„Reine Willkür bei der erhöhten Hundesteuer“
Leserbrief zum Artikel „Wenn ein Hund gefährlich wird“in der MZ am Montag, 26. April:
„Sobald sich ein ,Beißvorfall‘ ereignet hat, fühlen sich alle in der Region verwurzelten Politiker berufen, sich über Hunde zu äußern. Zuallererst muss die Hundesteuer für bestimmte Rassen erhöht werden – ohne jeden Sachverstand! Man will solche ‘gefährlichen Rassen´ nicht im eigenen Stadtbild sehen. Nun ja, liebe Schwarze, Grüne, Gelbe, Blaue und sonstiger Coleur – das ist gesetzeswidrig, denn a) Mobbing und Ausgrenzung sind gesetzmäßig verboten und b) ist es willkürlich!
Der Beißvorfall in Mindelheim im Dezember war mit einer Englischen Bulldogge. Nirgends, in keiner einzigen Liste in irgendeinem Land, wird die Englische Bulldogge als ‘Kampfhund‘ geführt – das zeigt doch, dass keiner der Befürworter dieser Listen eine Ahnung hat. Die Englische Bulldogge ist die ‘Mutter aller sogenannten Kampfhunde‘ – von dieser Rasse wurden die für Hunde- und Bullenkämpfe gezüchteten Hunde abgeleitet. Auch der deutsche Boxer, der vom ,Brabanter Bullenbeißer’ abstammt, ist ein Mischling eines sogenannten Kampfhundes. Auch in den Belgischen Schäfer Malinois und in den Bayerisch Gebirgsschweißhund wurden (und werden?) Bullterrier zwecks Schärfe eingekreuzt, doch diese Hunde kommen in euren Listen nicht vor, warum?
Der ,Kampfhund‘ schlechthin ist der Dackel. Er wurde und wird zum Kampf gegen Dachse gezüchtet. Steht er auf der Liste? Nein! Und warum?
Die Steuer wird nach Gutdünken erhoben. Es steht in der Bayerischen Hundeverordnung, dass Hunde der Kat. II nach einem von der Bayerischen Regierung bestellten Sachverständigen bestandenen Wesenstest mit ‘normalen‘ Hunden gleichgestellt sind – wieso dann diese Willkürsteuer? ,Listenhunde’ aus Tierheimen haben aufgrund dieser Listen keine Chance auf Vermittlung. Hunde (auch sogenannte Kampfhundmischlinge) werden aus dem Ausland als Familienhunde vermittelt, da ist Stress vorprogrammiert. Das ist der eigentliche Wahnsinn! Wir brauchen keine Kampfhundesteuer – wir brauchen mehr Eigenverantwortung, mehr Fingerspitzengefühl und Rücksichtnahme und keine Spaltung der Halter.“
Helmut Winter, Dirlewang