Mindelheimer Zeitung

Bei aller Liebe

Ehe Sie liebt ihn, Hochzeit, alles gut. Es könnte so einfach gehen – außer man ist Prinzessin in Japan

- VON ANDREAS FREI

Tokio Liebe kann so einfach sein. Sie trifft ihn, sagen wir, im Büro an der Kaffeemasc­hine. Am folgenden Tag wieder, und wieder… – zack, schon steht einem rauschende­n Hochzeitsf­est nichts mehr im Weg.

Oder: Lehrgang für FußballSch­iedsrichte­r 2016 in Rom. Sie, Bibiana Steinhaus, viermalige Weltschied­srichterin und damals Deutschlan­ds einzige Unparteiis­che in den Männer-Profiligen, trifft ihn, Howard Webb, zweimalige­r Weltschied­srichter aus Großbritan­nien. Eine romantisch­e Begegnung in der neutralen Zone, ein ausgeschmü­cktes Gespräch über Viererkett­en, mangelndes Abwehrverh­alten – dann ist es passiert und die Welt hat ein prominente­s Schiri-Gespann.

Nun bestätigt Steinhaus, 42, dass sich die beiden gegenseiti­g unter Vertrag genommen haben. Ende März hat sie ihren sieben Jahre älteren Lebensgefä­hrten geheiratet. Sie jetzt den Namen Bibiana Steinhaus-Webb und sei „sehr glücklich“. So einfach, so schön.

Denkt sich Mako anfangs vielleicht auch – zumindest in ihren Träumen. Vor gut acht Jahren lernt sie an der Universitä­t einen jungen Mann kennen. Beide sind Anfang 20, sie verlieben sich, geben 2017 ihre Verlobung bekannt, der Termin für die Hochzeit steht auch bald fest: November 2018.

Nun muss man wissen: Mako, heute 29 Jahre alt, ist eine Prinzessin, die Nichte des japanische­n Kaisers Naruhito und älteste Tochter von Kronprinz Akishino. Und da beginnt das Problem. Die erzkonserv­ativen Regeln in Japans Erbmonarch­ie sehen für Frauen am Hof nur eine untergeord­nete Rolle vor. Das bekommt die 19-jährige Prinzessin Aiko zu spüren, die zwar das einzige Kind des Kaisers ist, nach derzeitige­m Stand aber nie den Thron besteigen wird. Aus dem einfachen Grund, weil sie eine Frau ist. Nur männliche Nachfahren der männlichen Familienli­nie haben Anspruch darauf. Seit Jahren sind Reformen angedacht. Getan hat sich nichts.

Aikos Cousine Mako geht es nicht viel anders. Anfang 2018 lässt sie mitteilen, dass ihre Hochzeit um zwei Jahre verschoben wird – offiziell, weil man mehr Vorbereitu­ngszeit benötige und die Thronbeste­igung von Onkel Naruhito im Mai 2019 Vorrang habe. Doch schon zu diesem Zeitpunkt haben sich konservati­ve Medien auf Makos Bräutigam Kei Komuro eingeschos­sen. Dabei geht es vor allem um anträgt gebliche Schulden seiner Mutter bei einem Ex-Verlobten. Die Angelegenh­eit ist bis heute nicht geklärt – und dem Kaiserhaus offenbar ein Dorn im Auge.

Außerdem: Komuro kommt aus bürgerlich­em Haus. Japans Tradition sieht für solche Fälle folgendes vor: Heiratet ein Prinz eine Bürgerlich­e, darf er seine Titel behalten und sein Prinzenhau­s weiterführ­en. Ehelicht jedoch eine Prinzessin einen Bürgerlich­en, verliert sie ihren Titel und muss den Hof verlassen.

Die große Frage lautet also: Ist Mako bereit, für die Liebe mit ihrer Familie zu brechen? Seit Monaten warten die in dieser Sache tief gespaltene­n Japaner auf eine Antwort. Nun hat Kei Komuro über seinen Anwalt eine 24-seitige Erklärung vorgelegt. Inhalt: Er wolle Mako auf jeden Fall heiraten. Angebliche Reaktion des Kaiserhaus­es: Die Öffentlich­keit würde sicher „ihre eigene Einschätzu­ng abgeben“.

Liebe kann so komplizier­t sein.

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Fotos: Shizuo Kambayashi/Sebastian Kahnert, dpa Die japanische Prinzessin Mako und ihr Freund Kei Komuro bei der Bekanntgab­e ihrer Verlobung im September 2017.
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Bibiana Steinhaus
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