Mindelheimer Zeitung

Dachser fliegt weiter

Bilanz Der Logistikdi­enstleiste­r aus Kempten schafft 2020 mit 5,6 Milliarden Euro Umsatz fast das Vorjahrese­rgebnis – trotz Corona. Treiber sind Lebensmitt­el, Luft- und Seefracht

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Als Hauptursac­he nannte Eling die Lockdowns im April und Mai, die vor allem die Geschäftse­inheiten in Frankreich, Spanien und Portugal getroffen hätten. Bei Lebensmitt­eln (Food Logistics) gab es hingegen ein Plus von 1,9 Prozent auf 982 Millionen Euro Umsatz. Diese Geschäftse­inheit habe ein „turbulente­s Jahr“erlebt, sagte der seit Januar 2021 amtierende Vorstandss­precher. Einerseits habe es einen Boom im Lebensmitt­eleinzelha­ndel und teilweise Hamsterkäu­fe gegeben, anderersei­ts wiederholt­e Schließung­en von Gastronomi­e und Hotellerie. Der Landverkeh­r ist der größte Geschäftsb­ereich des Unternehme­ns mit Stammsitz Kempten, er trug fast 4,5 Milliarden Euro zum Umsatz bei.

Spannend war 2020 auch für die Luft- und Seefracht (Air & Sea Logistics): Dieser Bereich war in den vergangene­n Jahren nicht immer im gewünschte­n Maß gewachsen, 2020 profitiert­e er jedoch von weltweit knappen Kapazitäte­n und entspreche­nd hohen Frachtrate­n. Das Geschäftsf­eld steigerte seinen Umsatz um 5,2 Prozent auf fast 1,2 Milliarden Euro, Treiber sei das Asien-Geschäft gewesen. „Wir haben schnell eigene Kapazitäte­n mit CharterFlu­gzeugen aufgebaut, erst für medizinisc­he Hilfsgüter, dann auch für andere Waren unserer Kunden“, sagte Eling. Die Frachtrate­n hätten um 25 Prozent über dem Vorjahr gelegen. Auch auf See hätten „knappe Kapazitäte­n und ein ausgeprägt­er Mangel an Leercontai­nern“für stark steigende Frachtrate­n gesorgt.

Im April und Mai habe der Vorstand nach den ersten harten Lockdowns und drastische­n Einbrüchen im europäisch­en Sendungsve­rkehr nicht erwartet, den Jahresumsa­tz stabil halten zu können. Ab Jahreszurü­ckgegangen. mitte hätten die Frachtvolu­men jedoch durchgehen­d über den Vorjahresw­erten gelegen, berichtete Eling. Unterm Strich zeige sich, dass das Geschäftsm­odell gut ausbalanci­ert sei: Rückgänge bei den Industrieg­ütern seien durch Lebensmitt­ellogistik sowie Luft- und Seefracht nahezu kompensier­t worden.

Zum Gewinn macht Dachser seit jeher keine Angaben. Die Eigenkapit­alquote des Unternehme­ns, das sich in Familienha­nd befindet, liegt bei knapp 62 Prozent. Das liefert laut Eling das Fundament, um weiter aus eigener Kraft zu wachsen. Im laufenden Jahr sollen 190 Millionen Euro investiert werden, unter anderem in die Digitalisi­erung von Geschäftsm­odellen und Prozessen. Beispielsw­eise soll Künstliche Intelligen­z dabei helfen, Laderaumka­pazitäten genauer zu planen. Die emissionsf­reie City-Logistik mit elektrisch angetriebe­nen Lkw und Lastenräde­rn, die in Stuttgart und Freiburg getestet wurde, soll unter anderem nach München, Berlin, Paris und Madrid ausgerollt werden.

Dachser beschäftig­t fast 31000 Menschen in 42 Ländern, 16600 in Deutschlan­d. Die meisten LkwFahrer, die man in den gelb-blauen Fahrzeugen sieht, sind übrigens nicht bei Dachser beschäftig­t, sondern arbeiten für Service-Partner, die in das Logistiksy­stem eingebunde­n sind. In der Weiterbild­ung sieht Eling eine wichtige Aufgabe, das betreffe insbesonde­re den Umgang mit neuen Technologi­en.

Doch Technik sei nur ein Teil des Erfolgs: Dank engagierte­r Mitarbeite­r sei es 2020 gelungen, die weltweiten Lieferkett­en „unterbrech­ungsfrei am Laufen“zu halten. Für 2021 ist Eling optimistis­ch – das erste Quartal sei für Dachser schon wieder gut gelaufen.

 ?? Foto: Dachser ?? Etwa 150 eigene Charter‰Flüge hat Dachser 2020 abgewickel­t und damit dreimal so viele wie zuvor – in den Vorjahren hatte man stärker auf freie Frachtplät­ze in Passagierm­aschinen gesetzt.
Foto: Dachser Etwa 150 eigene Charter‰Flüge hat Dachser 2020 abgewickel­t und damit dreimal so viele wie zuvor – in den Vorjahren hatte man stärker auf freie Frachtplät­ze in Passagierm­aschinen gesetzt.

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