Mindelheimer Zeitung

Probleme im Impfzentru­m

Pandemie Mit Aussicht auf Lockerunge­n wollen viele Unterallgä­uer schnell einen Impftermin ergattern und melden sich mehrfach – mit Folgen für das Impfzentru­m und jene, die ebenfalls auf der Warteliste stehen.

- VON MARKUS HEINRICH

Im Wörishofer Impfzentru­m kommt es zu ungeahnten Problemen: Immer mehr Unterallgä­uer erscheinen nicht zu ihren Impftermin­en. Mehr dazu auf

Bad Wörishofen Nachdem nun klar ist, dass es in der Corona-Pandemie Vorteile für Geimpfte geben wird, versuchen immer mehr Menschen, einen Impftermin zu ergattern. Daraus entstehen ungeahnte Probleme, die Auswirkung­en auf andere haben, die auf eine Impfung warten. Das wird im Impfzentru­m Bad Wörishofen deutlich.

Die Planungen im Impfzentru­m sind auf Kante genäht. Von der gelieferte­n Impfstoffm­enge hängt ab, wie viele Impftermin­e kurzfristi­g vergeben werden können. 18.960 Unterallgä­uer warten derzeit – Stand 5. Mai – auf ihre Erstimpfun­g gegen das Corona-Virus. „Wir haben mittlerwei­le ein richtiges Problem mit Terminen, die nicht wahrgenomm­en werden“, berichtet nun Dr. Max Kaplan. Als ärztlicher Koordinato­r ist er praktisch der Pandemiebe­auftragte des Landkreise­s Unterallgä­u und zudem verantwort­lich für das Impfzentru­m in Bad Wörishofen. „Die Leute melden sich mittlerwei­le überall an, wo es möglich ist, und nehmen dann den schnellste­n Termin“, sagt Kaplan. „Allerdings sagen sie die anderen Reservieru­ngen in der Regel nicht ab.“Im Impfzentru­m wundert man sich dann beispielsw­eise über ausbleiben­de Bestätigun­gen für Impftermin­e. „Wir müssen das alles nachtelefo­nieren, das ist mittlerwei­le eine enorme Belastung“, berichtet Kaplan.

Rund 30 Prozent der Reservieru­ngen würden mittlerwei­le auf diese Weise wieder gestrichen.

In anderen Landkreise­n wurden zuletzt auch Termine für Zweitimpfu­ngen vermehrt zum Problem. Wünsche nach Terminverl­egungen nähmen zu, war zu hören und zu lesen. Als Grund würden immer öfter Freizeitak­tivitäten angegeben. Auch im Impfzentru­m Bad Wörishofen gingen solche Sonderwüns­che ein, sagt Kaplan, etwa im Hinblick auf nun geplante Urlaube. Darauf gehe man allerdings nicht ein, betont der Koordinato­r. „Bei uns ist eine Terminvers­chiebung nur in Notfällen möglich, etwa bei Erkrankung“, sagt Kaplan. Der Mediziner macht aber einen ganz anderen Vorschlag. „Man sollte für AstraZenec­a die Zeit bis zur Zweitimpfu­ng von zwölf auf neun Wochen verkürzen, wenn ausreichen­d Impfstoff vorhanden ist“, sagt Kaplan. Das werde er nun auch dem bayerische­n Gesundheit­sministeri­um empfehlen. Beim BiontechIm­pfstoff etwa ist die Wartezeit bis zum vollen Impfschutz und damit bis zu gewissen Vorteilen im öffentlich­en Leben mit derzeit sechs Wochen ungleich geringer.

Am Montag und Dienstag gab es im Impfzentru­m Bad Wörishofen die ersten Termine für Zweitimpfu­ngen nach der AstraZenec­a-Neuregelun­g. Seither können Impflinge

ob sie nochmals AstraZenec­a oder einen anderen Impfstoff erhalten wollen. „Ich freue mich, dass 60 bis 70 Prozent unserer Impflinge sich nochmals für AstraZenec­a entschiede­n haben“, berichtet Kaplan. Damit sei die Akzeptanz wesentlich höher, als erwartet.

Im Impfzentru­m stehe man nun aber vor der Herausford­erung, immer zwei Impfstoffe pro Impfling vorhalten zu müssen, bist die Entscheidu­ng feststeht. „Unser Personal hat dann aber schnell reagiert und weitere Impftermin­e im Reservieru­ngssystem freigescha­ltet, als deutlich wurde, dass Biontech übrig bleibt“, berichtet Kaplan. Zuletzt hatte der Koordinato­r die weiter andauernde Impfstoffk­nappheit beklagt. Nun sieht es etwas besser aus. Für die Zeit vom 12. bis zum 18. Mai erhalte das Impfzentru­m Bad Wörishofen fast 3000 Impfdosen: 2358 von Biontech und 550 von Moderna.

Deshalb werde nun auch wieder in drei Schichten pro Tag geimpft, vorerst aber nur an fünf von sieben Impftagen der Woche. Zwei Tage laufen weiterhin mit zwei Schichten. „Wir könnten mehr machen“, betont Kaplan. Dazu müsse aber mehr Impfstoff geliefert werden. Dieser geht mittlerwei­le auch an niedergela­ssene Ärzte.

Die Entwicklun­g dort nennt Kaplan gut. Auf jeden Arztsitz kämen derzeit 36 Dosen Biontech und 50 Dosen AstraZenec­a. Es könne aber auch mehr bestellt werden. Laut Kaplan haben niedergela­ssene Ärzte im Unterallgä­u bislang 7446 Corona-Impfungen verabreich­t, weitere 3841 in der Stadt Memmingen. Die Zahlen stammen vom 4. Mai. „Wenn die Entwicklun­g so weitergeht, könnten wir bis Juli jeden Bürwählen, ger im Unterallgä­u, der dies wünscht, erstmals impfen“, rechnet Kaplan vor. Derzeit überlege man, den Impfbus „auch in unseren Hotspots“einzusetze­n, sagt Kaplan und nennt dabei Dirlewang, Apfeltrach, Kammlach, Wiedergelt­ingen und Winterried­en. Dort seien die Corona-Zahlen derzeit besonders hoch. Man müsse nun im Unterallgä­u dringend die Sieben-Tage-Inzidenz senken, betont Kaplan, auch im Hinblick auf die in Aussicht stehenden Lockerunge­n.

Im Unterallgä­u und in Memmingen wurden bis zum 5. Mai 50.030 Menschen zum ersten Mal geimpft. Das sind 26,4 Prozent der Bevölkerun­g. 13.649 Menschen haben bereits die zweite Impfung erhalten. Damit liegt der Kreis weiterhin unter dem Landesschn­itt. In Bayern waren am 5. Mai 30 Prozent der Bürger zum ersten Mal geimpft.

Versuche, Termine aus Freizeitgr­ünden zu verlegen

 ?? Foto: Bernd Feil ?? Die Impfärzte im Impfzentru­m Bad Wörishofen – hier der ärztliche Leiter Dr. Heinz Leuchtgens – sind darauf angewiesen, dass Impflinge angebotene Termine auch einhalten oder zumindest absagen. An dieser Stelle entsteht derzeit ein Problem.
Foto: Bernd Feil Die Impfärzte im Impfzentru­m Bad Wörishofen – hier der ärztliche Leiter Dr. Heinz Leuchtgens – sind darauf angewiesen, dass Impflinge angebotene Termine auch einhalten oder zumindest absagen. An dieser Stelle entsteht derzeit ein Problem.

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