Straßen, Wasser, Strom: Kirchdorf wird zur Großbaustelle
Infrastruktur In Kirchdorf lösen anstehende Kanalbauarbeiten eine millionenschwere Reihe an weiteren Baumaßnahmen aus
Kirchdorf Auf Kirchdorf rollt ein Großbauprojekt zu. Die Stadt Bad Wörishofen investiert mehrere Millionen Euro in dem Stadtteil. Ursache dafür sind Kanalbauarbeiten. Dabei bleibt es aber nicht. Es geht um neue Wasserleitungen, neue Stromleitungen und letztlich um einen groß angelegten Ausbau mehrerer wichtiger Ortsstraßen. Die ersten Debatten dazu sind in vollem Gange. Es geht um die Frage, wie breit Straßen für übergroße landwirtschaftliche Fahrzeuge sein müssen – und wie Platz für Radfahrer geschaffen werden kann.
1,4 Kilometer Straße werden in Kirchdorf ausgebaut, dazu 1,3 Kilometer Gehwege hergestellt. Die auslösenden Kanalbauarbeiten seien vom Landratsamt vorgeschrieben, berichtete Stadtbaumeister Roland Klier. „Von Teilen der Straßen bleibt danach nichts mehr übrig“, verdeutlichte er die Folgen. Um einen Ausbau komme man nicht herum. Der Theresienberg wird auf 600 Metern erneuert, die Fichtenstraße
auf 380 Metern, Finkenweg und Quellenweg werden ebenfalls neu gemacht. Neben den Kanälen kommen neue Wasserleitungen in die Erde. Auch der Strom soll künftig unterirdisch fließen. Die Stadtwerke bauen bestehende Freileitungen ab.
Rund 3,4 Millionen Euro kostet das Ganze. Geplant sind drei Bauabschnitte, um die Anwohner möglichst wenig einzuschränken, wie es in der Sitzung des Stadtrates am Montagabend hieß. Dort gab es erste Kritik an den Planungen, die aber „noch nicht in Stein gemeißelt“sei, wie Roland Klier sagte. Als „nicht mehr zeitgemäß“bezeichnete Zweiter Bürgermeister Daniel Pflügl (Grüne) den Ausbauplan. Der Radverkehr werde nicht berücksichtigt. Pflügl forderte Fahrrad-Schutzstreifen. Das wäre vor allem am Theresienberg wichtig. Zu Planer Klaus Bäumler sagte Pflügl, dieser habe ihm das Wort im Mund umgedreht. Es gehe ihm nicht um Radwege, sondern um Schutzstreifen auf der Fahrbahn, beidseitig aufgebracht. Diese seien sehr wohl machbar. Die Frage, ob dann ein Parkverbot für Autos am Theresienberg gelte, warf Christine Waibl (CSU) auf. Wie lange solche Streifen halten, wollte FW-Fraktionssprecher Thomas Vögele wissen. Gefräst länger als aufgemalt, erfuhr er. Aber auch Fußgängerstreifen würden sich ja irgendwann abnutzen, sagte dazu Stadtbaumeister Klier. Die Straße
„insgesamt schmaler“zu machen, dafür Radstreifen zu schaffen, empfahl Grünen-Fraktionssprecherin Doris Hofer. Sie wollte auch wissen, wie die Verkehrszahlen am Theresienberg aussehen. Sie erfuhr, dass es dafür keine Zahlen gibt. Stadtbaumeister Klier sagte, man halte eine Straßenbreite von sechs Metern am Theresienberg für sinnvoll. Eine
Ausnahme wird die Entstelle zwischen den Hausnummern 1 und 4 mit nur 4,5 Metern Breite sein.
Dass die „immer breiter werdenden landwirtschaftlichen Fahrzeuge Platz finden“müssten, sagte Planer Bäumler. „Geben wir jetzt diesen überdimensionalen Fahrzeugen nach?“, wollte Paola Rauscher (Grüne) wissen. Klier verneinte das. Aber es gebe auch Regelbreiten, die man berücksichtigen müsse. Der Theresienberg erhält die breiteste Fahrbahn. Alle anderen Werte liegen bei 5 bis 5,5 Metern. Dazu kommen Gehwege von 1,6 bis 1,8 Metern Breite.
Dass der Theresienberg keine normale Durchgangsstraße sei, merkten Bürgermeister Stefan Welzel (CSU) und Christoph Hienle (FW) an, der selbst in Kirchdorf lebt. „Das meiste läuft über die alte B18“sagte Welzel. Beim Skyline Park biegen die Autofahrer dann nach Kirchdorf ab. Der Theresienberg sei eher eine Zufahrt für die Einheimischen, sagte Hienle.
Gesprächsbedarf gibt es auch noch zu einer Problemstelle am
Theresienberg im Bereich der Hausnummer 18. Eine große Eingangstreppe ist dort im Weg. In Absprache mit dem Eigentümer entfernen oder die Fahrbahn verengen wären laut Bäumler Lösungsmöglichkeiten. „Es kann auf jeden Fall nicht so bleiben“, sagte er. Uneinigkeit besteht auch noch bei der Frage nach einem Fahrbahnteiler an der Einfahrt in den Theresienberg, von Mindelheim her kommend. Planer Bäumler verspricht sich eine Temposenkung. Johann Suiter (Grüne) berichtete dagegen, die Fahrbahnteiler an seinem Wohnort Dorschhausen hätten keinerlei Wirkung. „Das können sie sich sparen“, empfahl er Bäumler. Auch Stadtbaumeister Klier ist in Sachen Fahrbahnteiler skeptisch. „Wir werden das noch einmal diskutieren“, kündigte er an.
Beschlossen wurde der Kanalbau samt Straßenbau vom Stadtrat einstimmig. Man bringe den Kirchdorfer Norden infrastrukturell auf die Höhe der Zeit, sagte Bürgermeister Welzel. Die offenen Fragen werden nun geklärt.