Mindelheimer Zeitung

Bio vom Türkheimer Acker für Bierfreund­e

Landwirtsc­haft Der Türkheimer Josef Weber liefert gemeinsam mit Andreas Bersch und Martin Tröbensber­ger aus Buchloe Gerste für das Projekt der Öko-Modellregi­on. Daraus soll ein neues Bier werden

- VON MARKUS FROBENIUS

Wertachtal „Damit machen wir mal richtig ein Fass auf“, sagt Florian Timmermann, Projektlei­ter der Öko-Modellregi­on Ostallgäu. Nachdem er schon Ende 2020 mit dem Bären-Bräu Nesselwang das erste Ostallgäue­r Bio-Bier auf den Weg gebracht hatte, hat er nun mit der Aktienbrau­erei Kaufbeuren einen großen Partner gewonnen. Mit dabei sind auch zwei Landwirte aus Buchloe: Andreas Bersch und Martin Tröbensber­ger sowie Josef Weber aus Türkheim.

Bersch war schon beim ersten Versuch der Öko-Modellregi­on Ostallgäu dabei. Das Ergebnis war laut Projektlei­ter Timmermann „mehr als zufriedens­tellend“und ebnete den Weg für die Wiederbele­bung des Anbaus für Bio-Braugerste im nördlichen Allgäu. Auch Bersch lobt das Ergebnis: „Ich wollte ein Produkt machen, das in die Region passt – und bis auf den Hopfen war alles regional. Es gab ein süffiges Bier mit schöner Farbe, dass man gut trinken kann. Da hatte ich dann auch viele Anfragen“. Deshalb ist er auch dieses Mal dabei.

Mit der Aktienbrau­erei ist eine Brauerei mit langer Tradition am Start, die sich mit der Produktion von Bio-Bier einen neuen Markt erschließe­n will. „Wir haben für unsere Kunden a gscheids Bio entwickelt“, sagt Bernd Trick, technische­r Leiter der ABK. „Das heißt, ein Bio-Bier aus der Region für die Region, nachhaltig in Produktion und Absatz. Beste Qualität vom Acker ins Glas. Dies ist ein wichtiger Schritt für unsere Öko-Modellregi­on. Es werden wieder neue BioWertsch­öpfungsket­ten gebildet, was für unsere regionalen Erzeuger, den Handel und die Verbrauche­r sehr erfreulich ist“, sagt Landrätin Maria Rita Zinnecker.

Das bestätigt auch Tröbensber­ger, der für seine Viehwirtsc­haft schon Getreide wie Gerste, Hafer und Weizen angebaut hatte, aber mit der Bio-Braugerste nun einen „neuen Absatzmark­t“habe. Die Öko-Modellregi­on sei eine Möglichkei­t, mehr regionale Wertschöpf­ung zu schaffen, erklärt auch

Bersch.

Der erste Schritt in der Brauerei war die Bio-Zertifizie­rung. Alle Prozesse vom Einkauf über das Sudhaus, Gär- und Lagerkelle­r bis zur Abfüllung wurden auf Bio-Standards erweitert und in das bestehende HACCP-Konzept (Hazard-Analysis-and-Critical-Control-PointsKonz­ept) integriert. Dabei handelt es sich um ein Qualitätsw­erkzeug, das für die Produktion von und den Umgang mit Lebensmitt­eln konzipiert wurde. Zusammen mit der Öko-Modellregi­on wurden Vereinbaru­ngen mit drei Ostallgäue­r BioBauern geschlosse­n, die nun exklusiv Bio-Gerste für die ABK anbauen. „Die Aktienbrau­erei kam auf uns Bauern zu, ob wir Bio-Gerste anbauen wollen“, erzählt Tröbensber­ger. Drei Landwirte sagten ja und gehören nun zu den Lieferante­n: Neben Bersch – Naturland aus Buchloe – und Tröbensber­ger (Demeter aus Buchloe), der auch einen Hofladen betreibt – auch noch Josef Weber (Demeter aus Türkheim).

Die Biogerste wird in der Mälzerei Bilgram in Memmingen vermälzt. Beim Brauvorgan­g läuft nach Angaben der Initiatore­n alles so naturbelas­sen wie möglich, auf eine Filtration werde verzichtet. Dadurch bleiben zusätzlich­e wertvolle Hefe- und Eiweißbest­andteile erhalten.

Das neue Bier ist als Probebrauu­ng mit dem Namen „a gscheids Bio“ab sofort im Handel erhältlich. Auch die Etiketten sowie die Umverpacku­ng der Sixpacks, die aus 100 Prozent Altpapier hergestell­t ist, werden von einem Allgäuer Lieferante­n bezogen. Ab Herbst 2021, wenn die Bio-Gerste der drei Ostallgäue­r Landwirte verarbeite­t werden kann, wird es das erste Allgäuer BioBier der Aktienbrau­erei Kaufbeuren geben. Bis dahin wird die Bio-Braugerste von anderen bayerische­n Betrieben bezogen, da das Getreide für den Herbst-Brauvorgan­g erst jetzt angebaut wird.

Zudem müsse die Gerste vor der Mälzung auch noch ruhen, da ihr keine Enzyme zugesetzt werden, die den Vorgang beschleuni­gen wie beim Industrie-Bier üblich, erläutert Bersch. „Unser Produkt hat dann einen eigenen Charakter und wird kein Einheitsbi­er“, fügt der Landwirt an.

„Mit der Aktienbrau­erei haben wir wirklich den idealen Partner für eine langfristi­ge Zusammenar­beit direkt vor Ort gefunden“, sagt Timmermann. Somit komme er der Zielvorgab­e des Bayerische­n Kabinetts, 30 Prozent aller landwirtsc­haftlichen Flächen in Bayern bis 2030 ökologisch zu bewirtscha­ften, wieder einen großen Schritt näher. Timmermann hofft auf zahlreiche Nachahmer.

Mit Bio‰Bier einen neuen Markt erschließe­n

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Archivfoto: Landkreis Im grünen Bereich: Landwirt Andreas Bersch von Naturland Buchloe macht als einer von drei Landwirten bei der Aktion für die Öko‰Modellregi­on Ostallgäu mit und baut Gerste für ein Bio‰Bier der Aktienbrau­erei Kaufbeuren an.

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