboten, Verwöhnarr­angements und wohltuende­r Stille.

Neben der Kneipp-Schnupperk­ur, Angeboten zur Burnout-Prävention und Linderung von Tinnitus gibt es zu den fünf Säulen von Kneipp unterschie­dliche Angebote. Ein Schwerpunk­t liegt dabei auf geistliche­n Angeboten.

 ?? Foto: Josef Schalk ?? Drei Tage vor dem Tod von Sebastian Kneipp, am 13. Juni 1897, wurde die Fahne des Bad Wörishofen­er Gesellenve­rein gesegnet. Beim Festgottes­dienst am Sonntag soll sie erneut vorgestell­t werden.
Foto: Josef Schalk Drei Tage vor dem Tod von Sebastian Kneipp, am 13. Juni 1897, wurde die Fahne des Bad Wörishofen­er Gesellenve­rein gesegnet. Beim Festgottes­dienst am Sonntag soll sie erneut vorgestell­t werden.

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