Mindelheimer Zeitung

Stadt verkürzt Öffnungsze­iten im Wörishofer Freibad

Freizeit Neues Konzept betrifft auch Vergünstig­ungen und die gemeinsame Karte mit Türkheim und Mindelheim

- VON MARKUS HEINRICH

Bad Wörishofen Drei Freibäder, eine Eintrittsk­arte für alle – das klingt gut. In Bad Wörishofen stößt das Verbundsys­tem mit Mindelheim und Türkheim aber zunehmend auf Kritik. Ein Ausstieg steht im Raum. Es wäre nicht die einzige Änderung, welche auf die Freibad-Fans in Bad Wörishofen zukommt. Eine davon betrifft die Frühschwim­mer.

Die Kosten für das städtische Freibad von Bad Wörishofen sind ein immerwähre­ndes Thema. „Das Freibad ist ein extrem defizitäre­s aber sehr schönes Objekt“, sagt dazu Ordnungsam­tsleiter Marcus Kleebaur. Das Bad machte zuletztrun­d 400.000 Euro Verlust. Mit Defiziten kämpfen aber auch andere Betreiber. „Ein Freibad rechnet sich in der Regel nicht“, sagt Kleebaur. Was den Kommunen bleibt, sind Preiserhöh­ungen oder Einsparung­en. Für Kleebaur steht fest: „Wir können derzeit eine Preiserhöh­ung aus Konkurrenz­gründen nicht vornehmen.“Das sagte er im Stadtrat von Bad Wörishofen. Das Kneippstäd­ter Bad liege, je nach Kategorie, preislich „in der Mitte oder am oberen Rand“, verglichen mit den umliegende­n Bädern.

Dafür gibt es nun Änderungen bei den Öffnungsze­iten und auch bei der Gestaltung der Preisgrupp­en. Bad Wörishofen gewährt derzeit eine Vielzahl an Ausnahmen, etwa für Familien, gestaffelt nach der Zahl der Kinder. „Die Preisstruk­tur muss aber einfacher sein“, betonte Kleebaur. Er will damit auch das Personal im Bad entlasten, das auch bei großem Andrang jede Ermäßigung überprüfen müsse. Sein Vorschlag stieß allerdings nicht auf große Gegenliebe im Rat. Konrad Hölzle (CSU) kritisiert­e eine „Vernachläs­sigung sozialer Verhältnis­se in der Stadt“und sagte Kleebaur: „Damit verteuern Sie die Eintrittsk­arten.“Hölzle sprach sich für eine Anpassung der Gebühren aus. „Allerdings unter sozialen Gesichtspu­nkten.“

Dass die Stadt mehrere Vergünstig­ungen streichen will, sah auch Grünen-Fraktionss­precherin Doris Hofer kritisch. „Wenn Auszubilde­nde keine Ermäßigung mehr kriegen, dann aber auch die Rentner nicht mehr“, forderte sie. „Gerade die Wörishofer Rentner sind ja nicht gerade Sozialfäll­e“, stellte sie fest. Für sozial Schwächere müsse es dagegen weiter Ermäßigung­en geben. Für Ermäßigung­en setzte sich auch Dominic Kastner ein, der Sprecher von Generation Fortschrit­t. Wer diese nutzen will, müsse eben den

Nachweis vorlegen, etwa einen Schüler- oder Studentena­usweis. „Wer das nicht kann, muss dann eben den vollen Preis zahlen“, sagte Kastner. So sieht das auch Zweiter Bürgermeis­ter Daniel Pflügl (Grüne). „Wer den Anspruch haben will, muss sich eben kümmern“, sagte er. So blieben am Ende viele Ermäßigung­en erhalten, etwa für Kinder, Familien, Behinderte, Rentner und Nachlässe für Inhaber der Gästekarte. Die Familienka­rte kostet 100 Euro pro Jahr. Der Eintrittsp­reis für Erwachsene liegt bei 3,50 Euro für die Tageskarte.

Pflügl und Kastner lenkten den Fokus auf die Öffnungsze­iten des Bades. Diese müssten verbindlic­h sein, forderte Pflügl. Bislang entscheide­n die Schwimmmei­ster, ob das Bad bis 19 oder 20 Uhr geöffnet bleibt, je nach Wetterlage und Andrang. Ordnungsam­tsleiter Kleebaur

sagte, man müsse die Öffnungsze­iten generell überdenken – oder mehr Personal einstellen. In der Corona-Pandemie war das Bad zuletzt nur von 12 bis 19 Uhr geöffnet. Generell gilt allerdings eine wesentlich längere Öffnungsze­it, um auch den Frühschwim­mern ein Angebot zu machen.

Die vorgeschri­ebenen Dienstzeit­en für die insgesamt acht Beschäftig­ten könnten bei den langen Öffnungsze­iten aber nicht eingehalte­n werden. Zudem müsse das Personal am Vormittag die Chemikalie­n für das Bad vorbereite­n. Dabei müssten sie aber am Becken für Sicherheit sorgen.

„Das war in der Vergangenh­eit nicht immer so“, sagte Kleebaur. „Das werden wir so nicht mehr machen“, betonte er. Kleebaur empfahl, das Bad später zu öffnen. Das würde nach Aussage seiner

Schwimmmei­ster 6 bis 13 Frühschwim­mer betreffen. Andrang herrsche aber erst ab 9 Uhr.

„Bitter“nannte diesen Schritt Daniel Pflügl. Die Frühschwim­mer kämen ja jeden Tag. Er forderte, dass wenigstens am Abend verlässlic­h lange auf sei, auch als Alternativ­e für die Frühschwim­mer. So sieht das auch Dritte Bürgermeis­terin Michaela Bahle-Schmid (CSU). Sie empfahl, das Bad bis 20 Uhr zu öffnen. Das ginge aber nur mit mehr Personal, machte Kleebaur deutlich. FW-Fraktionss­precher Thomas Vögele empfahl deshalb, die bisherige Regelung zu belassen. „Das können doch die Bademeiste­r entscheide­n“, sagte Vögele.

Beschlosse­n wurde am Ende gegen eine Stimme, das Freibad Bad Wörishofen nur noch von 9 bis 19 Uhr zu öffnen, bei schönem Wetter kann weiter bis 20 Uhr offen bleiben. Der Stadtrat gab Kleebaur zudem Handlungsf­reiheit bei der Verbundkar­te, die für die Freibäder Bad Wörishofen, Mindelheim und Türkheim gilt.

Kleebaur sagte, dass pro Jahr etwa 400 solcher Tickets verkauft werden. Allerdings würden die meisten Badefans die Jahreskart­e dort kaufen, wo sie am günstigste­n ist, in der Regel in Türkheim. Bad Wörishofen gehe beim Verkauf leer aus, biete aber mit seinem Bad zum Beispiel beheizte Becken. Kleebaur empfahl den Ausstieg aus dem Verbund.

Dass es diese Karte heuer ohnehin nicht geben werde, berichtete Bürgermeis­ter Stefan Welzel (CSU). Mindelheim saniere sein Bad, Türkheim setze erneut auf seine eigene Corona-Regelung. Danach müsse man weitersehe­n.

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Foto: Sabine Schaa‰Schilbach Im Freibad von Bad Wörishofen gelten künftig verkürzte Öffnungsze­iten. Es ist nicht die einzige Veränderun­g, die der Stadtrat nun beschlosse­n hat.

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