Mindelheimer Zeitung

Keine Spur von Hektik und Stress

Golf Der GC Bad Wörishofen trägt ein besonderes Gütesiegel: Es ist der einzige nach Kneipp zertifizie­rte Golfklub in ganz Deutschlan­d. Was das für die Sportler bedeutet

- VON STEPHAN SCHÖTTL

Bad Wörishofen/Rieden Die Bewegung spielt in der Kneipp’schen Lehre eine tragende Rolle. „Wenn eine Maschine lange der Witterung ausgesetzt ist und nicht verwendet wird, so wird sie bald ihre Dienste versagen, sie wird zuletzt gebrechlic­h werden und zerfallen, ohne dass man sie gebrauchen kann. Gerade so ergeht es dem Körper“, sagte Sebastian Kneipp zu Lebzeiten und empfahl einen harmonisch­en Ausgleich zwischen körperlich­er und geistiger Bewegung.

Vor 200 Jahren, am 17. Mai 1821, wurde Kneipp in Stephansri­ed bei Ottobeuren geboren. Mit 34 kam er nach Bad Wörishofen und entwickelt­e sein einzigarti­ges Naturheilv­erfahren, das auf fünf Säulen basiert: Wasser, Kräuter, Ernährung, Bewegung und innere Ordnung. Die Wirkung ist wissenscha­ftlich erwiesen – und aktueller denn je. Vor allem bei der Behandlung diverser Krankheite­n wie Rückenbesc­hwerden, Stress, Erschöpfun­g und Durchblutu­ngsstörung­en. Kneipp hielt wenig von Hektik und Stress und war ein engagierte­r Verfechter maßvoller Bewegung an der frischen Luft. Übersetzt in die heutige Zeit: Ausgleichs­sport. Wandern zum Beispiel, Radfahren, Walken – oder Golf. Denn Körper und Geist werden auf dem Platz gefordert und gefördert. Heute spricht man gerne von Work-Life-Balance. Kneipp formuliert­e es damals so: „Die Bewegung erhöht die Lebenslust und hilft dem Menschen durch die Stärkung seines Körpers.“

Bad Wörishofen ist der Ursprung dieses Naturheilv­erfahrens. Die Geschichte des dortigen Golfklubs ist eng mit der Kur-Historie der Stadt verbunden. Weil man die Infrastruk­tur für die Gäste erweitern und ihnen zusätzlich­e Freizeitmö­glichkeite­n schaffen wollte, entstand in den Wertachaue­n bei Rieden, nur ein paar Kilometer weiter südlich, die Sportstätt­e, die mit altem Baumbestan­d, Spazierweg­en und viel Grün einer riesigen Parkanlage gleicht. Im Logo des Klubs wird die Verbindung zu Kneipp durch das Symbol der Gießkanne hergestell­t. Ein typisches Utensil für die Kur

Anwendunge­n. Für den Klub ist Kneipp das Alleinstel­lungsmerkm­al im Wettbewerb um Mitglieder und Greenfee-Spieler.

Der GC Bad Wörishofen ist deutschlan­dweit der einzige Golfklub, der offiziell vom Kneippbund zertifizie­rt ist. Das Gütesiegel, das seit Ende der 1950er Jahre verliehen wird, tragen in der Regel Einrichtun­gen und Betriebe, die das Konzept im Bereich der Gesundheit­sförderung anbieten. Überwiegen­d Hotels und Bäder. Manager Christoph Hirschvoge­l ist stolz, dass sein Klub zu diesem Kreis gehört. „Alle vier Jahre müssen wir uns rezertifiz­ieren lassen. Stillstand darf man sich da nicht erlauben“, meint er. Es sind die Details, die den GC Bad Wörishofen zur Kneipp-Sportanlag­e machen.

In allen Duschen beispielsw­eise gibt es Schläuche für Kaltwasser­Güsse. Die Küche bedient sich aus einem großen Kräuterbee­t. Zwischen Sekretaria­t und Übungsanla­gen entstand im Sommer 2019 eine Gesundheit­sanlage mit Wassertret­und Armbadebec­ken, gespeist mit knapp zwölf Grad kaltem Wasser aus einer eigenen Quelle der Gemeinde Rieden. Auch das ist einzigarti­g in der deutschen Golf-Landschaft. Mitglied Inge Kollmann hatte die Idee und war auf Sponsorens­uche, den Rest des fünfstelli­gen Betrags brachte der Klub selbst auf.

Sekretär Michael Galanis machte damals bei der feierliche­n Eröffnung, verkleidet als Pfarrer Kneipp, den ersten Schritt ins Becken.

Galanis steht aus voller Überzeugun­g hinter dem Kneipp-Konzept. „Viele Menschen denken über Gesundheit erst nach, wenn es an ihr fehlt. Kneipp ist viel mehr als nur Wassertret­en“, sagt er. Es sei ein Gesundheit­ssystem hinterlass­en worden, mit dem es jedem leichtfall­en sollte, die eigene Gesundheit zu fördern und Krankheite­n zu verhindern. Galanis hat sogar die einjährige Ausbildung zum Kneipp-Gesundheit­strainer absolviert. Auch das ist ein Kriterium für die Zertifizie­rung des Klubs. Er sagt: „Unsere Anlage ist offen für alle. Das Angebot wird sehr gut angenommen. Und wer Fragen zu den Anwendunge­n oder zu Kneipp generell hat, darf gerne zu mir ins Sekretaria­t kommen.“

Zwei Tipps gibt er den Golferinne­n und Golfern gerne mit auf den Weg über die 18-Loch-Anlage: „Ein Armbad vor der Runde wirkt anregend und verhilft vielleicht sogar zu einem besonders guten Ergebnis“, erklärt Galanis schmunzeln­d. Nach der Golfrunde geht’s erneut ins Wasser. Der Experte sagt: „Ein bis zwei Minuten im Storchensc­hritt Wassertret­en – da kommt man zur Ruhe und die Strapazen sind schnell vergessen.“

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Archivfoto: Hirschvoge­l Die Kneipp’sche Lehre spielt im GC Bad Wörishofen eine große Rolle. Der Klub ist sogar vom Kneipp‰Bund zertifizie­rt worden – als einziger seiner Art in Deutschlan­d. Manager Christoph Hirschvoge­l wagt sich ab und an ins Tretbecken.
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Foto: Axel Schmidt In Rieden befindet sich der Golfplatz des GC Bad Wörishofen.

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