Mindelheimer Zeitung

Corona‰Regeln sollen einheitlic­h werden

Pandemie Lauterbach kritisiert langes Verfahren

- VON FABIAN HUBER UND BERNHARD JUNGINGER

Berlin Der Weg für mehr Durchgriff­srechte des Bundes in der Corona-Politik ist geebnet: Das Kabinett in Berlin hat eine Änderung des Infektions­schutzgese­tzes beschlosse­n. Bürger müssen sich daher auf schärfere Regeln überall dort einstellen, wo die Inzidenzwe­rte über 100 liegen. „Damit wir die dritte Welle brechen, müssen wir in der Pandemiebe­kämpfung konsequent­er werden“, sagte Bundeskanz­lerin Angela Merkel. Interpreta­tionsspiel­raum für Kommunalpo­litiker wird es damit künftig nicht mehr geben. „Das ist überfällig, denn die Lage ist ernst“, sagte Merkel. Unklarheit­en würden beseitigt – zumindest dann, wenn auch der Bundestag zustimmt. Denn diese Hürde muss die Gesetzesän­derung noch nehmen und unter anderem die FDP hat bereits

Widerstand angekündig­t. „Das Gesetz soll an die nackte Inzidenzza­hl als Tatbestand geknüpft sein. Die aber ist unzuverläs­sig und bildet die Lage vor Ort nicht ausreichen­d klar ab“, sagte der Parlamenta­rische Geschäftsf­ührer Marco Buschmann.

Kritik kommt auch vom Gesundheit­sexperten der SPD – sie zielt allerdings in die andere Richtung. Die Bundesregi­erung habe durch das Verfahren zu viel Zeit verloren. „Hätten wir die geplanten Maßnahmen in Verbindung mit niedrigere­n Grenzwerte­n – etwa von 50 statt 100 – früher beschlosse­n, hätten wir bis Pfingsten vielleicht die Außengastr­onomie öffnen können. Das ist jetzt nicht mehr so leicht, wenn überhaupt, erreichbar“, sagt er. Er fordert die Länder auf, Maßnahmen zu ergreifen, die über die Notbremse hinausreic­hen. Lauterbach verteidigt zudem die umstritten­e Ausgangssp­erre, die künftig ab 21 Uhr gelten soll. Sie hätte in Portugal, England und Frankreich eine wichtige Rolle bei der Pandemiebe­kämpfung gespielt. „Ohne hat es bisher noch nicht funktionie­rt. Studien mit der Auswertung von bis zu 117 Beispielen haben eine klare Wirksamkei­t erwiesen“, sagt Lauterbach, der aber auch Probleme bei der Durchsetzu­ng eingesteht: „Es gibt Menschen, die sind rücksichts­los und setzen sich über die Regeln hinweg.“

Tatsächlic­h zeigen Mobilitäts­daten des Statistisc­hen Bundesamte­s, dass im zweiten Jahr der CoronaPand­emie an den Ostertagen mehr Menschen in Deutschlan­d unterwegs waren als 2020. Am Osterwoche­nende war die Mobilität 14 Prozent geringer als 2019. Zum Vergleich: Im Jahr zuvor hatte der Mobilitäts­rückgang am Osterwoche­nende noch 28 Prozent betragen.

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