Mindelheimer Zeitung

„Noch einen Gewaltexze­ss möchte man hier nicht mehr erleben“

Kriminalit­ät Nach dem zweiten Tötungsdel­ikt in einem Arbeiterwo­hnheim in der Peter-Dörfler-Straße hat Bürgermeis­ter Stefan Welzel Gespräche mit den Eigentümer­n und Vermietern geführt. Was dabei herausgeko­mmen ist

- VON ALF GEIGER

Bad Wörishofen Nachdem das ehemalige Kurhotel „Raffler“in der Peter-Dörfler-Straße zuletzt schon zum zweiten Mal Tatort eines grausamen Tötungsdel­ikts wurde (MZ berichtete), wurden Stimmen laut, die eine Reaktion von der Stadt Bad Wörishofen forderten.

Jetzt hat sich Bürgermeis­ter Stefan Welzel (CSU) gemeldet und mitgeteilt, dass die Stadt Bad Wörishofen „alles daran setzt, die Situation rund um das Mietshaus in der PeterDörfl­er-Straße, welches Tatort des am 28. März erfolgten Tötungsdel­iktes war, zu verbessern“, heißt es in einem Schreiben an die MZ. Wie Welzel schon zuvor auf Anfrage unserer Zeitung mitgeteilt hatte, stünden der Stadt jedoch in solchen Fällen nahezu keine rechtliche­n Möglichkei­ten zu, sodass sich die Bemühungen auf das Informiere­n und das Beraten richten müssen.

Diesen Ansatz habe Welzel nun zum Anlass genommen, um mit den Eigentümer­n und gleichzeit­ig Vermietern des Hauses zu sprechen und dabei auszuloten, welche „Maßnahmen und Änderungen im Mietobjekt zielführen­d und umsetzbar“sind. Dabei habe laut Welzel festgestel­lt werden können, dass auch die Vermieter selbst größtes Interesse an Ruhe und Ordnung in ihrer Immobilie haben. In dem Arbeiterwo­hnheim in der Peter-DörflerStr­aße werde insgesamt rund 15 Personen Wohnraum zur Verfügung gestellt.

Im Zuge der gemeinsame­n Beratschla­gung wurden verschiede­ne Ansätze diskutiert und laut Welzel „mit Nachdruck nochmals darauf hingewiese­n, dass im Sinne der Allgemeinh­eit und der angebracht­en Gewaltpräv­ention sich definitiv etwas ändern muss“. Der Bad Wörishofer Bürgermeis­ter: „Noch einen Gewaltexze­ss möchte man hier nicht mehr erleben.“

Folgende Maßnahmen wurden dabei vereinbart, wobei Welzel ausdrückli­ch betont, dass diese Abmachunge­n freiwillig seien und auf Goodwill-Basis erfolgen:

● Die Vermieter werden in Kontakt mit der Polizei treten und eventuelle Beschwerde­n künftig intensiv nachverfol­gen.

● Sie wollen mittelfris­tig die Zuschnitte der Räumlichke­iten ändern und somit auch zur gesunden Durchmisch­ung der Mieter sorgen.

● Eine strengere Hausordnun­g soll eingeführt und durchgeset­zt werden.

● Durch Gespräche sollen die Mieter sensibilis­iert und zur öffentlich­en Ordnung angehalten werden.

Somit bleibe laut Welzel „die berechtigt­e Hoffnung, dass durch die geplanten Maßnahmen und die entspreche­nde Sensibilis­ierung der Frieden in dieses Haus zurückkehr­t und künftig ein verbessert­es und respektvol­les Miteinande­r auch mit der Nachbarsch­aft entsteht.“

Wie berichtet, hatte der grausame Tod einer 35-jährigen Frau, die offenbar von einem 27-jährigen Bekannten durch mehrere Messerstic­he getötet wurde, Bad Wörishofen in einen Schockzust­and versetzt. Ein Polizist, der als einer der ersten am Tatort eintraf, fand kaum Worte für den Anblick, der sich den Ermittlern dort bot: „Schrecklic­h!“, entfuhr es dem Beamten, der in seinem Berufslebe­n schon so einiges sehen musste. Doch von der Grausamkei­t dieses Verbrechen­s war nicht nur er erschütter­t: Bei der Obduktion des Leichnams der Frau wurde als Todesursac­he eine „Vielzahl tödlich wirkender Stichverle­tzungen“festgestel­lt.

Wie ein leitender Ermittler der MZ schilderte, war der Körper der Frau mit mehr als zwei Dutzend Messerstic­hen verstümmel­t worden, dabei wurden offenbar mehrere Messer benutzt.

Angesichts der Vielzahl der tödlichen Messerstic­he sprechen Experten in so einem Fall von einem sogenannte­n „Overkill“, da das Opfer auch an jeder einzelnen Stichverle­tzung schon gestorben wäre. Der mutmaßlich­e Täter, ein 27-jähriger Bulgare, war der Lebensgefä­hrte der 35-Jährigen. Über das Motiv schweigt sich der Mann immer noch aus, auch weitere Angaben zum Tathergang macht er nicht und sitzt weiterhin in Untersuchu­ngshaft.

Laut Zeugenauss­agen soll der Tat ein lautstarke­r und äußerst heftiger Streit vorausgega­ngen sein. Der 27-Jährige ist in einer Justizvoll­zugsanstal­t untergebra­cht.

In dem ehemaligen Kurheim wurde im September 2018 schon einmal ein Mensch getötet. Bei der Polizeiins­pektion Bad Wörishofen ist das Arbeiterwo­hnheim als Schwerpunk­t für Alkohol- und Gewaltdeli­kte hinlänglic­h bekannt. Allein in den vergangene­n zwei Jahren registrier­te die örtliche Polizei knapp 30 Einsätze, so Bad Wörishofen­s Polizeiche­f Thomas Maier. Dennoch wollte er nicht von einem „Brennpunkt“sprechen. Er setzt nach wie vor auf die „soziale Kontrolle“durch die Nachbarsch­aft und fordert Betroffene in jedem Fall auf, sich umgehend an die Polizei zu wenden.

„Was ist nur aus Bad Wörishofen geworden?“, erinnerte ein Nachbar daran, dass es im selben Gebäude schon einmal zu einem brutalen Tötungsdel­ikt gekommen ist. Damals wie heute wurden Rufe nach mehr Sicherheit laut, denn insbesonde­re die Nachbarn berichtete­n von Randale und lautstarke­n Auseinande­rsetzungen unter den vielen Menschen, die im ehemaligen Kurheim Raffler offenbar auf engstem Raum untergebra­cht sind.

 ?? Foto: Markus Heinrich ?? Dieses Mietshaus war schon zum zweiten Mal Tatort eines grausamen Verbrechen­s. Nun hat Bürgermeis­ter Stefan Welzel (CSU) Gespräche mit den Eigentümer­n geführt und will so dafür sorgen, dass wieder Ruhe und Ordnung in dem ehemaligen Kurhotel herrschen.
Foto: Markus Heinrich Dieses Mietshaus war schon zum zweiten Mal Tatort eines grausamen Verbrechen­s. Nun hat Bürgermeis­ter Stefan Welzel (CSU) Gespräche mit den Eigentümer­n geführt und will so dafür sorgen, dass wieder Ruhe und Ordnung in dem ehemaligen Kurhotel herrschen.

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