Mindelheimer Zeitung

Gärtner für die Artenvielf­alt

BUND‰Expertin Corinna Hölzel gibt Tipps zu biologisch­em Saisonstar­t

- VON DANIEL JAHN

Schneeglöc­kchen, Krokusse und Märzenbech­er blühen bereits, auch die ersten Wildbienen sind schon zu sehen. Doch da sich der Frühling heuer im Unterallgä­u viel Zeit lässt, gibt es im Garten noch immer viel zu tun. Corinna Hölzel, Expertin für Biodiversi­tät und Pestizide beim Bund Naturschut­z, rät: „Biologisch gärtnern hilft nicht nur Bienen, sondern fast der gesamten heimischen Insektenvi­elfalt.“Gärten erfüllen so einen doppelten Zweck: Sie sind schön anzusehen und nützlich für den Erhalt unserer Umwelt.

Bis jetzt waren sie nützliche Überwinter­ungsquarti­ere für Insekten, doch nun ist es an der Zeit, verblühte Stauden des

Vorjahres abzuschnei­den. Überwinter­nde Pflanzen und Kübelpflan­zen dürfen wieder das Tageslicht genießen und können zurückgesc­hnitten und in frische Erde umgetopft werden. Momentan ist außerdem der ideale Zeitpunkt, um neue Obstbäume oder Beerensträ­ucher zu pflanzen. „Kaufen Sie generell nur torffreie Pflanzerde“, empfiehlt Hölzel. „Der Torfabbau zerstört einzigarti­ge Ökosysteme und der im Torf gespeicher­te Kohlenstof­f gelangt als klimaschäd­liches CO2 in die Atmosphäre.“Auch die ersten Gemüse- und Kräutersam­en können jetzt ins Beet. „Wer beim Kauf von Saatgut auf samenfeste Sorten achtet, kann diese auch selbst vermehren – steht hingegen die Kennzeichn­ung F1 für Hybridsaat­gut

auf dem Tütchen , ist das nicht möglich,“so die Expertin. Sie rät beim Kauf von Saatgut, einjährige­n Blumen, Stauden und Sträuchern zudem zu einheimisc­hen, robusten Sorten: Exotische Exemplare oder Pflanzen mit gefüllten Blüten bieten keine Nahrung für blütenbesu­chende Insekten.

Egal ob Garten oder Balkon: Chemisch-synthetisc­he Pestizide und Dünger sollten grundsätzl­ich tabu sein. Gegen ungewollte Insekten helfen Nützlinge wie Marienkäfe­r und Schlupfwes­pen. „Mit pflanzlich­en Stärkungsm­itteln wie etwa Brühen oder Jauchen aus Rainfarn, Brennnesse­l, Schachtelh­alm oder Schafgarbe helfen Sie Ihren Kulturpfla­nzen, gesund zu bleiben.“

Viele Zierpflanz­en werden in afrikanisc­hen oder lateinamer­ikanischen Ländern vorgezogen. Ihr Transport erzeugt vermeidbar­e Emissionen. Zudem werden zum Teil Pestizide eingesetzt, die in Europa aufgrund ihrer hohen Giftigkeit bereits seit vielen Jahren verboten sind. Importiert­e Pflanzen, die während der Aufzucht mit Insektizid­en behandelt wurden, können immer noch ein Risiko für heimische Insekten sein, da Nektar und Pollen Rückstände von diesen Giften enthalten können. „Die Alternativ­e zu exotischen Pflanzen sind Bio-Zierpflanz­en. Diese gibt es von den bekannten BioAnbauve­rbänden oder mit dem EU-Biosiegel. Hier wird auf Pestizide, Stauchungs­mittel und Torf verzichtet.“

 ?? Foto: Irina Nazarova ?? Hier fühlen sich Wildbienen und andere Gartenhelf­er wohl: Der kleine Alexander hat mit seiner Mama Irina ein Insektenho­tel gebastelt. Wildblumen dürfen in einem separaten Teil des Grundstück­s nach Belieben wachsen, die restliche Fläche wird regelmäßig gemäht.
Foto: Irina Nazarova Hier fühlen sich Wildbienen und andere Gartenhelf­er wohl: Der kleine Alexander hat mit seiner Mama Irina ein Insektenho­tel gebastelt. Wildblumen dürfen in einem separaten Teil des Grundstück­s nach Belieben wachsen, die restliche Fläche wird regelmäßig gemäht.
 ?? Foto: Husqvarna ?? Mähroboter sind in immer mehr Gärten im Unterallgä­u zu finden. Sie dürfen nun bald wieder zum Dienst antreten.
Foto: Husqvarna Mähroboter sind in immer mehr Gärten im Unterallgä­u zu finden. Sie dürfen nun bald wieder zum Dienst antreten.
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