Mindelheimer Zeitung

Straßen, Wasser, Strom: Kirchdorf wird zur Großbauste­lle

Infrastruk­tur In Kirchdorf lösen anstehende Kanalbauar­beiten eine millionens­chwere Reihe an weiteren Baumaßnahm­en aus

- VON MARKUS HEINRICH

Kirchdorf Auf Kirchdorf rollt ein Großbaupro­jekt zu. Die Stadt Bad Wörishofen investiert mehrere Millionen Euro in dem Stadtteil. Ursache dafür sind Kanalbauar­beiten. Dabei bleibt es aber nicht. Es geht um neue Wasserleit­ungen, neue Stromleitu­ngen und letztlich um einen groß angelegten Ausbau mehrerer wichtiger Ortsstraße­n. Die ersten Debatten dazu sind in vollem Gange. Es geht um die Frage, wie breit Straßen für übergroße landwirtsc­haftliche Fahrzeuge sein müssen – und wie Platz für Radfahrer geschaffen werden kann.

1,4 Kilometer Straße werden in Kirchdorf ausgebaut, dazu 1,3 Kilometer Gehwege hergestell­t. Die auslösende­n Kanalbauar­beiten seien vom Landratsam­t vorgeschri­eben, berichtete Stadtbaume­ister Roland Klier. „Von Teilen der Straßen bleibt danach nichts mehr übrig“, verdeutlic­hte er die Folgen. Um einen Ausbau komme man nicht herum. Der Theresienb­erg wird auf 600 Metern erneuert, die Fichtenstr­aße

auf 380 Metern, Finkenweg und Quellenweg werden ebenfalls neu gemacht. Neben den Kanälen kommen neue Wasserleit­ungen in die Erde. Auch der Strom soll künftig unterirdis­ch fließen. Die Stadtwerke bauen bestehende Freileitun­gen ab.

Rund 3,4 Millionen Euro kostet das Ganze. Geplant sind drei Bauabschni­tte, um die Anwohner möglichst wenig einzuschrä­nken, wie es in der Sitzung des Stadtrates am Montagaben­d hieß. Dort gab es erste Kritik an den Planungen, die aber „noch nicht in Stein gemeißelt“sei, wie Roland Klier sagte. Als „nicht mehr zeitgemäß“bezeichnet­e Zweiter Bürgermeis­ter Daniel Pflügl (Grüne) den Ausbauplan. Der Radverkehr werde nicht berücksich­tigt. Pflügl forderte Fahrrad-Schutzstre­ifen. Das wäre vor allem am Theresienb­erg wichtig. Zu Planer Klaus Bäumler sagte Pflügl, dieser habe ihm das Wort im Mund umgedreht. Es gehe ihm nicht um Radwege, sondern um Schutzstre­ifen auf der Fahrbahn, beidseitig aufgebrach­t. Diese seien sehr wohl machbar. Die Frage, ob dann ein Parkverbot für Autos am Theresienb­erg gelte, warf Christine Waibl (CSU) auf. Wie lange solche Streifen halten, wollte FW-Fraktionss­precher Thomas Vögele wissen. Gefräst länger als aufgemalt, erfuhr er. Aber auch Fußgängers­treifen würden sich ja irgendwann abnutzen, sagte dazu Stadtbaume­ister Klier. Die Straße

„insgesamt schmaler“zu machen, dafür Radstreife­n zu schaffen, empfahl Grünen-Fraktionss­precherin Doris Hofer. Sie wollte auch wissen, wie die Verkehrsza­hlen am Theresienb­erg aussehen. Sie erfuhr, dass es dafür keine Zahlen gibt. Stadtbaume­ister Klier sagte, man halte eine Straßenbre­ite von sechs Metern am Theresienb­erg für sinnvoll. Eine

Ausnahme wird die Entstelle zwischen den Hausnummer­n 1 und 4 mit nur 4,5 Metern Breite sein.

Dass die „immer breiter werdenden landwirtsc­haftlichen Fahrzeuge Platz finden“müssten, sagte Planer Bäumler. „Geben wir jetzt diesen überdimens­ionalen Fahrzeugen nach?“, wollte Paola Rauscher (Grüne) wissen. Klier verneinte das. Aber es gebe auch Regelbreit­en, die man berücksich­tigen müsse. Der Theresienb­erg erhält die breiteste Fahrbahn. Alle anderen Werte liegen bei 5 bis 5,5 Metern. Dazu kommen Gehwege von 1,6 bis 1,8 Metern Breite.

Dass der Theresienb­erg keine normale Durchgangs­straße sei, merkten Bürgermeis­ter Stefan Welzel (CSU) und Christoph Hienle (FW) an, der selbst in Kirchdorf lebt. „Das meiste läuft über die alte B18“sagte Welzel. Beim Skyline Park biegen die Autofahrer dann nach Kirchdorf ab. Der Theresienb­erg sei eher eine Zufahrt für die Einheimisc­hen, sagte Hienle.

Gesprächsb­edarf gibt es auch noch zu einer Problemste­lle am

Theresienb­erg im Bereich der Hausnummer 18. Eine große Eingangstr­eppe ist dort im Weg. In Absprache mit dem Eigentümer entfernen oder die Fahrbahn verengen wären laut Bäumler Lösungsmög­lichkeiten. „Es kann auf jeden Fall nicht so bleiben“, sagte er. Uneinigkei­t besteht auch noch bei der Frage nach einem Fahrbahnte­iler an der Einfahrt in den Theresienb­erg, von Mindelheim her kommend. Planer Bäumler verspricht sich eine Temposenku­ng. Johann Suiter (Grüne) berichtete dagegen, die Fahrbahnte­iler an seinem Wohnort Dorschhaus­en hätten keinerlei Wirkung. „Das können sie sich sparen“, empfahl er Bäumler. Auch Stadtbaume­ister Klier ist in Sachen Fahrbahnte­iler skeptisch. „Wir werden das noch einmal diskutiere­n“, kündigte er an.

Beschlosse­n wurde der Kanalbau samt Straßenbau vom Stadtrat einstimmig. Man bringe den Kirchdorfe­r Norden infrastruk­turell auf die Höhe der Zeit, sagte Bürgermeis­ter Welzel. Die offenen Fragen werden nun geklärt.

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Foto: Stadt Mehrere Straßen in Kirchdorf (rot markiert) müssen nach Kanalarbei­ten neu herge‰ stellt werden. Am oberen Bildrand zu sehen ist der Theresienb­erg.

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