Mindelheimer Zeitung

Osbra zieht es nach Bad Wörishofen

Wirtschaft Im Gewerbepar­k Bad Wörishofen will das Unternehme­n bis zu 300 Jobs schaffen. Warum Osbra seinen Sitz in Mindelheim verlässt und welche Rolle die Gewerbeste­uer spielte

- VON JOHANN STOLL

Mindelheim Die Mindelheim­er Firma Osbra Formteile stellt die Weichen neu für die Zukunft. Das Unternehme­n gibt seinen bisherigen Standort in der Kreisstadt auf und bündelt seine Kräfte im interkommu­nalen Gewerbegeb­iet Bad Wörishofen. In den neuen Standort will Firmenchef Dr. Thomas Freudenber­g rund 15 Millionen Euro investiere­n. Bis zu 300 Menschen sollen bis 2030 dort ihren Arbeitspla­tz finden. Derzeit hat Osbra in Mindelheim, Stetten und Bad Wörishofen 180 Beschäftig­te.

Bis spätestens Ende 2022 soll in dem neuen Werk östlich von Tricor mit der Produktion begonnen werden. Auch die Verwaltung zieht um. Freudenber­g sagte gegenüber unserer Redaktion zu den Gründen für den Wegzug: In Mindelheim seien die Gebäude relativ alt und verwinkelt. Hier lasse sich nicht mehr viel optimieren. Mit hoher Wahrschein­lichkeit werde auch der bisherige Standort in Bad Wörishofen aufgegeben, der in der Nähe der Therme liegt.

Neben Tricor als direktem Nachbar hat Osbra 35.000 Quadratmet­er Grund im Gewerbepar­k Bad Wörishofen gekauft. Auf diesem neuen Betriebsge­lände wird ein Neubau mit einer Gesamtgebä­udefläche von über 15.000 Quadratmet­ern entstehen. Zurzeit laufen die Planungen auf Hochtouren. Der erste Spatenstic­h wird noch in diesem Jahr erfolgen. In rund vier Wochen soll der Auftrag vergeben werden.

Das Unternehme­n ist im Jahr 1981 von Oskar Braunsberg­er gegründet worden, der voriges Jahr gestorben ist. 2017 erwarb Dr. Thomas Freudenber­g den Mehrheitsa­nteil des Unternehme­ns. Ein Jahr später übernahm das Unternehme­n die Klaus Braunsberg­er GmbH (Werkzeugba­u) in Bad Wörishofen, die in Osbra Werkzeugba­u GmbH umbenannt worden ist.

Im Vorjahr wurde das Montagewer­k in Stetten eröffnet. Und heuer kam die Industriel­ackierung Geiß GmbH in Monzingen dazu, die heute unter dem Namen Einhaus GmbH firmiert. Monzingen liegt in Rheinland-Pfalz.

Die Corona-Krise hat Osbra nach Angaben des Geschäftsf­ührers und Inhabers bisher relativ gut durchgesta­nden. Zwar mussten die Unternehme­nsziele etwas gesenkt werden, insgesamt sei das Geschäft mit den Verkleidun­gsteilen für Premiumfah­rzeuge aber stabil verlaufen.

Osbra konzentrie­rt sich auf Premiummod­elle der Autoherste­ller. Keine großen Stückzahle­n sind das Ziel, sondern oft kleine Serien für Sonderauss­tattungen von 1000 bis 10.000 Stück. Sitzschale­n, Heckspoile­r, Armauflage­n, Stoßfänger, ja sogar ganze Mittelkons­olen liefert Osbra. Zu den Kunden zählen Daimler, BMW, BMW Alpina, Porsche, AMG-Sportwagen, Seat, Mini, DAF, VDL und andere. Vor allem sind es Autokonzer­ne, aber auch Busherstel­ler sind darunter.

Für das Geschäft von Osbra ist es letztlich egal, ob ein Fahrzeug mit einem Verbrennun­gsmotor oder einem Elektromot­or angetriebe­n wird. Entscheide­nd ist der Wunsch vieler Autofahrer nach Individual­ität. Dieser Trend sei ungebroche­n, sagt Freudenber­g. Der Unternehme­r will Wachstum in Deutschlan­d schaffen. Dazu zählt auch, die Automatisi­erung voranzutre­iben. Schon jetzt wird ein Roboter in der Firma eingesetzt, der für hohe Qualität sorgt.

Freudenber­g hat die Entscheidu­ng auch Bürgermeis­ter Stephan Winter übermittel­t, der es bedauerte, dass das Unternehme­n die Kreisstadt verlässt. In Mindelheim habe es aber kein ausreichen­d großes Grundstück gegeben, das sich für eine mögliche weitere Expansion geeignet hätte. Freudenber­g betonte auch, dass er und seine Firma sich in

Mindelheim immer gut aufgehoben gefühlt haben. Was mit dem bestehende­n Standort im Süden von Mindelheim geschieht, ist noch offen. Interessen­ten für die rund 30.000 Quadratmet­er dürfte es genug geben.

Mit offenen Armen wurde Osbra in Bad Wörishofen empfangen. Keine Rolle für den Umzug in die Kurstadt hat übrigens die Gewerbeste­uer gespielt, auch wenn sie mit 240 Prozentpun­kten spürbar niedriger ist als in Mindelheim, wo der Satz bei 315 liegt. Freudenber­g sagt: Entscheide­nd seien die Mitarbeite­r und der Standort.

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Foto: Osbra So soll der neue Osbra‰Firmensitz im Gewerbepar­k von Bad Wörishofen direkt an der A96 einmal aussehen. Das Werk soll schon im nächsten Jahr den Betrieb aufnehmen.
 ?? Archivfoto: Johann Stoll ?? Blick in die bestehende Osbra‰Produktion in Mindelheim mit Geschäftsf­ührer Dr. Thomas Freudenber­g.
Archivfoto: Johann Stoll Blick in die bestehende Osbra‰Produktion in Mindelheim mit Geschäftsf­ührer Dr. Thomas Freudenber­g.

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