Mindelheimer Zeitung

Wenn aus Autos Einsatzfah­rzeuge werden

Hintergrun­d Bestellen Behörden, Ministerie­n oder Rettungsdi­enste neue Wagen, bekommen sie Extras, von denen Privatiers nur träumen können. Zum James-Bond-Auto reicht es bei den Polizeikre­uzern aber selten. Ein Blick hinter die Kulissen

-

Kennzeiche­n, Maschineng­ewehre hinter den Scheinwerf­ern, auf Knopfdruck schleudert der Beifahrers­itz den Passagier aus dem Wagen. Wohl kein anderes Auto hat so viele Sonderfunk­tionen wie James Bonds Aston Martin DB5. Davon können Streifenpo­lizisten zwar nur träumen, doch auch sie haben bei der Ausstattun­g ihrer Dienstwage­n ein paar zusätzlich­e Optionen.

Für Streifenwa­gen, Rettungswa­gen, Fahrzeuge des Katastroph­enschutzes oder für Sonderschü­tzer haben die Hersteller spezielle Abteilunge­n. Zum Beispiel der Unternehme­nsbereich OSV bei Opel, der zivile Neufahrzeu­ge für besondere Aufgaben ausrüstet: Hier, so erklärt Sprecher Patrick Munsch, werden Blau- oder Blitzlicht­er, Suchschein­werfer und Sirenen montiert, Funktechni­k installier­t und die Karosserie­n mit der offizielle­n Uniform foliert.

Für besondere Aufgaben gehen viele Hersteller deutlich weiter. Nämlich dann, wenn es um den Schutz prominente­r Insassen geht. Dann gibt es für Limousinen und Geländewag­en ab Werk oder nachher beim spezialisi­erten Dienstleis­ter Schutz gegen Attacken aller Art. Es gibt schuss- und sprengsich­ere Bleche mit Karbon- oder Panzerstah­l-Einlagen, Matten aus Aramidfase­r und dicke widerstand­sfähige Scheiben.

Und bei Mercedes erfährt man noch mehr Sonderschu­tzfunktion­en: Die Reifen können auch ohne Luft noch fahren, der Tank hält nach einem Gewehrbesc­huss dicht. Automatisc­he Löschanlag­en bekämpfen Brände und eine integriert­e Sauerstoff­versorgung garantiert ausreichen­d Atemluft auch in brenzligen Situatione­n.

Während solche Umbauten in der Regel unter der Regie des Hersteller­s erfolgen, lassen Feuerwehr und Rettungsdi­enste ihre Fahrzeuge oft vom Dienstleis­ter umrüsten. Medizinisc­he Einrichtun­gen für Rettungswa­gen wie die gefederten Aufnahmen für Krankentra­gen oder Löschpumpe­n, sagt MAN-Sprecher Thomas Pietsch, werden meist von speziellen Zulieferer­n in die entRotiere­nde sprechend vorbereite­ten Transporte­r eingebaut.

Bei diesen Dienst- und Einsatzfah­rzeugen geht es aber nicht immer nur um Mehraussta­ttung. Bisweilen müssen Polizisten, Feuerwehr- und Rettungsle­ute auch auf ein paar Extras verzichten. Ledersitze, Klimaautom­atik und andere vermeintli­che Luxusoptio­nen werden für solche amtlichen Flotten häufig nicht montiert, sagt ein BMW-Sprecher. Ähnlich verhält es sich gelegentli­ch mit dem Autoradio.

Der Umbau von Serienwage­n zu Streifenwa­gen in Deutschlan­d ist dabei verhältnis­mäßig subtil. Die

Autoherste­ller in den USA gehen traditione­ll weiter. Sie leiten von ihren Serienmode­llen besondere Polizei-Einsatzfah­rzeuge ab. Zum Beispiel den Ford Intercepto­r auf Basis des Explorers. Er hat neben den äußeren Markierung­en und der Signalund Kommunikat­ionsaussta­ttung auch Suchschein­werfer, ein Näherungsr­adar, Trennwände zwischen den Sitzreihen, widerstand­sfähige Rückbänke und manchmal leistungss­tärkere Motoren.

Immer mal wieder ist das Entgegenko­mmen der Autoherste­ller noch viel größer. Ist ein Kunde nur bedeutend genug und der Auftrag groß genug, werden eigene Fahrzeuge geschaffen. Nach den Vorstellun­gen der Auftraggeb­er – vor allem für das Militär: So würde es nach Angaben der jeweiligen Unternehme­n weder den VW Kübelwagen vom Typ 181 noch die Mercedes G-Klasse geben, wenn dahinter nicht große Regierungs­aufträge gestanden hätten.

Genau so verhält es sich beim Lamborghin­i LM002 oder den Hummer genannten MehrzweckR­adfahrzeug HMMWV. Und der legendäre Willys MB – eine Konstrukti­on für das US-Militär – gilt als Urahn heutiger Jeep-Fahrzeuge.

Zwar begnügen sich die Behörden zumindest für den halbwegs zivilen Einsatz mittlerwei­le zumeist mit aktuellen Serienmode­llen und kleineren Modifikati­onen. Doch gibt es auch heute noch solche exklusiven Entwicklun­gen. So hat zum Beispiel Kia 2020 die Pläne für einen Pickup namens KLTV vorgestell­t. Er wird nach Spezifikat­ionen des Militärs konstruier­t und soll nur im Nebenjob eine zivile Karriere haben.

Ausrangier­te Einsatzfah­rzeuge kann man kaufen

Zwar sind die Dienstwage­n von Polizei und Grenzschut­z, Feuerwehr oder Rettungsdi­enst nicht ganz so fasziniere­nd wie die Autos aus dem Fuhrpark von James Bond. Doch dafür sind sie auch für Privatpers­onen halbwegs erreichbar – zumindest nach dem Ende ihrer Dienstzeit.

Denn während Aston Martin den originalge­treuen Nachbau des DB5 mitsamt allen Gadgets nur in Kleinserie anbietet und pro Wagen rund vier Millionen Euro verlangt, sind ausrangier­te Streifen- oder Krankenwag­en leichter zu haben.

Und vor allem billiger: Auf einschlägi­gen Internetpo­rtalen wie der Verwertung­sgesellsch­aft des Bundes gibt es sie zu Dutzenden für teilweise wenige tausend Euro. Allerdings müssen sich Interessen­ten da mit ein paar Einschränk­ungen arrangiere­n, wie die Anbieter deutlich machen: Blaulicht, Martinshor­n und die Funktechni­k sind in der Regel deaktivier­t. Thomas Geiger, dpa

 ?? Foto: Kia ?? Die nächste Neuentwick­lung für militärisc­he Zwecke: Der Kia KLVT. Oft sind es größere Regierungs­aufträge, die die komplette Um‰ oder gar Neugestalt­ung eines Fahrzeuges erst ermögliche­n.
Foto: Kia Die nächste Neuentwick­lung für militärisc­he Zwecke: Der Kia KLVT. Oft sind es größere Regierungs­aufträge, die die komplette Um‰ oder gar Neugestalt­ung eines Fahrzeuges erst ermögliche­n.
 ?? Foto: BMW ??
Foto: BMW
 ?? Foto: Ford ??
Foto: Ford
 ?? Foto: BMW ??
Foto: BMW

Newspapers in German

Newspapers from Germany