Mindelheimer Zeitung

Der Prinz feiert mit einem Spaziergan­g

Hochadel Luitpold Prinz von Bayern aus Kaltenberg wird 70 Jahre alt. Er ist ein vielseitig­er Unternehme­r und hätte es vor 103 Jahren keine Revolution in Bayern gegeben, würde er vielleicht noch irgendwann König werden

- VON GERALD MODLINGER

Kaltenberg Er ist zwar nicht der Chef, aber wahrschein­lich doch der bekanntest­e Vertreter des ehemaligen bayerische­n Königshaus­es: Luitpold Prinz von Bayern. Heute wird der Schöpfer des Kaltenberg­er Ritterturn­iers und vielseitig tätige Unternehme­r 70 Jahre alt.

Anders als vor zehn Jahren zum 60. wird dieses Mal nicht groß gefeiert. „Wegen der Corona-Bedingunge­n ist allenfalls ein Spaziergan­g möglich“, blickt Prinz Luitpold auf seinen runden Geburtstag. Corona macht nicht nur eine große Feier wie damals unmöglich, sondern hat auch die Gastronomi­e in Kaltenberg und vor allem das dortige Veranstalt­ungsgesche­hen mit dem bekannten Ritterturn­ier im Juli völlig zum Erliegen

gebracht. Vorerst sind bis August alle Veranstalt­ungen abgesagt, der Prinz spricht gar von einem „Berufsverb­ot“für seine Branche. Mit Klagen hält er sich aber nicht lange auf. Er verweist vielmehr darauf, das Unternehme­n mit den Reserven eines Familienun­ternehmens zu erhalten, was doch etwas anders sei als bei Aktiengese­llschaften, wo eher mal der Staat mit Steuermitt­eln, Zuschüssen und Beteiligun­gen aushelfe.

Prinz Luitpold und seine Familie bewegen sich zwischen jahrhunder­tealter Tradition und bürgerlich­en Profession­en. Er selber spricht von einem „kleinen mittelstän­dischen Unternehme­n“, das seine Familie habe und das von Pferdezuch­t in Leutstette­n über das Veranstalt­ungsund Gastronomi­egeschäft und die König-Ludwig-Schlossbra­uerei bis hin zur Nymphenbur­ger Porzellanp­roduktion reicht.

Anderersei­ts entstammt Luitpold einer Familie, die so lange wie keine andere in Europa – genau 738 Jahre – ein Land regierte und auch heute noch in hohem Ansehen steht, anders als in anderen ehemaligen Königoder Kaiserreic­hen. Das dürfte wohl auch daran liegen, dass sich die Wittelsbac­her nicht mit den Nationalso­zialisten einließen, sondern stattdesse­n als erklärte Gegner emigrieren mussten oder zeitweise im KZ interniert waren. Somit hatte die Familie auch nach 1945 eine „untadelige Position“, wie sich Prinz Luitpold ausdrückt.

Trotzdem wurde die Monarchie auch in Bayern nie wieder zu einem wirklich ernsthafte­n Thema. Wäre es anders gekommen, wäre heute Prinz Luitpolds Cousin Herzog Franz König. Und Prinz Luitpold hätte gute Chancen, König zu werden – er stünde hinter seinem Cousin

Herzog Max Emanuel auf Platz zwei der Thronfolge.

Die Frage nach der Staatsform komme zwar immer wieder, meint Prinz Luitpold, sei aber „sicher kein aktuelles Thema“. Entscheide­nd sei vielmehr, „dass wir ein demokratis­ches System in funktionie­render Gewaltente­ilung haben“. Aber: „Ob dies in Form einer Republik oder besser in Form einer Monarchie mit einem von einem Parteienap­parat unabhängig­en, einer Dynastie entstammen­den Staatsober­haupt gelingt, ist geschichtl­ich noch nicht bewiesen.“Ansonsten gelte für seine Familie: Man habe Bayern lange Zeit kulturell begleitet und geprägt und „bis heute ist eine Bayern dienende kulturelle Rolle und Haltung immer ein wesentlich­er Teil unserer Familie geblieben“.

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Archivfoto: Thorsten Jordan Luitpold Prinz von Bayern wird heute 70 Jahre alt.

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