Enttäuschung im Bayerwald
Die Bewohner des Bayerischen Waldes haben innerhalb Niederbayerns einen ähnlichen Ruf wie die Niederbayern im Rest des Freistaats Bayern. Der Dialekt ist noch sehr ausgeprägt, ebenso die Liebe zur Heimat. Beides zeigt sich in der heimlichen Nationalhymne, die an kalten Winterabenden, wenn draußen der Wind pfeift, in der warmen Wirtsstube mit Herzschmerz in der Stimme gesungen wird.
„Mia san vom Woid dahoam, des kennt a jeder glei, wann ’s von den Bergen hallt, ja do san mia dabei, und wo des Stutzerl knallt, ja do san mia um d’ Weg, mia san vom Woid dahoam, da Woid is schee.“
Ja, schön ist er schon, der Bayerische Wald, aber eben doch ein bisserl ab vom Schuss. Nach Landshut ist es weit, nach München noch weiter. Und dort, davon ist man tief im Osten Bayerns fest überzeugt, hat man ohnehin wenig übrig für die Bedürfnisse der „Hinterwäldler“.
Weil aber der CSU-Chef und bayerische Ministerpräsident mittlerweile hinter jeder einzelnen Wählerstimme her ist wie der Teufel hinter der armen Seele, keimte Hoffnung auf im Bayerwald. Niederbayern sollte nach dem Willen von Markus Söder endlich ein eigenes Verwaltungsgericht bekommen und es sollte im Bayerischen Wald errichtet werden: 40 sichere Arbeitsplätze für eine benachteiligte Region würde das bedeuten. Söder wollte das. Die Freien Wähler, die in Niederbayern besonders stark verwurzelt sind, wollten das auch. Die Vorfreude war also groß.
Doch obwohl beide Regierungsparteien es angeblich wollten, ist das Projekt jetzt gescheitert. Vordergründig ging es um die Standortfrage: Freyung oder Grafenau? Zwei Städte, die sich in ähnlich inniger Freundschaft verbunden sind wie Aichach und Friedberg im Regierungsbezirk Schwaben. Tatsächlich aber sieht es so aus, als habe im Streit zwischen CSU und Freien Wählern keiner dem anderen den Erfolg gegönnt. Da kann der Bayerwald noch so schön sein.