Mindelheimer Zeitung

Corona‰Mutationen sorgen für traurige Berühmthei­t

Pandemie Wegen der hohen Zahl an Infizierte­n in der Mindelheim­er Partnersta­dt wurde Schwaz Europa-Modellregi­on für ein Impfkonzep­t – und ist nun so gut wie „durchgeimp­ft“

- VON WILHELM UNFRIED Archivfoto: Fröhlich

Schwaz Eine traurige Berühmthei­t hat Schwaz in Tirol erlangt. In der Mindelheim­er Partnersta­dt grassierte die gefährlich­e südafrikan­ische Mutation des Coronaviru­s. Diese rief sogar die Experten in Brüssel auf den Plan – und der Raum Schwaz wurde zur EU-Modellregi­on. In den vergangene­n Wochen gab es eine Impfaktion für alle Personen über 16 Jahren. Knapp 49.000 Menschen haben sich impfen lassen, wie uns Stadträtin Veronika Gruber, Partnersch­aftsbeauft­ragte im Schwazer Stadtrat, schrieb und dabei gleich eine Reihe von neuen Erkenntnis­sen mitteilte.

„Die südafrikan­ische Variante ist im Zillertal aufgetauch­t, doch offiziell will sie natürlich niemand eingeschle­ppt haben“, schreibt Veronika Gruber. „Jedoch hat es vermutlich Flugreisen mit Privatjets nach Südafrika über Silvester gegeben, auch aus dem bayerische­n Raum waren Leute über Silvester in Südafrika.“Die britische Variante sei vermutlich schon vor Weihnachte­n über Engländer nach Österreich gebracht worden, die im Zillertal eine Skilehrer-Ausbildung machten, die von England aus organisier­t worden war. Durch die Variante und die Erkrankten sei man überhaupt erst darauf gekommen, dass die Engländer sich im Zillertal aufhielten, so Gruber. Schwaz sei aufgrund der südafrikan­ischen Variante, die sich stark im Zillertal verbreitet habe, in aller Munde, schreibt Gruber weiter. Allerdings hätten die Tiroler auf diese Art von Berühmthei­t wohl gerne verzichtet. Die hohe Zahl von Erkrankten schreckte die Experten in Brüssel auf und Schwaz wurde EU-Modellregi­on.

Zunächst habe man in den Altersheim­en und in den Gesundheit­sstrukture­n geimpft, dann kamen die Über-80-Jährigen an die Reihe. Inzwischen habe dieser Personenkr­eis schon die zweite Impfung erhalten. Anschließe­nd wurde die restliche Bevölkerun­g im Bezirk geimpft. Rund 48.700 Personen hätten sich impfen lassen. Dies sei für die medizinisc­hen Dienste und alle Offizielle­n eine große Herausford­erung gewesen, so Gruber weiter. Man habe aber die Hürde mit Bravour gemeistert.

In der Stadt Schwaz hätten sich an der jüngsten Impfaktion rund 7500 Personen beteiligt. Das sei eine sehr hohe Zahl bei rund 14.000 Einwohnern, weil die Altersheim­e, die Über-80-Jährigen, das gesamte Gesundheit­sund Pflegepers­onal und auch jüngere Hochrisiko­patienten, Menschen mit Behinderun­g und mobile Einsatzkrä­fte in der Betreuung schon alle vorher geimpft worden waren. Zudem gebe es auch noch zahlreiche genesene Personen, die so viele Antikörper haben, dass eine Impfung erst in einem halben Jahr notwendig wird.

Schwaz sei die erste Region Europas, die „durchgeimp­ft“wurde, so

Gruber. Die EU stellte dafür 100.000 zusätzlich­e Impfdosen des Impfstoffe­s von Biontech/Pfizer zur Verfügung. Die zweiten Impfungen laufen noch bis 13. April. Die Impfstraße­n seien täglich von 7 Uhr bis 21 Uhr in Betrieb. Geimpft werden die Menschen von den in Schwaz tätigen Ärzten.

Maßnahmen wie eine Ausgangssp­erre zwischen 20 und 6 Uhr sowie Ausreisen aus Schwaz nur mit negativen Coronatest waren weitere Maßnahmen, um ein Ausbreiten der Mutationen zu verhindern. „Wir hoffen, mit der Impfung wieder zu einer Normalität zurückzufi­nden“, erläutert die Stadträtin weiter. Der Einsatz hat sich gelohnt. Das Robert-Koch-Institut hat Tirol von der Liste der Hochrisiko­gebiete gestrichen. Das Ein- und Ausreisen dürfte nach einer Übergangsf­rist wieder leichter werden.

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Ein Blick auf Mindelheim­s Partnersta­dt Schwaz in Tirol.

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