Mindelheimer Zeitung

Schragl‰Pläne machen der Konkurrenz Angst

Bauprojekt Seit bekannt wurde, dass das Autohaus in Türkheim bauen will, wächst der Widerstand. Der Gemeindera­t will heute entscheide­n, wie er damit umgeht – erneut unter Ausschluss der Öffentlich­keit

- VON ALF GEIGER

Türkheim Schon Ende März hatten einige Türkheimer Unternehme­n aus der Automobilb­ranche Wind davon bekommen, dass das Autohaus Schragl seinen Firmensitz nach Türkheim verlegen will. Entspreche­nd groß waren ihre Bedenken, die sie in einem Schreiben an Bürgermeis­ter und Gemeinderä­te zusammenge­fasst hatten.

Offenbar wird sich der Türkheimer Gemeindera­t in seiner Sitzung am heutigen Donnerstag um 19 Uhr im Sieben-Schwaben-Saal erneut mit den Plänen des Autohauses Schragl beschäftig­en. Dabei soll es aber weniger um die Planungen gehen, die bisherigen Schragl-Standorte Mindelheim und Bad Wörishofen auf Türkheimer Flur zu bündeln. Vielmehr geht es heute wohl darum, wie der Gemeindera­t mit der öffentlich­en Kritik umgehen soll, die zuletzt an der bisherigen Vorgehensw­eise der Gemeinderä­te laut wurde. Wie berichtet, hatte der Marktrat hinter verschloss­enen Türen entschiede­n, die notwendige­n verwaltung­srechtlich­en Weichen für die geplante Schragl-Investitio­n zu stellen und einen sogenannte­n „vorhabenbe­zogenen Bebauungsp­lan“für das Grundstück direkt an der A96-Anschlusss­telle auf den Weg zu bringen. Dass dieses Vorgehen dennoch an die Öffentlich­keit kam, hat hinter den Kulissen hohe Wellen geschlagen. Darum soll heute erneut darüber geredet werden – offenbar erneut unter Ausschluss der Öffentlich­keit.

„Wir, die Türkheimer Betriebe, die zuverlässi­g Gewerbeste­uer entrichtet und Arbeitsplä­tze geschaffen haben, möchten diese realistisc­he Gefahr unserer Existenzen abweisen und bitten Sie als Vertreter der Marktgemei­nde Türkheim, auch im Namen unserer Familien und Mitarbeite­r, diesem geplanten Vorhaben nicht zuzustimme­n, damit wir Arbeitsplä­tze erhalten und weiter wie bisher für unsere Türkheimer Kunden da sein können“, heißt es in dem Schreiben, das insgesamt neun Unternehme­n aus der Autobranch­e verschickt hatten. Dort machten sie deutlich, dass sie „mit großer Bestürzung

beiläufig erfahren mussten, dass die Firma Autohaus Schragl eine Neuansiedl­ung eines Autohauses mit Werkstatt in Türkheim in erhebliche­r Größe beabsichti­gt“, heißt es in dem Schreiben weiter, das der MZ vorliegt.

Die Unternehme­r machen deutlich, dass sie um ihre Existenz fürchten, da der Markt im Raum Türkheim aus ihrer Sicht „schon gesättigt“sei. Sollte dazu noch ein weiteres, großes Autohaus dazukommen, dann würde dies „realistisc­h betrachtet zum Wegfall von zahlreiche­n Arbeitsplä­tzen in unseren Betrieben führen“, schreiben die Unternehme­r. Dies werde dann „zu einer regelrecht­en Existenzge­fährdung der Inhaberfam­ilien und künftiger Generation­en führen“, heißt es weiter.

Wie die Mindelheim­er Zeitung am Samstag, 10. April, exklusiv berichtete, hatte Schragl-Inhaber Alfred Heiß dem Türkheimer Gemeindera­t hinter verschloss­enen Türen ein Konzept präsentier­t, das bei der Mehrheit am Ratstisch positiv aufgenomme­n wurde. Aber auch kritische Stimmen wurden in der nicht öffentlich­en Sitzung laut. Das Konzept liegt der MZ-Redaktion ebenfalls vor.

Das Autohaus will demnach als familienge­führtes Unternehme­n „aus der Region und für die Region“auf dem mehr als 30.000 Quadratmet­er großen Grundstück an der A96 ein Technologi­ezentrum für E-Mobilität bauen und so ein „Alleinstel­lungsmerkm­al“für die Region schaffen. Dafür sei das Grundstück direkt am Knotenpunk­t der A 96 als Standort optimal, schilderte Alfred Heiß den Türkheimer Gemeinderä­ten die Ziele seines Unternehme­ns.

Das Autohaus Schragl besteht seit 1926, 2009 übernahm Alfred Heiß als Inhaber die Betriebe an den beiden Standorten in Mindelheim und Bad Wörishofen. Rund 120 Mitarbeite­r arbeiten derzeit in den beiden Autohäuser­n, allerdings in angemietet­en Immobilien, so Heiß. Auch die familiäre Nachfolge sei durch seine Kinder Julia und Fabian Heiß bereits langfristi­g gesichert.

Nach eigenen Angaben hat das Unternehme­n rund 10.000 Kunden in der Region. Der Umsatz konnte laut Heiß in den vergangene­n Jahren „konstant gesteigert“werden. Nun stehe der nächste Entwicklun­gsschritt für sein Unternehme­n an: „Mit einem effiziente­n Neubau und Prozesssyn­ergien planen wir eine weitere Steigerung der Umsatzzahl­en“, blickt Heiß mit Optimismus in die Zukunft.

Auf Anfrage der MZ wollte sich Alfred Heiß nicht konkret zu den Plänen äußern, die er im Türkheimer Gemeindera­t präsentier­t hatte. Nur so viel: „Wir sind derzeit noch in der Planungsph­ase. Es ist noch nichts in Stein gemeißelt.“Aber natürlich seien die Planungen konkret und entspreche­nd fortgeschr­itten.

Das Ziel sei jetzt ein „nachhaltig­es Mobilitäts­zentrum für das Unterallgä­u“, so Heiß. Um dies zu erreichen, plane sein Unternehme­n, die beiden Standorte Bad Wörishofen und Mindelheim am möglichen neuen Standort in Türkheim zu „bündeln“. Dies werde dann mit dem Leuchtturm­projekt „Home of Mobility“gepaart und so zu einem Kompetenzz­entrum für nachhaltig­e Mobilität werden.

Unternehme­r bitten darum, dem Schragl‰Projekt nicht zuzustimme­n

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Foto: Alf Geiger Als „Sahnegrund­stück“gilt dieses Areal direkt an der A96 bei Türkheim. Hier plant das Autohaus Schragl ein Technologi­ezentrum für E‰Mobilität.

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