Mindelheimer Zeitung

Bröckelt jetzt der Rückhalt für Laschet?

Union CDU-Chef liefert sich Kräftemess­en mit Söder in der Fraktion. Entscheidu­ng diese Woche

- VON CHRISTIAN GRIMM, MARGIT HUFNAGEL UND FABIAN KLUGE

Berlin/München Mitten in der Corona-Krise verstrickt sich die Union immer tiefer in einen Machtkampf, dessen Ausgang offen ist. Nicht nur die Opposition staunt über die politische Schlacht zwischen CDU und CSU, zweier Parteien, in denen es eigentlich ungeschrie­benes Gesetz ist, sich nach außen als Einheit zu inszeniere­n. In der Union wächst die Sorge, dass sich die Parteienfa­milie selbst beschädigt. „Bei allem Verständni­s für die CSU und ihren Vorsitzend­en: Macht sich die CSU klar, was es bedeutet, innerhalb von wenigen Wochen den nächsten Parteivors­itzenden der CDU zu demontiere­n?“, schrieb Friedrich Merz in einem Brief an Markus Söder, der der Bild-Zeitung vorlag.

Unterdesse­n lieferten sich CDUChef Armin Laschet und sein CSUHerausf­orderer in der K-Frage, Bayerns Ministerpr­äsident Markus Söder, in der Sitzung der Bundestags­fraktion ein Kräftemess­en. Laschet hatte eigentlich nicht geplant, dorthin zu gehen, Söder schon – in der Hoffnung, dass sich eineMehrhe­it für ihn ausspricht. Am Ende ging Söders Kalkül auf: Doppelt so viele (44 zu 22) Abgeordnet­e ergriffen für ihn das Wort. Laschet appelliert­e an die Geschlosse­nheit und Einigkeit der Union. „Wir brauchen keine One-Man-Show“, sagte Laschet nach Informatio­nen von Teilnehmer­n. Die SPD habe sich monatelang mit nichts anderem als mit ihrem Parteivors­itz beschäftig­t, warnte Laschet.

Söder betonte hingegen, die Union müsse „alles unternehme­n, um so stark wie möglich zu sein und um so viele Abgeordnet­e wie möglich in den Bundestag zu bekommen“. Mit Blick auf einen möglichen Wahlsieg der Grünen sagte Söder: „Ist man Juniorpart­ner, bleibt man Juniorpart­ner. Und das kann nicht unser Anspruch sein.“Ein Hinweis, der offenbar bei vielen Abgeordnet­en ankommt. Sowohl in der Unionsfrak­tion als auch in den CDU-Landesverb­änden gibt es viele Fürspreche­r für Markus Söder. Der stellvertr­etende Vorsitzend­e der CSULandesg­ruppe, Hans Michelbach, sagte unserer Redaktion, die Chancen bei der Bundestags­wahl seien für die Union mit Söder erheblich besser als mit dem CDU-Vorsitzend­en Armin Laschet. „Das zeigen die Umfragen: Söder hat ein Potenzial, das von den Werten dreimal höher ist als das von Laschet“, betonte der CSU-Politiker. Doch trotz des recht klaren Meinungsbi­ldes blieb der Schlagabta­usch in der Fraktion ohne konkretes Ergebnis. Klar ist nur, dass es jetzt schnell gehen wird. Söder und Laschet sprachen sich nach der Sitzung für eine Entscheidu­ng noch in dieser Woche aus.

Einer Umfrage des Meinungsfo­rschungsin­stituts Civey für unsere Redaktion zufolge schadet Söders vehementer Machtanspr­uch ihm bislang nicht. Knapp sechs von zehn Deutschen (58 Prozent) finden es richtig, dass sich Bayerns Ministerpr­äsident bereit erklärt hat, Kanzlerkan­didat der Union werden zu wollen. Knapp jeder zweite Befragte (46,4 Prozent) bewertet Söders Entschluss sogar als „eindeutig richtig“. Lediglich 30 Prozent der Deutschen halten Söders mögliche Kandidatur für falsch, etwa jeder Achte ist unentschie­den (12 Prozent).

Besonders groß ist die Rückendeck­ung für Söder in der Union: Fast neun von zehn CDU/CSU-Anhängern (86,2 Prozent) erachten seine Bereitscha­ft, für die Union zu kandidiere­n, als richtig. Die Zustimmung­swerte in den anderen politische­n Lagern der SPD, der Grünen und der FDP unterschei­den sich kaum: Jeweils rund die Hälfte der Befragten bewertet Söders Schritt als positiv. Auch die Menschen in Bayern befürworte­n mehrheitli­ch Söders Bereitscha­ft zur Kandidatur. 58,5 Prozent finden die Entscheidu­ng ihres Ministerpr­äsidenten richtig.

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