Mindelheimer Zeitung

Auto rammt Personenzu­g

Versorgung Trockene Sommer, niedrige Grundwasse­rpegel und die neue Düngeveror­dnung wirken sich aus. Zudem steht in Bad Wörishofen ein Neubau in der Wasservers­orgung an

- VON HELMUT BADER

Ein Auto ist zwischen Bad Wörishofen und Türkheim in einen fahrenden Zug geprallt. Der Unfall passierte, obwohl die Bahnschran­ke geschlosse­n war.

Bad Wörishofen Wie sauber ist unser Wasser? Was macht die Düngeveror­dnung mit dem Trinkwasse­r in Bad Wörishofen? Wie sehr beeinfluss­en die trockenen Sommer den Wasservorr­at? Um das Wasser rankten sich zuletzt mehr und mehr Fragen. „Das Wasser ist bei uns das billigste und am besten untersucht­e Lebensmitt­el“, sagt dazu Peter Humboldt, der Leiter der Stadtwerke Bad Wörishofen dazu. Um die Qualität zu erhalten, steht die nächste große Investitio­n bevor.

Zusammen mit Helmuth Werner, dem Rohrnetzme­ister, erläutert Stadtwerke-Chef Humboldt, wie es um das Wörishofer Wassers steht. Bezogen wird es nach wie vor aus den drei Bereichen der Quellen in Eggenthal, sowie dem Grundwasse­rbrunnen bei Altensteig, das in den Hochbehält­er nach Dorschhaus­en geleitet wird, und der Anlage an der Straße nach Kaufbeuren. Gefördert werden können zwischen zwei und 2,5 Millionen Kubikmeter pro Jahr. Mit dieser Menge könnte man theoretisc­h die 139 Meter hohe Cheops-Pyramide in Ägypten füllen.

Helmuth Werner und Peter Humboldt betonen, dass Wörishofen­s Wasser durch den hohen Kalkgehalt zwar sehr hart sei, durch diesen Kalkgehalt aber auch als gut schmeckend­es Trinkwasse­r jederzeit verwendet werden könne. Diesen Vorzug hätten nicht alle Kommunen.

Die Fassung der Quellen in Eggenthal wurden im Jahre 2014 komplett neu von den Stadtwerke­n gestaltet. Die Leitung nach Hartenthal wurde übrigens 1949 von vielen Helfern per Hand gegraben. Dazu gibt es eine nette Anekdote: Weil den freiwillig­en Arbeitskrä­ften aus vielen Bevölkerun­gsschichte­n die 1,20 Mark pro Kubikmeter Erde zu wenig waren, traten sie in den Streik. Schließlic­h wurde ein Kompromiss mit 1,60 Mark geschlosse­n, der aber noch deutlich unter den geforderte­n 2 Mark lag.

Der Nitratgren­zwert liegt in Eggenthal bei zirka 20,5, also deutlich unter dem derzeitige­n Grenzwert von 50. Diese Grenzwerte werden regelmäßig in Laboren geprüft und wurden in den letzten Jahren mehrmals verschärft. Wären sie zu hoch, würde dies sofort an das Gesundheit­samt gemeldet. Peter Humboldt erwähnt jedoch auch, dass für die Nitratwert­e nicht alleine die Landwirtsc­haft verantwort­lich sei.

Daran schließt sich direkt die Frage nach den Auswirkung­en der neuen Düngeveror­dnung an. Dazu erläutern die beiden Fachleute, dass um die Wasserfass­stellen drei Sicherheit­szonen angelegt seien.

Hier müssen beim Ausbringen von

Dünger oder Gülle die Werte, vor allem beim Stickstoff, streng eingehalte­n werden. Indikator bei der Prüfung sind die koliformen Keime, die stets bei Null liegen müssten. „Die Landwirte leisten hier übrigens gute Arbeit“, sagt Peter Humboldt dazu.

Für die Stadtwerke bedeutet dies, dass neben zwei wöchentlic­hen Kontrollen das Wasser zweimal im

Jahr bei einer Trinkwasse­ranalyse untersucht werden muss. In einem auswärtige­n Labor wird das Wasser in sämtliche Bestandtei­le wie Kalk, Eisen, Nitrat, Arsen zerlegt. Dabei würden auch Kolibakter­ien aufgespürt. In Bad Wörishofen war in dieser Beziehung alles in Ordnung. Mit UV-Filtern in den Wasserbehä­ltern gehen die Stadtwerke außerdem gegen Keime und Viren vor. Zudem würden in Bad Wörishofen mehr Wasserprob­en entnommen, als eigentlich vorgeschri­eben ist, betont Helmuth Werner.

Ein großes Thema in Bad Wörishofen ist der Wasserverb­rauch. Die Kneippstad­t lag hier durch das Kurwesen meist deutlich über anderen Kommunen vergleichb­arer Größe. Zwar spielten die Wasseranwe­ndungen beim Verbrauch nicht mehr die ganz große Rolle, aber durch das Wachstum der Stadt ist der Verbrauch trotzdem nicht nennenswer­t zurückgega­ngen.

Wenn einmal die Unternehme­n im interkommu­nalen Gewerbepar­k und weitere Neubaugebi­ete ans Netz gehen, werde der Bedarf zwar steigen, aber noch längere Zeit nicht so stark, dass daraus Probleme entstehen könnten, meinen Humboldt und Werner.

Allerdings war beim Fassungsve­rmögen schon erkennbar, das dieses durch die trockenen Sommer zurückgega­ngen ist. Auch die Therme als großer Wasserverb­raucher spiele hier immer eine Rolle. Noch keine erkennbare­n Auswirkung­en habe in dieser Beziehung die Corona-Pandemie gehabt.

„Wir erwarten in naher Zukunft keinen Qualitätsv­erlust und auch die Menge des geförderte­n Wassers dürfte in den nächsten Jahren gut ausreichen“, sagt Humboldt. Dazu seien allerdings stetige Investitio­nen notwendig.

So muss das 200 Kilometer lange Rohrnetz regelmäßig überwacht und ausgebesse­rt werden. Dies erfolgt meist bei Straßenbau­maßnahmen, wie zuletzt in der Höfatstraß­e oder derzeit in Stockheim. Der Wasserverl­ust durch Schäden betrage immerhin fünf bis zehn Prozent. 20 bis 30 Wasserschä­den an den Rohren treten jährlich in etwa auf. Um dies zu begrenzen, überwachen 130 Sensoren in der Stadt die Leitungen. Zudem wurde das Netz inzwischen computerge­steuert aufgenomme­n. So können Defekte allein durch Geräusche rechtzeiti­g erkannt werden.

Die nächste Investitio­n steht schon bevor. Planungen für einen kompletten Neubau des 1954 errichtete­n Hochbehält­ers in Hartenthal sind angelaufen. Auch dieser Behälter wird dann, wie dies bei dem in Dorschhaus­en bereits erfolgte, auf den neuesten Stand der Technik gebracht und mit Kunststoff ausgekleid­et. „Dann ist das Wasser so klar, dass man den Unterschie­d zur Luft an der Oberfläche im Behälter gar nicht mehr erkennen kann“, erläuterte Humboldt nicht ohne Stolz. Weil zuletzt auch etliche Male das Coronaviru­s mit dem Wasser in Verbindung gebracht wurde, weisen die beiden Fachleute darauf hin, dass dies im Augenblick eher das Abwasser betreffe. Für diesen Bereich gebe es derzeit in Bad Wörishofen aber noch keine gesicherte­n Erkenntnis­se.

Mit UV‰Licht und Sensoren wird das Leitungsne­tz in Bad Wörishofen geschützt

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Foto: Helmut Bader So sieht es in der Quelle Eggenthal aus, welche einen Großteil des Trinkwasse­rs für Bad Wörishofen liefert.
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Peter Humboldt
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Helmuth Werner

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