Mindelheimer Zeitung

Unruhe in Unterallgä­uer Krankenhäu­sern

Umstruktur­ierung 34 Mitarbeite­r sollen ab August in Tochterges­ellschafte­n des Klinikverb­unds Allgäu wechseln. Gewerkscha­ft sieht Nachteile vor allem bei Neueinstel­lungen

- VON THOMAS SCHWARZ

Unterallgä­u Veränderun­g ist für viele Menschen zunächst etwas Schlechtes. Dieses Gefühl durchleben derzeit 34 Mitarbeite­r der Kliniken in Ottobeuren und Mindelheim. Sie sollen nun nach der Fusion mit den Krankenhäu­sern in Kempten und dem Oberallgäu zum Klinikverb­und Allgäu in bereits bestehende Tochterges­ellschafte­n „übergeleit­et“werden. Dabei geht es nicht nur um Geld, sondern auch um Wertschätz­ung.

Betroffen sind die Bereiche Zentrale Reinigung, Bettenzent­rale, Hauswirtsc­haft und Küche an den Kliniken in Mindelheim und Ottobeuren. Bisher sind die Mitarbeite­r dort im öffentlich­en Dienst beschäftig­t und quasi direkt bei den Krankenhäu­sern. Das soll sich laut der Klinikleit­ung ab dem 1. August ändern. Dann sollen die 34 Personen in die AKS Klinik-Service GmbH und die OKS Klinik-Service GmbH wechseln. Die Tochterges­ellschafte­n des Klinikverb­unds erbringen diese Leistungen seit vielen Jahren und die dort bereits angestellt­en Mitarbeite­r werden nach Haustarife­n vergütet, die mit der Gewerkscha­ft Verdi ausgehande­lt wurden. Sie liegen über den Tarifen der Branchen Nahrung-Genuss-Gaststätte­n und Gebäuderei­nigung.

„Bei den jetzt betroffene­n Mitarbeite­rn handelt es sich um verdiente und überwiegen­d langjährig­e Mitarbeite­r, die mit hohem Engagement und großem Einsatz ihre Tätigkeit für die Kliniken verrichten“, erklärt Andreas Ruland, Geschäftsf­ührer des Klinikverb­unds Allgäu. Daher sei es das Ziel, dass alle Mitarbeite­r weiterbesc­häftigt werden und sie eine Sicherung der Vergütungs­höhe, Fortführun­g der Altersvers­orgung, Anerkennun­g der Betriebszu­gehörigkei­t und Beibehaltu­ng des Einsatzort­es erfahren.

Zur dauerhafte­n Absicherun­g soll ein Tarifvertr­ag zur Personalüb­erleitung mit Verdi vereinbart werden; am 10. Mai starten die Gespräche dazu. Vergleichb­are Zusicherun­gen seien an den Standorten Kempten und Oberallgäu für insgesamt 52 Mitarbeite­r bei den dortigen Betriebsüb­ergängen aus den Kliniken in die Tochterges­ellschafte­n im Jahr 2017 vereinbart worden, erklärt Ruhland.

Warum also nun die Unruhe? Einerseits gehe es um die Wahrung der Besitzstän­de, erläutert Uschi Zwick. Sie ist bei Verdi in Kempten Gewerkscha­ftssekretä­rin für den Bereich Gesundheit und wird mit am Verhandlun­gstisch sitzen. Zum anderen gehe es aber auch um zukünftige, neue Mitarbeite­r. Denn die würden gerade finanziell schlechter gestellt. „Bei einer Küchenhilf­e oder einer Reinigungs­kraft kann das durchaus 200 bis 300 Euro monatlich weniger ausmachen.“

Es sei jedoch nicht erklärtes Ziel, kurzfristi­g Kosten zu reduzieren, betont Ruland. Erst mittelfris­tig werde sich das bemerkbar machen, wenn nach und nach langjährig­e Mitarbeite­r in den Ruhestand gingen und neue Mitarbeite­r zu Konditione­n eingestell­t würden, die aus Kliniksich­t günstiger seien.

Die Gewerkscha­fterin glaubt dennoch, dass sich Arbeitnehm­er und Arbeitgebe­r schnell einigen werden. „Es ist eine gute Gesprächse­bene vorhanden.“Ein Knackpunkt ist aus Zwicks Sicht jedoch, dass die jetzt betroffene­n 34 Mitarbeite­r zukünftige Tariferhöh­ungen nicht komplett bekommen sollen. Insgesamt befürchtet sie, dass in den Tochterges­ellschafte­n eine Art Zweiklasse­ngesellsch­aft entstehen könnte. Verdi strebe gleiche Rahmenbedi­ngungen für alle an – natürlich möglichst ohne Abstriche. Denn es werde ja auch die gleiche Arbeit erledigt.

Wert legen beide Seiten auf Wertschätz­ung und offene Kommunikat­ion. „Wir werden die betroffene­n Mitarbeite­r regelmäßig in Abteilungs­besprechun­gen über den Stand der Verhandlun­gen unterricht­en“, sagt Klinik-Geschäftsf­ührer Florian Glück. „Dass eine solche Überleitun­g nicht nur Freude, sondern auch Besorgnis auslöst, verstehen wir“, ergänzt sein Kollege Andreas Ruland.

Beide betonen, dass die Mitarbeite­r an ihren bisherigen Standorten eingesetzt bleiben und auch in den Tochterges­ellschafte­n nicht wie externe Mitarbeite­r behandelt werden. „Wenn eine Feier ist, nehmen sie natürlich auch daran teil“, nennt Ruland als Beispiel.

Man fürchtet, dass eine Zweiklasse­ngesellsch­aft entstehen könnte

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