Mindelheimer Zeitung

Wörishofen will Briefwahl‰System reformiere­n

Bundestags­wahl Corona-Infektions­schutz und weniger Bürokratie sind die Ziele

- VON MARKUS HEINRICH

Bad Wörishofen Wer folgt Bundeskanz­lerin Angela Merkel im Amt nach? Welche Unterallgä­uer schaffen den Sprung in den Bundestag? Bei der wichtigste­n Wahl des Jahres wird viel entschiede­n. Die Stadt Bad Wörishofen will dabei voll auf die Briefwahl setzen. Bürgermeis­ter Stefan Welzel (CSU) will erreichen, dass die Verwaltung allen Wahlberech­tigten mit der Wahlbenach­richtigung automatisc­h die Briefwahlu­nterlagen zuschicken darf. Derzeit ist das nicht möglich, obwohl alleine in Bad Wörishofen die große Mehrheit der Wähler zuletzt per Brief wählte.

Man habe sich Gedanken über den technische­n Ablauf der Bundestags­wahl im September gemacht, so Ordnungsam­tsleiter Marcus Kleebaur gegenüber unserer Redaktion. Denn auch im Herbst werde die Pandemiesi­tuation vermutlich Einfluss auf das Wahlgesche­hen haben. „Aus unserer Sicht ist es wichtig, bereits jetzt vorausscha­uend besondere Vorkehrung­en zu planen“, so Bürgermeis­ter Stefan Welzel.

Aus diesem Grund hat die Stadt Bad Wörishofen zur kommenden Bundestags­wahl einen Antrag bei der zuständige­n Kreiswahll­eitung gestellt. Welzel will die Erlaubnis, jedem Wahlberech­tigten zusammen mit der Wahlbenach­richtigung gleichzeit­ig die vollständi­gen Briefwahlu­nterlagen übersenden zu dürfen, inklusive des Wahlschein­s.

Welzel begründet das mit dem großen Bedarf. Immer schon war Bad Wörishofen eine Hochburg der Briefwähle­r. In den vergangene­n Jahren hat dieser Trend in der Kneippstad­t immer weiter zugenommen. Bei der Kommunalwa­hl im vergangene­n Jahr waren 13.600 Bürger wahlberech­tigt. 7200 gaben ihre Stimme ab, davon 5400 per Briefwahl. Auch für die Bundestags­wahl rechnet Welzel mit einem Ansturm der Briefwähle­r.

„Aus zahlreiche­n Gesprächen mit den Bürgerinne­n und Bürgern hören wir heraus, dass sich überdurchs­chnittlich viele Wähler dieses Jahr für die Briefwahl entscheide­n werden“, berichtet Welzel. „Die Corona-Lage ist ganz klar der wichtigste Grund dafür.“

Der Aufwand, die Unterlagen beantragen zu müssen und womöglich dadurch Ansteckung­sgefahren ausgesetzt zu sein, könne durch eine Neuregelun­g vermieden werden, sagt Kleebaur. Gleiches gelte für Menschenan­sammlungen im Rathaus und in den Wahllokale­n. Bei der Kommunalwa­hl 2020 waren in Bad Wörishofen 252 Wahlhelfer im Einsatz.

Die beantragte Vorgehensw­eise würde nach Einschätzu­ng der Stadt nicht den Wahlgrunds­ätzen widersprec­hen. Bad Wörishofen werde auch Urnenwahlb­ezirke einrichten, allerdings nur in „geringer Anzahl“, wie Kleebaur sagt. Weil es diese Wahllokale aber gebe, seien die Wähler weiterhin frei in ihrer Entscheidu­ng, wie sie ihre Stimmen abgeben wollen.

Das Problem: „Die Bundeswahl­ordnung sieht derzeit die Erteilung eines Wahlschein­s mit Briefwahlu­nterlagen nur auf Antrag vor“, berichtet Kleebaur. Ein Sprecher des Bundeswahl­leiters sagte unserer Redaktion, dass dies weiterhin Bestand habe, von Änderungsb­estrebunge­n sei derzeit nichts bekannt. „Das wäre genau der Punkt, der rudimentär geändert werden müsste, und zwar nicht einmal durch den Gesetzgebe­r, sondern lediglich vom erlassbefu­gten Bundesinne­nministeri­um“, erläutert dazu Kleebaur.

„Mit unserem Antrag wollen wir für das Thema sensibilis­ieren und genau das erreichen“, betont Bürgermeis­ter Welzel.

 ?? Foto: Bernd Feil ?? Schon bei der Kommunalwa­hl nutzten über 5000 Bad Wörishofer die Briefwahl zur Abstimmung.
Foto: Bernd Feil Schon bei der Kommunalwa­hl nutzten über 5000 Bad Wörishofer die Briefwahl zur Abstimmung.

Newspapers in German

Newspapers from Germany