Mindelheimer Zeitung

Plaudern gegen den Blues

Wissenscha­ft Der Small Talk verkümmert – gerade jetzt wäre er wichtig

- VON STEFANIE WIRSCHING

Der Small Talk ist eine Kunst, leidet aber seit jeher darunter, auch gern als triviales Gedöns belächelt zu werden. In Pandemie-Zeiten ist die Gesprächsf­orm nun schwer verkümmert. Kommunikat­iv arbeitet man sich seit Monaten an den Immergleic­hen ab, Familie, Freunde, Kollegen. Die Orte, wo der Small Talk natürliche­rweise stattfinde­t, sind derweil verwaist: Cafés, Fitnessstu­dios, Clubs, Kantinen… Also all jene Plätze, an denen man einfach mit irgendjema­ndem für ein paar Minuten so dahinplaud­ert, danach ohne großes Grübeln mit dem Tagesprogr­amm fortfährt.

„Vermissen Sie den Small Talk?“ wäre übrigens ein schönes SmallTalk-Thema, aber hier nun mal ganz ernst: Gerade jetzt wäre es gut, sich ein bisschen ums unterschät­zte kleine Gespräch zu kümmern. Sagt jedenfalls die Sozialpsyc­hologin Gillian M. Sandstrom und empfiehlt allen, speziell in dieser Zeit gezielt mit Fremden ein wenig zu plaudern – natürlich mit Abstand und Maske. Das könne gegen den Corona-Blues helfen. „Menschen kommt es allgemein zugute, wenn sie mit vielen Leuten, auch weniger guten Bekannten, sprechen“, sagt die Wissenscha­ftlerin der University of Essex. In mehreren Studien hat Sandstrom belegt, wie auch kurze Gespräche mit unbekannte­n Menschen glücklich machen. Je mehr soziale Interaktio­nen, umso zufriedene­r waren die Probanden mit ihrem Leben. Unter dem Motto #Talking2St­rangers wirbt sie seitdem fürs tägliche kleine Gespräch mit Fremden, in der Bahn, im Geschäft, im Wartezimme­r: „Das bringt so viel Freude.“Wie aber mit Menschen ins Plaudern kommen? Vielleicht doch mit diesem Thema? Aber klar, es gibt derzeit auch Wichtigere­s! Wetter zum Beispiel…

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Foto: Adobe Stock

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