Eine Frau will KukaRoboter revolutionieren
Automatisierung Entwicklerin Kristina Wagner arbeitet mit ihrem Team daran, dass die Technik so einfach wie ein Smartphone zu bedienen ist. Auf der Hannover Messe präsentiert das Unternehmen das neue Betriebssystem
Augsburg/Hannover Im Finale der besten drei Bewerberinnen steht Kristina Wagner bereits. Am Freitag steht fest, ob sich die Kuka-Entwicklungsleiterin auch den ersten Platz des auf der Hannover Messe verliehenen „Engineer Powerwoman Award“sichern kann. Mit dem Preis zeichnet die Deutsche Messe AG Frauen aus dem naturwissenschaftlichen Bereich aus, die in ihren Unternehmen Innovationen vorantreiben. Schirmherrin des Preises ist Elke Büdenbender, Ehefrau des Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier. In der Begründung für die Nominierung Kristina Wagners schreibt die Jury: „Mit einer erfrischenden Mischung aus analytischer Kompetenz, offener Denkweise, emphatischem Führungsstil und einer ansteckenden Begeisterung für komplexe technische Lösungen ist Dr. Kristina Wagner eine der entscheidenden Triebfedern für die digitale Transformation im Robotik- und Automatisierungskonzern Kuka.“Auf alle Fälle ist die Managerin die erste Entwicklungsleiterin des Augsburger Maschinenbau-Unternehmens. Früher hatten diese wichtige Position Männer inne.
Für das Unternehmen arbeiten rund 80 Prozent Männer, was typisch für die Branche ist. Kristina Wagner, 39, ist seit knapp sechs Jahren für Kuka tätig. Im November 2020 stieg sie zur Entwicklungsleiterin auf. Schon während ihrer Promotion an der renommierten Uni RWTH Aachen arbeitete die Mathematikerin mit Kuka-Geräten. „Seitdem bin ich ein großer RoboterFan“, sagt sie. Doch nach der Hochschulzeit führte sie der berufliche Weg zunächst für mehr als fünf Jahre zu Siemens. Kristina Wagner stammt aus der Slowakei, kam mit sechs Jahren nach Deutschland und wuchs in der Nähe von Düsseldorf auf. Auf der digitalen Hannover Messe präsentiert sie mit Kuka-Robotics-Chef
Klaus König erstmals Elemente des neuen Betriebssystems. „Roboter“, verspricht Kristina Wagner, „sollen so einfach wie ein Smartphone zu bedienen sein“. Dafür hat das Unternehmen nun eine Technik zur Verfügung, die intuitiv funktioniert. Die Entwicklungsleiterin ist also mit König und ihrem Team angetreten, die Roboter-Welt weiter zu revolutionieren. Am Ende sollen all die automatischen Gesellen auch von Anfängern so leicht zu bedienen sein, wie es heute etwa ein iPhone oder ein iPad der großen TechnikSimplifizierer von Apple sind. Wo Apple-Mitbegründer Steve Jobs seinen Technikern einst abverlangte, ein Smartphone mit nur einem Knopf zu bauen, setzt die KukaMannschaft um König und Kristina Wagner darauf, „dass ein Roboter in weniger Zeit, als ein Fußballspiel dauert, für zumindest einfache Tätigkeiten in Betrieb genommen werden kann“. Das gelte vom Auspacken des Produkts bis zur Inbetriebnahme. Dabei ist Kuka hier nach Darstellung der Technik-Verantwortlichen schon weit vorangekommen. Denn drei solcher RuckzuckRoboter wurden schon zum Test an Kunden geliefert. Das Versprechen mit der Dauer eines Fußballspiels habe, wie Kristina Wagner versichert, eingehalten werden können.
So kündigt sie für Ende 2021 die Auslieferung erster derart einfach zu bedienender Roboter an. In den Jahren darauf sollen weitere unkomplizierte technische Helfer folgen. Kuka-Konzernchef Peter Mohnen spricht von der „Mission 2030“. Die Revolution dauert also länger. Kristina Wagner und Mohnen sehen darin jedenfalls enormes Potenzial für Kuka. Denn erst fünf Prozent der Tätigkeiten, die ein Roboter übernehmen könnte, seien bereits automatisiert. Das neue Betriebssystem trägt den Namen iiQKA. Die beiden „i“des von dem Roboterbauer geschützten Namens erinnern natürlich an das eine „i“von Apple. Bei
Kuka stehen die beiden „i“für „Industrial Intelligence“, also industrielle Intelligenz. Dabei ist klar, dass Roboter noch schlauer werden. Bei einer Kuka-Diskussionsrunde auf der virtuellen Hannover Messe meint der Wissenschaftsjournalist Ranga Yogeshwar: „Früher waren Roboter relativ blöd. Sie machten eckige Bewegungen und sprachen komisch. Menschen mussten ihnen etwas beibringen.“Heute orientierten sich die Geräte auch dank Künstlicher Intelligenz aber an der Sprache der Menschen. Doch Yogeshwar ist lange nicht zufrieden mit der Leistung der technischen Helfer. Der 61-Jährige besitzt einen Rasenmäher-Roboter. Noch schaue er manchmal wie ein hochnäsiger Mensch auf den Grasfresser runter und denke sich: „Ich könnte das besser. Da geht noch was.“An den
Defiziten seines Roboters würde Yogeshwar gerne mal mit den Kuka-Experten arbeiten. Dabei ist sich „das Spielkind“, wie der Roboter-Fan sich selbst nennt, sicher, dass die automatischen Rasenmäher schon in einigen Jahren einen besseren Mäh-Job als er machen.
Doch Rasenmäher-Roboter stellt Kuka nicht her. Das Unternehmen konzentriere sich weiter, wie Sparten-Chef König sagt, auf die Industrie-Robotik. Hier gilt es schließlich, noch viele Branchen gerade mit den künftig einfacher zu bedienenden Robotern zu erobern. Kuka peilt vor allem noch stärker den Mittelstand und gerade das Handwerk an.
Kristina Wagner verrät dann zumindest, dass in den Kuka-Laboren über Industrieanwendungen hinaus auch an Service-Robotern gearbeitet werde. Sie nennt aber keine Details. Im Homeoffice gefühlt zweimal am Tag die Spülmaschine ein- und ausräumenden Frauen und Männern macht sie jedoch keine Hoffnung darauf, dass es für das logistische Problem auf absehbare Zeit eine KukaAutomatisierungslösung gibt.
Der Mensch muss also weiter ran.
Die erste Frau auf dem EntwicklerPosten
Ranga Yogeshwar und sein RasenmäherRoboter