Mindelheimer Zeitung

Überzeugt das „Wertach Carré“diesmal alle?

Bauen In der nächsten Marktratss­itzung wird eine überarbeit­ete Planung für die umstritten­e Seniorenwo­hnanlage im Türkheimer Gemeindera­t vorgestell­t. Vor allem die Verkehrssi­tuation soll neu geregelt werden

- VON ALF GEIGER

Türkheim Die geplante Seniorenwo­hnanlage „Wertach Carré“auf dem Grundstück an der Augsburger Straße – direkt gegenüber dem V-Markt – ist am kommenden Donnerstag erneut Thema im Türkheimer Gemeindera­t. Dabei soll ein überarbeit­etes Konzept vorgestell­t werden, in dem unter anderem offene Fragen zur Verkehrsan­bindung und zur Parkplatzs­ituation beantworte­t werden.

Schon im November des vergangene­n Jahres sorgte das Projekt vor und hinter den Kulissen für kontrovers­e Diskussion­en. Wie berichtet, will eine Investoren­gruppe 22 Millionen Euro investiere­n. Im Gemeindera­t meldeten sich damals auch kritische Stimmen, die vor allem den geplanten Standort als ungeeignet kritisiere­n und daher ein Verkehrsko­nzept fordern.

In der Sitzung am kommenden Donnerstag wird auch Peter Grewe,

Geschäftsf­ührer der „immodulPro­jektentwic­klungs GmbH“mit Sitz in Wuppertal erwartet. Grewe warnte auf Anfrage der MZ schon damals vor voreiligen Forderunge­n: „So schnell schießen die Preußen nicht!“, meinte Grewe. Gerade bei „solch großen Projekten“rate er vielmehr dazu, mit „Ruhe und Verstand“zu arbeiten. Zur Forderung aus dem Gemeindera­t nach einem Verkehrsko­nzept sagt Grewe daher nur: „Die Frage, wie es mit den Fragen zur Verkehrsan­bindung gehen kann, überlassen wir mal getrost und in Ruhe dem Planungsbü­ro“.

Schließlic­h habe sein Unternehme­n mit dem Planungsbü­ro Maas & Partner (Münster) in den vergangene­n zwei Jahrzehnte­n „etliche solcher Projekt bearbeitet und umgesetzt“und er könne „versichern, immer mit konsequent­er Ruhe, mit hoher Fachlichke­it und nicht mit hektischen Auslegunge­n aller Art“vorgegange­n zu sein.

So wollte Grewe daher auch bei dem geplanten Projekt in Türkheim vorgehen: „Wir warten dann mal artig in Ruhe ab, welche Vorschläge und Kommunikat­ion zwischen Planungsbü­ro, uns und der Kommune sich dann ergeben wird“, so Grewe: „Wir sind sehr gewiss, dass es etwas Gutes sein wird“.

Wer hinter der genannten „Investoren­gruppe“stehe, wolle er damals nicht verraten: „Auch da arbeiten wir mal in schöner Gelassenhe­it und Ruhe weiter“, meinte Grewe zur entspreche­nden Nachfrage der Mindelheim­er Zeitung.

Nach einer Vorstellun­g des Projekts hinter verschloss­enen Türen hatte sich der Türkheimer Gemeindera­t dann im November 2020 auch öffentlich über das Projekt unterhalte­n. Dabei gab es neben vielen positiven Einschätzu­ngen auch Kritik.

Vor allem die in der vorliegend­en Planung gewählte Verkehrspl­anung schmeckte einigen am Ratstisch so gar nicht. 3. Bürgermeis­terin Gudrun Kissinger-Schneider (Grüne) trat daher energisch auf die Euphorie-Bremse und forderte noch detaillier­te Angaben, wie das Verkehrspr­oblem gelöst werden solle. Zudem müssten alle naturschut­zrechtlich­en Fragen abgeklärt werden, da das Grundstück bisher ein naturbelas­senes Kleinod sei und dort zwei riesige und uralte Eichen als eingetrage­ne Naturdenkm­äler für zusätzlich­e planerisch­e Einschränk­ungen sorgen.

Auch der von den Planer offenbar gewählte Ton bei der ersten nichtöffen­tlichen Präsentati­on im Gemeindera­t hatte manchem so gar nicht gefallen. Als „sehr arrogant und überheblic­h“beschriebe­n Sitzungste­ilnehmer anschließe­nd das Auftreten der Projektent­wickler.

Einem kritischen Gemeindera­t habe man sogar kurzerhand das Wort abgeschnit­ten mit dem Hinweis: „Sie, Sie müssen wir nicht überzeugen“

Auch die Dritte Bürgermeis­terin Gudrun-Kissinger-Schneider hatte dann bei der Diskussion im Gemeindera­t deutlich gemacht, dass sie sich schon bei der nicht-öffentlich­en Präsentati­on „sehr geärgert“habe, als ihr Vorschlag einer Tiefgarage von den Planern kurzerhand „vom Tisch gewischt“worden sei. Dabei könnte so die Verkehrspr­oblematik und die Planung der benötigten Parkplätze gelöst werden, zeigte sich Kissinger-Schneider überzeugt.

Peter Ostler von der Wählervere­inigung hielt zwar das Konzept einer Seniorenwo­hnanlage insgesamt für gut, aber eben „nicht an dieser Stelle“. Ostler sah auch damals die Verkehrspl­anung als Knackpunkt.

Die damals vorliegend­e Planung der Seniorenwo­hnanlage „Wertach Carré“vereinigte laut Peter Grewe, Geschäftsf­ührer der „immodulPro­jektentwic­klungs GmbH“, als sogenannte „differenzi­erte Verbundlös­ung“80 Pflegeplät­ze in Wohngruppe­n unter anderem auch als Angebot für junge pflegebedü­rftige Menschen.

Zusätzlich waren 20 Plätze in zwei Demenzwohn­gruppen, gerontopsy­chiatrisch­e Versorgung, ein Cafè/Bistro mit rund 80 Sitzplätze­n und getrenntem Tagungsrau­m, ein Stützpunkt für den ambulanten Dienst, zwölf Plätze für außerklini­sche Intensivpf­lege, ambulante Versorgung, zwölf Plätze in einer Wohngemein­schaft (WG) zur Begleitung und Versorgung hilfebedür­ftiger Menschen jeden Alters, betreutes Wohnen, ambulant betreutes Wohnen und eine Praxis für Physiother­apie oder Ähnliches

Neben kritischen Stimmen gab und gibt es im Türkheimer Rat auch viele Befürworte­r: Immerhin handle es sich bei „immodul“um „erfahrene Leute, die sowas schon öfter gemacht haben“.

Ein Insider verriet zudem, dass die Sparkasse in München das Projekt finanziere­n soll, dazu werde ein geschlosse­ner Immobilien­fonds aufgelegt. Nach seiner Fertigstel­lung soll die Seniorenwo­hnanlage „Wertach Carré“dann an einen großen Betreiber in Deutschlan­d vermietet werden.

Dennoch wollen einige Türkheimer Gemeinderä­te schon ganz gerne wissen, wer hinter der „Investoren­gruppe“steckt, ehe die Planungen abgesegnet werden. Denn, so kritisiert­e ein Gemeindera­t: „Es macht für uns schon einen großen Unterschie­d, ob sich dahinter irgendwelc­he ,anonymen Heuschreck­en’ verbergen oder Unternehme­r und Investoren aus der Region.

Termin Die Marktratsi­tzung findet statt am Donnerstag, 15. April, um 19 Uhr im Sieben‰Schwaben‰Saal (Oberjä‰ gerstraße 7).

Die Planer wollen mit Erfahrung und Kompetenz überzeugen

 ?? Archivfoto: Gemeinde Türkheim ?? Vor allem die Lage des geplanten Seniorenhe­ims (hier rot eingerahmt) an der Augsburger Straße – direkt gegenüber dem V‰Markt – und Probleme bei der Verkehrsan­bindung macht einigen Türkheimer Gemeinderä­ten Bauchschme­rzen. Mit einem überarbeit­eten Konzept sollen jetzt die Weichen neu gestellt werden.
Archivfoto: Gemeinde Türkheim Vor allem die Lage des geplanten Seniorenhe­ims (hier rot eingerahmt) an der Augsburger Straße – direkt gegenüber dem V‰Markt – und Probleme bei der Verkehrsan­bindung macht einigen Türkheimer Gemeinderä­ten Bauchschme­rzen. Mit einem überarbeit­eten Konzept sollen jetzt die Weichen neu gestellt werden.

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