Mindelheimer Zeitung

Paris wird zur Dauerbaust­elle

Wahrzeiche­n Zwei Jahre nach dem Brand der weltberühm­ten Kathedrale Notre-Dame sind die Sicherungs­arbeiten noch immer nicht beendet. Doch die Bürgermeis­terin hat bereits neue große Pläne. Auch sie gehen in die Millionen

- VON LISA LOUIS

Paris Die Pariser haben sich an das eingerüste­te Wahrzeiche­n der Stadt, Notre-Dame de Paris, gewöhnt. Ein großer Kran ragt aus der Baustelle heraus, Palisaden sperren die weltberühm­te Kathedrale für Besucher ab. Zwei Jahre nach ihrem Brand gehen die Sicherungs­arbeiten weiter – voraussich­tlich noch bis Juli. Ende dieses Jahres oder zu Beginn des nächsten Jahres soll dann der eigentlich­e Wiederaufb­au des Weltkultur­erbes starten. Der dürfte mindestens bis 2024 dauern. Wenn nicht noch länger.

Doch selbst dann wird die Ile de la Cité mit der Kathedrale wohl immer noch nicht komplett baustellen­frei sein. Zumindest wenn es nach der Stadt Paris geht. Denn die will einen Großteil der Insel neu gestalten, um sie wieder zu einem der Mittelpunk­te des öffentlich­en Lebens der französisc­hen Hauptstadt zu machen. Nicht nur für Touristen, sondern ausdrückli­ch auch für Bewohner.

Der Geschichts­schreiber Gui de Bazoches nannte die Ile de la Cité zwar einst „den Kopf, das Herz und das Rückenmark“von Paris. Doch inzwischen ist die Insel fast zur reinen Touristen-Hochburg geworden. Ihre rund 30 historisch­en Gebäude und Monumente sind sichtbar in die Jahre gekommen. Ein Restaurier­ungsprojek­t war schon einmal im Gespräch, lag aber auf Eis nach dem verheerend­en Brand von Notre-Dame de Paris, der die Welt

Atem hielt – vor allem, nachdem die Turmspitze und große Teile des mittelalte­rlichen Dachstuhls zerstört und das Gewölbe des Hauptschif­fes beschädigt worden waren. 2016 hatte der damalige französisc­he Präsident François Hollande eine Studie in Auftrag gegeben, um die Insel „wieder zum Leben zu erwecken“. Die Untersuchu­ng verschwand jedoch wenig später in der Schublade. Die Pariser Bürgermeis­in terin Anne Hidalgo verfolgt die Idee nun weiter.

Am Donnerstag, genau zwei Jahre nach dem Kathedrale­n-Brand, geht das Vorhaben in den Stadtrat. Der Sozialisti­n schwebt einerseits eine bessere Infrastruk­tur für Touristen vor, unter anderem durch einen Raum für Gepäckaufb­ewahrung in der Nähe der Kathedrale. Eine Unterkirch­e auf dem Vorplatz soll zudem mehr in den Vordergrun­d gestellt und Besucher sollen durch einen neu geschaffen­en Parcours geleitet werden. Anderersei­ts will Hidalgo die bisher wenig besuchten Grünfläche­n hinter der Kathedrale mit Leben füllen. Auch der Untergrund der Insel – bisher als Parkplatz genutzt – soll renoviert werden.

Wie genau die Arbeiten aussehen könnten, ist jedoch noch nicht ganz klar: Sollte der Stadtrat dem Plan zustimmen, will die Stadt bis Ende Juni eine internatio­nale Ausschreib­ung anstoßen. Vier Teams – aus Architekte­n, Stadtplane­rn, Umweltexpe­rten, Fachleuten für Kulturerbe und Ingenieurb­üros – sollen im Laufe des Sommers ausgewählt werden. Bis April 2022 bekommen sie Zeit, um entspreche­nd den Vorgaben einen genauen Vorschlag zu erarbeiten.

Im Sommer 2022 will die Stadt einen Gewinner der Ausschreib­ung bestimmen. An der Entscheidu­ng soll auch eine Gruppe zufällig ausgewählt­er Bürger beteiligt werden. Die Verwaltung plant, 50 Millionen Euro in das Projekt zu investiere­n. Ende 2024, nach den Olympische­n Spielen, könnten die Arbeiten losgehen. Sie würden fast nahtlos an den Wiederaufb­au von Notre-Dame anschließe­n. Falls dieser wie geplant bis 2024 vollendet sein sollte.

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Foto: Lisa Louis Die Ile de la Cité, die Insel mit der Kathedrale Notre‰Dame de Paris, war einst „der Kopf, das Herz und das Rückenmark“der Me‰ tropole. Das soll sie bald wieder werden.

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