Probleme im Impfzentrum
Pandemie Mit Aussicht auf Lockerungen wollen viele Unterallgäuer schnell einen Impftermin ergattern und melden sich mehrfach – mit Folgen für das Impfzentrum und jene, die ebenfalls auf der Warteliste stehen.
Im Wörishofer Impfzentrum kommt es zu ungeahnten Problemen: Immer mehr Unterallgäuer erscheinen nicht zu ihren Impfterminen. Mehr dazu auf
Bad Wörishofen Nachdem nun klar ist, dass es in der Corona-Pandemie Vorteile für Geimpfte geben wird, versuchen immer mehr Menschen, einen Impftermin zu ergattern. Daraus entstehen ungeahnte Probleme, die Auswirkungen auf andere haben, die auf eine Impfung warten. Das wird im Impfzentrum Bad Wörishofen deutlich.
Die Planungen im Impfzentrum sind auf Kante genäht. Von der gelieferten Impfstoffmenge hängt ab, wie viele Impftermine kurzfristig vergeben werden können. 18.960 Unterallgäuer warten derzeit – Stand 5. Mai – auf ihre Erstimpfung gegen das Corona-Virus. „Wir haben mittlerweile ein richtiges Problem mit Terminen, die nicht wahrgenommen werden“, berichtet nun Dr. Max Kaplan. Als ärztlicher Koordinator ist er praktisch der Pandemiebeauftragte des Landkreises Unterallgäu und zudem verantwortlich für das Impfzentrum in Bad Wörishofen. „Die Leute melden sich mittlerweile überall an, wo es möglich ist, und nehmen dann den schnellsten Termin“, sagt Kaplan. „Allerdings sagen sie die anderen Reservierungen in der Regel nicht ab.“Im Impfzentrum wundert man sich dann beispielsweise über ausbleibende Bestätigungen für Impftermine. „Wir müssen das alles nachtelefonieren, das ist mittlerweile eine enorme Belastung“, berichtet Kaplan.
Rund 30 Prozent der Reservierungen würden mittlerweile auf diese Weise wieder gestrichen.
In anderen Landkreisen wurden zuletzt auch Termine für Zweitimpfungen vermehrt zum Problem. Wünsche nach Terminverlegungen nähmen zu, war zu hören und zu lesen. Als Grund würden immer öfter Freizeitaktivitäten angegeben. Auch im Impfzentrum Bad Wörishofen gingen solche Sonderwünsche ein, sagt Kaplan, etwa im Hinblick auf nun geplante Urlaube. Darauf gehe man allerdings nicht ein, betont der Koordinator. „Bei uns ist eine Terminverschiebung nur in Notfällen möglich, etwa bei Erkrankung“, sagt Kaplan. Der Mediziner macht aber einen ganz anderen Vorschlag. „Man sollte für AstraZeneca die Zeit bis zur Zweitimpfung von zwölf auf neun Wochen verkürzen, wenn ausreichend Impfstoff vorhanden ist“, sagt Kaplan. Das werde er nun auch dem bayerischen Gesundheitsministerium empfehlen. Beim BiontechImpfstoff etwa ist die Wartezeit bis zum vollen Impfschutz und damit bis zu gewissen Vorteilen im öffentlichen Leben mit derzeit sechs Wochen ungleich geringer.
Am Montag und Dienstag gab es im Impfzentrum Bad Wörishofen die ersten Termine für Zweitimpfungen nach der AstraZeneca-Neuregelung. Seither können Impflinge
ob sie nochmals AstraZeneca oder einen anderen Impfstoff erhalten wollen. „Ich freue mich, dass 60 bis 70 Prozent unserer Impflinge sich nochmals für AstraZeneca entschieden haben“, berichtet Kaplan. Damit sei die Akzeptanz wesentlich höher, als erwartet.
Im Impfzentrum stehe man nun aber vor der Herausforderung, immer zwei Impfstoffe pro Impfling vorhalten zu müssen, bist die Entscheidung feststeht. „Unser Personal hat dann aber schnell reagiert und weitere Impftermine im Reservierungssystem freigeschaltet, als deutlich wurde, dass Biontech übrig bleibt“, berichtet Kaplan. Zuletzt hatte der Koordinator die weiter andauernde Impfstoffknappheit beklagt. Nun sieht es etwas besser aus. Für die Zeit vom 12. bis zum 18. Mai erhalte das Impfzentrum Bad Wörishofen fast 3000 Impfdosen: 2358 von Biontech und 550 von Moderna.
Deshalb werde nun auch wieder in drei Schichten pro Tag geimpft, vorerst aber nur an fünf von sieben Impftagen der Woche. Zwei Tage laufen weiterhin mit zwei Schichten. „Wir könnten mehr machen“, betont Kaplan. Dazu müsse aber mehr Impfstoff geliefert werden. Dieser geht mittlerweile auch an niedergelassene Ärzte.
Die Entwicklung dort nennt Kaplan gut. Auf jeden Arztsitz kämen derzeit 36 Dosen Biontech und 50 Dosen AstraZeneca. Es könne aber auch mehr bestellt werden. Laut Kaplan haben niedergelassene Ärzte im Unterallgäu bislang 7446 Corona-Impfungen verabreicht, weitere 3841 in der Stadt Memmingen. Die Zahlen stammen vom 4. Mai. „Wenn die Entwicklung so weitergeht, könnten wir bis Juli jeden Bürwählen, ger im Unterallgäu, der dies wünscht, erstmals impfen“, rechnet Kaplan vor. Derzeit überlege man, den Impfbus „auch in unseren Hotspots“einzusetzen, sagt Kaplan und nennt dabei Dirlewang, Apfeltrach, Kammlach, Wiedergeltingen und Winterrieden. Dort seien die Corona-Zahlen derzeit besonders hoch. Man müsse nun im Unterallgäu dringend die Sieben-Tage-Inzidenz senken, betont Kaplan, auch im Hinblick auf die in Aussicht stehenden Lockerungen.
Im Unterallgäu und in Memmingen wurden bis zum 5. Mai 50.030 Menschen zum ersten Mal geimpft. Das sind 26,4 Prozent der Bevölkerung. 13.649 Menschen haben bereits die zweite Impfung erhalten. Damit liegt der Kreis weiterhin unter dem Landesschnitt. In Bayern waren am 5. Mai 30 Prozent der Bürger zum ersten Mal geimpft.
Versuche, Termine aus Freizeitgründen zu verlegen