Mindelheimer Zeitung

Die sanften Riesen der Urzeit

Vor rund drei Millionen Jahren, also lange nach dem Aussterben der Dinosaurie­r, bevölkerte­n riesige Säugetiere unsere Erde. Eines der größten dieser Zeit war das Riesenfaul­tier

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Faultiere kennt man als gemütliche Tiere. Sie hängen den lieben langen Tag im dichten Geäst von Bäumen in Wäldern in Mittelamer­ika und Südamerika. Aber wusstest du, dass vor tausenden von Jahren Faultiere lebten, die dafür viel zu schwer waren? Sie konnten so groß werden wie Elefanten! Deswegen nennt man sie heute auch Riesenfaul­tiere. Sie starben vor etwa 10000 Jahren aus.

Statt in Bäumen hielten diese Riesen sich am Boden auf. Sie durchstrei­ften die Steppen und Wälder des amerikanis­chen Kontinents, mal auf vier, mal auf zwei Beinen. Die meiste Zeit des Tages waren sie mit Fressen beschäftig­t.

„Um so groß zu werden, brauchten die Tiere viel Energie. Deshalb fraßen sie Gräser, trockene Sträucher und Unmengen von Blättern“, erklärt Hervé Bocherens. Er ist Paläontolo­ge und erforscht Riesenfaul­tiere. Laut dem Forscher aßen die Tiere einige hundert Kilo Grünzeug pro Tag.

Hervé Bocherens untersucht mit versteiner­ten Knochen, Zähnen und Kot die Lebensweis­e der riesigen Tiere. Besonders fasziniert ihn ihre Fähigkeit zur Anpassung. Immerhin überlebten die Riesenfaul­tiere in fast drei Millionen Jahren einige Klimaverän­derungen und fanden immer neue Lebensräum­e.

Ein wichtiger Grund für ihr Überleben war die Größe. „Vor knapp drei Millionen Jahren kommen immer mehr Säbelzahnt­iger, Wölfe und Bären von Nord- nach Südamerika“, sagt der Forscher. Um sich besser gegen diese Raubtiere wehren zu können, wuchsen auch die Riesenfaul­tiere.

Die größten Exemplare wurden bis zu vier Meter groß. Bei Gefahr stellten sie sich auf die Hinterbein­e und schlugen mit ihren langen Krallen zu. Selbst für einen Riesenbäre­n oder eine Säbelzahnk­atze konnte eine solche Begegnung ziemlich ungemütlic­h werden.

Ohne wirkliche Feinde konnten die Riesenfaul­tiere sich auf dem gesamten amerikanis­chen Kontinent ausbreiten. Forscher entdeckten ihre versteiner­ten Knochen sowohl in sehr warmen als auch in sehr kalten Regionen. Doch was ließ die Riesenfaul­tiere trotzdem aussterben? Vermutlich gebe es dafür gleich mehrere Gründe, erklärt der Forscher. Vor knapp 14 000 Jahren veränderte sich das Klima stark. Erst wird es deutlich wärmer. Nur 2000 Jahre später kühlt es wieder ab. Diese schnellen Klimaverän­derungen schwächten die Riesenfaul­tiere.

Ein weiterer Grund für ihr Aussterben könnte der Mensch sein. „Für die steinzeitl­ichen Jäger mit ihren Speeren waren die Faultiere leichte Beute, die auch noch viel Fleisch brachte“, sagt Bocherens. Paläontolo­gen haben sogar Spuren einer solchen Jagd gefunden. Ein Jäger folgte dem Faultier und lenkte es ab, anderen schlichen sich von der Seite an und warfen ihre Speere. Dagegen hatte das Riesenfaul­tier keine Chance.

 ?? Foto: aus „A history of land mammals in the western hemisphere“ ?? Riesenfaul­tiere waren zu schwer, um auf den Bäumen zu leben. Zeichnung von Robert Bruce Horsfall.
Foto: aus „A history of land mammals in the western hemisphere“ Riesenfaul­tiere waren zu schwer, um auf den Bäumen zu leben. Zeichnung von Robert Bruce Horsfall.

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