Kleine Schrittchen
Jugendsport Bayern erlaubt nun auch wieder Kindern das kontaktlose Training in Kleingruppen. Für Trainer und Betreuer gibt es jedoch eine Hürde. Was die Vereine dazu sagen
Mindelheim Fünf Tage lang dauerte es, ehe auch Markus Söder und Co. die Lockdown-Tür im Amateursport einen Spalt öffneten. Seit Mittwoch dürfen nun auch in Bayern wieder Kinder unter 14 Jahren in Kleingruppen (maximal fünf Kinder) unter freiem Himmel kontaktlos trainieren. Unabhängig vom Inzidenzwert – ganz so, wie es die Bundesnotbremse vorsieht.
Die großen bayerischen Sportverbände wie der Bayerische Landessportverband (BLSV) und der Bayerische Fußballverband (BFV) lobten diese Entscheidung, sprachen aber unisono auch von einem „kleinen Schritt“(BLSV-Präsident Jörg Ammon) oder gar nur „ein Schrittchen“(BFV-Geschäftsführer Jürgen Igelspacher) in die richtige Richtung. „Grundsätzlich ist alles zu begrüßen, was das Leben für unsere Kinder in diesen Zeiten verbessert. Von daher sind wir erst einmal froh, dass es auch bei der Staatsregierung eine Einsicht gibt“, sagt Igelspacher.
Allerdings gibt es eine Hürde: Die Trainer und Betreuer, die mit den Kleingruppen trainieren, müssen vor jeder Einheit einen negativen Corona-Test vorlegen. Dieser darf nicht älter als 24 Stunden sein. Gemäß dem traditionellen, dreitägigen Trainingsrhythmus, etwa im Jugendfußball, bedeutet dies: Die Trainer müssen zwei Mal pro Woche am Tag des Trainings zum testen. „Das macht das Ganze schon wieder unpraktikabel“, sagt Gernot Maas. Der Ramminger ist Jugendleiter der JFG Wertachtal, könnte also maximal mit der D-Jugend und manchen C-Junioren (U14) Kleingruppen-Training anbieten. In dieser Woche jedoch noch nicht. „Am Sonntag haben wir eine Trainersitzung, da werden wir das Ganze besprechen“, so Maas.
Ähnlich sieht es beim TSV Pfaffenhausen aus. Hier stellt sich laut dem Vorsitzenden, Thomas Leinauer, die Frage, wie flexibel die Jugendtrainer für die notwendigen Tests sind. „Die Gültigkeit der Tests mit 24 Stunden erschwert das schon etwas“, sagt Leinauer. Wenn die Bereitschaft der Trainer zu Tests sowie eine geeignete Testmöglichkeit für sie gegeben sei, dann könne man die Lockerungen umsetzen. „Aber aktuell ist noch alles in der Schwebe“, so Leinauer. Roman Feger, Leiter der Jugendfußballabteilung des TSV
Mindelheim, sieht die Lockerung generell positiv, sagt aber auch: „Für den Fußball bringt kontaktloses Training in kleinen Gruppen eher wenig. Wichtig ist es, dass sich die Kinder wieder einmal treffen können.“Dass sich die Trainer testen lassen müssen, sei in seinen Augen vom Aufwand her noch vertretbar. Zumal man in Mindelheim in der glücklichen Lage ist, ein Testzentrum zu haben. Allerdings hinterfragt Feger den Sinn, warum nicht auch die Kinder getestet werden: „Wenn alle negativ getestet sind, wäre ja auch ein normales Training mit allen und mit Kontakt möglich.“
Der Präsident des TTC Bad Wörishofen, Thomas Karl, ist „grundsätzlich eher vorsichtig“. Es gebe in seinem Verein in der Altersklasse U14 auch viele Tennisspieler, die nun wieder in Kleingruppen trainieren dürften. Das Tennisspiel an sich sei ohnehin keine Gefahrenquelle, da die Abstände und Hygieneregeln gewahrt seien. Mit Blick auf die Pandemie ist er optimistisch: „Wir befinden uns auf der Zielgeraden.“
Uli Theophiel, BLSV-Kreisvorsitzender und stellvertretender Bezirksvorsitzender, ist grundsätzlich der Auffassung, dass man Kindern und Jugendlichen nicht den Spaß und die Leidenschaft nehmen dürfe, sich in der Gemeinschaft zu bewegen. Die Vereine brauchten Neueintritte, die ihr Bestehen sicherten. „Wir können unsere Mitglieder langsam nicht mehr hinhalten, damit sie noch monatelang warten. Ohnehin zahlen die meisten ihren
Beitrag nur für das reine Sportangebot“, so Theophiel.
Doch es gibt Licht am Ende des Tunnels, vor allem dank der Impfungen. Hiervon könnte der Sport bald profitieren – wenn auch für Jüngere ein Impfangebot bereitstehe und Übungsleiter und Trainer, die als Betreuer im Umgang mit Kindern und Jugendlichen einen wesentlichen pädagogischen Beitrag für die Gesellschaft leisteten, bei der Impfpriorisierung besser eingestuft würden.
„Funktionäre, Vereine und Sporttreibende hoffen jetzt weiter auf ein schlüssiges Gesamtkonzept der Politik“, so Theophiel. „Die Vereine haben das eigentlich schon seit vergangenem Jahr im Rahmen der Umsetzung aller Hygienevorschriften in der Schublade.“