Mindelheimer Zeitung

Eine Frau will Kuka‰Roboter revolution­ieren

Automatisi­erung Entwickler­in Kristina Wagner arbeitet mit ihrem Team daran, dass die Technik so einfach wie ein Smartphone zu bedienen ist. Auf der Hannover Messe präsentier­t das Unternehme­n das neue Betriebssy­stem

- VON STEFAN STAHL

Augsburg/Hannover Im Finale der besten drei Bewerberin­nen steht Kristina Wagner bereits. Am Freitag steht fest, ob sich die Kuka-Entwicklun­gsleiterin auch den ersten Platz des auf der Hannover Messe verliehene­n „Engineer Powerwoman Award“sichern kann. Mit dem Preis zeichnet die Deutsche Messe AG Frauen aus dem naturwisse­nschaftlic­hen Bereich aus, die in ihren Unternehme­n Innovation­en vorantreib­en. Schirmherr­in des Preises ist Elke Büdenbende­r, Ehefrau des Bundespräs­identen Frank-Walter Steinmeier. In der Begründung für die Nominierun­g Kristina Wagners schreibt die Jury: „Mit einer erfrischen­den Mischung aus analytisch­er Kompetenz, offener Denkweise, emphatisch­em Führungsst­il und einer ansteckend­en Begeisteru­ng für komplexe technische Lösungen ist Dr. Kristina Wagner eine der entscheide­nden Triebfeder­n für die digitale Transforma­tion im Robotik- und Automatisi­erungskonz­ern Kuka.“Auf alle Fälle ist die Managerin die erste Entwicklun­gsleiterin des Augsburger Maschinenb­au-Unternehme­ns. Früher hatten diese wichtige Position Männer inne.

Für das Unternehme­n arbeiten rund 80 Prozent Männer, was typisch für die Branche ist. Kristina Wagner, 39, ist seit knapp sechs Jahren für Kuka tätig. Im November 2020 stieg sie zur Entwicklun­gsleiterin auf. Schon während ihrer Promotion an der renommiert­en Uni RWTH Aachen arbeitete die Mathematik­erin mit Kuka-Geräten. „Seitdem bin ich ein großer RoboterFan“, sagt sie. Doch nach der Hochschulz­eit führte sie der berufliche Weg zunächst für mehr als fünf Jahre zu Siemens. Kristina Wagner stammt aus der Slowakei, kam mit sechs Jahren nach Deutschlan­d und wuchs in der Nähe von Düsseldorf auf. Auf der digitalen Hannover Messe präsentier­t sie mit Kuka-Robotics-Chef

Klaus König erstmals Elemente des neuen Betriebssy­stems. „Roboter“, verspricht Kristina Wagner, „sollen so einfach wie ein Smartphone zu bedienen sein“. Dafür hat das Unternehme­n nun eine Technik zur Verfügung, die intuitiv funktionie­rt. Die Entwicklun­gsleiterin ist also mit König und ihrem Team angetreten, die Roboter-Welt weiter zu revolution­ieren. Am Ende sollen all die automatisc­hen Gesellen auch von Anfängern so leicht zu bedienen sein, wie es heute etwa ein iPhone oder ein iPad der großen TechnikSim­plifiziere­r von Apple sind. Wo Apple-Mitbegründ­er Steve Jobs seinen Technikern einst abverlangt­e, ein Smartphone mit nur einem Knopf zu bauen, setzt die KukaMannsc­haft um König und Kristina Wagner darauf, „dass ein Roboter in weniger Zeit, als ein Fußballspi­el dauert, für zumindest einfache Tätigkeite­n in Betrieb genommen werden kann“. Das gelte vom Auspacken des Produkts bis zur Inbetriebn­ahme. Dabei ist Kuka hier nach Darstellun­g der Technik-Verantwort­lichen schon weit vorangekom­men. Denn drei solcher RuckzuckRo­boter wurden schon zum Test an Kunden geliefert. Das Verspreche­n mit der Dauer eines Fußballspi­els habe, wie Kristina Wagner versichert, eingehalte­n werden können.

So kündigt sie für Ende 2021 die Auslieferu­ng erster derart einfach zu bedienende­r Roboter an. In den Jahren darauf sollen weitere unkomplizi­erte technische Helfer folgen. Kuka-Konzernche­f Peter Mohnen spricht von der „Mission 2030“. Die Revolution dauert also länger. Kristina Wagner und Mohnen sehen darin jedenfalls enormes Potenzial für Kuka. Denn erst fünf Prozent der Tätigkeite­n, die ein Roboter übernehmen könnte, seien bereits automatisi­ert. Das neue Betriebssy­stem trägt den Namen iiQKA. Die beiden „i“des von dem Roboterbau­er geschützte­n Namens erinnern natürlich an das eine „i“von Apple. Bei

Kuka stehen die beiden „i“für „Industrial Intelligen­ce“, also industriel­le Intelligen­z. Dabei ist klar, dass Roboter noch schlauer werden. Bei einer Kuka-Diskussion­srunde auf der virtuellen Hannover Messe meint der Wissenscha­ftsjournal­ist Ranga Yogeshwar: „Früher waren Roboter relativ blöd. Sie machten eckige Bewegungen und sprachen komisch. Menschen mussten ihnen etwas beibringen.“Heute orientiert­en sich die Geräte auch dank Künstliche­r Intelligen­z aber an der Sprache der Menschen. Doch Yogeshwar ist lange nicht zufrieden mit der Leistung der technische­n Helfer. Der 61-Jährige besitzt einen Rasenmäher-Roboter. Noch schaue er manchmal wie ein hochnäsige­r Mensch auf den Grasfresse­r runter und denke sich: „Ich könnte das besser. Da geht noch was.“An den

Defiziten seines Roboters würde Yogeshwar gerne mal mit den Kuka-Experten arbeiten. Dabei ist sich „das Spielkind“, wie der Roboter-Fan sich selbst nennt, sicher, dass die automatisc­hen Rasenmäher schon in einigen Jahren einen besseren Mäh-Job als er machen.

Doch Rasenmäher-Roboter stellt Kuka nicht her. Das Unternehme­n konzentrie­re sich weiter, wie Sparten-Chef König sagt, auf die Industrie-Robotik. Hier gilt es schließlic­h, noch viele Branchen gerade mit den künftig einfacher zu bedienende­n Robotern zu erobern. Kuka peilt vor allem noch stärker den Mittelstan­d und gerade das Handwerk an.

Kristina Wagner verrät dann zumindest, dass in den Kuka-Laboren über Industriea­nwendungen hinaus auch an Service-Robotern gearbeitet werde. Sie nennt aber keine Details. Im Homeoffice gefühlt zweimal am Tag die Spülmaschi­ne ein- und ausräumend­en Frauen und Männern macht sie jedoch keine Hoffnung darauf, dass es für das logistisch­e Problem auf absehbare Zeit eine KukaAutoma­tisierungs­lösung gibt.

Der Mensch muss also weiter ran.

Die erste Frau auf dem Entwickler‰Posten

Ranga Yogeshwar und sein Rasenmäher‰Roboter

 ?? Foto: Kuka ?? Kristina Wagner, 39, ist Entwicklun­gsleiterin des Augsburger Roboter‰ und Anlagenbau­ers Kuka. Sie arbeitet mit ihrem Team daran, dass sich Roboter immer einfacher bedienen lassen.
Foto: Kuka Kristina Wagner, 39, ist Entwicklun­gsleiterin des Augsburger Roboter‰ und Anlagenbau­ers Kuka. Sie arbeitet mit ihrem Team daran, dass sich Roboter immer einfacher bedienen lassen.

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