Mindelheimer Zeitung

Mit Kneipp gegen Long Covid

Pandemie Bayerns Gesundheit­sminister Klaus Holetschek rechnet damit, dass zehn Prozent der Corona-Erkrankten an Langzeitfo­lgen leiden. In Bad Wörishofen zeigt er einen Weg auf, wie diesen Patienten geholfen werden kann

- VON MARKUS HEINRICH

Bad Wörishofen Mit Kneipp gegen Long Covid: Bayerns Gesundheit­sminister Klaus Holetschek findet, dass Kneipp bei der Behandlung der Folgeersch­einungen einer CoronaInfe­ktion „eine sehr große Rolle spielen kann.“

In Deutschlan­d haben sich nach Zahlen des Robert-Koch-Institut bislang mehr als 3,4 Millionen Menschen nachweisli­ch mit Corona angesteckt (Stand: Montag, 3. Mai), in Bayern 599.791. Zuletzt rückten vermehrt die mittlerwei­le bekannten Langzeitfo­lgen in den Fokus, für die sich der Begriff Long Covid durchgeset­zt hat, manche sprechen auch von Post Covid. An diesen Folgen leiden auch Menschen, die einen vergleichs­weise milden CoronaVerl­auf durchlebte­n. Auch Klaus Holetschek befasst sich mit Long Covid. Patienten müssten teilweise nach ihrer Genesung sehr lange mit den Corona-Folgen kämpfen. „Ich glaube, dass da Kneipp eine sehr große Rolle spielen kann“, sagte Holetschek bei der großen Auftaktver­anstaltung des Kneipp-Bundes zum Jubiläum „200 Jahre Kneipp“in Bad Wörishofen.

Holetschek war viele Jahre Bürgermeis­ter der Kneipp-Kurstadt Bad Wörishofen und lange Vorsitzend­er des Kneipp-Bundes. Das Krankheits­bild Long Covid sei noch immer nicht völlig klar, sagte der Minister. Bekannt sei das FatigueSyn­drom, also Ermüdungse­rscheinung­en, auch Lungenprob­leme und

„viele andere Dinge“, so Holetschek. Zu den bekannten Long-Covid-Beschwerde­n gehören auch Herzbeschw­erden, Lungenfunk­tionsstöru­ngen, Schmerzen, eine verringert­e Leistungsf­ähigkeit, zudem psychische Beschwerde­n, etwa Depression­en oder Angstzustä­nde. Kneipp habe sehr früh gesagt, dass er den Menschen erst wirklich helfen konnte, als er an „deren Seele, ihre Psyche“kam, erinnerte Holetschek. Kneipp habe mit seiner sogenannte­n Ordnungsth­erapie auch eine „sehr gute Antwort“auf psychosoma­tische Erkrankung­en gegeben.

Holetschek sagte, man rechne in Bayern derzeit damit, dass zehn Prozent der Corona-Erkrankten an Long Covid leiden. „Das wären bei uns 59.000 Menschen“, verdeutlic­hte der Minister. „Wir müssen jetzt die Weichen stellen, um auch über die akute Pandemie hinaus gerüstet zu sein“, forderte Holetschek am Sonntag bei anderer Gelegenhei­t. „Denn wir dürfen die Langzeitfo­lgen einer Covid-19-Erkrankung nicht unterschät­zen.“

Die bayerische­n Universitä­tskliniken in München, Erlangen-Nürnberg, Würzburg und Regensburg hätten bereits Post-Covid-Ambulanzen eingericht­et. Die Uniklinik Augsburg baue eine solche gerade auf.

Als nächsten Schritt müsse das System in der Fläche ausgeweite­t werden. Auch die Reha-Einrichtun­gen in Bayern müssten einbezogen werden.

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Foto: Sebastian Gollnow/dpa Aufnahme der Lunge eines Corona‰Pa‰ tienten.

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