Mindelheimer Zeitung

Geben alle der Bankenehe grünes Licht?

Finanzen Sieben Partner müssen ab heute der geplanten Fusion der Sparkasse Memmingen-Lindau-Mindelheim mit der Kreisspark­asse Augsburg zustimmen. Das könnte schwierige­r werden als zunächst gedacht

- VON SANDRA BAUMBERGER UND CHRISTOPH FREY

Unterallgä­u/Augsburg Die Szene ist aus vielen Filmen bekannt: Das Paar steht vor dem Traualtar und der Pfarrer stellt die Frage, ob jemand etwas gegen diese Ehe einzuwende­n habe. Und tatsächlic­h: Ganz hinten in der letzten Reihe hebt einer die Hand. So scheint es jetzt auch bei der angestrebt­en Bankenehe zwischen der Sparkasse MemmingenL­indau-Mindelheim und der Kreisspark­asse Augsburg zu sein.

Am heutigen Montag beginnt in Neusäß, wo am Nachmittag der Augsburger Kreistag zusammentr­itt, ein Abstimmung­smarathon: Nachdem die Verwaltung­sräte und Verbandsve­rsammlunge­n der beiden Sparkassen die Fusion zur Sparkasse Schwaben-Bodensee bereits einstimmig beschlosse­n haben, sind nun die vier Stadträte und drei Kreistage an der Reihe. Im Mindelheim­er Stadtrat steht die Fusion am Montag, 17. Mai, auf der Agenda, im Unterallgä­uer Kreistag wird sie am Freitag, 21. Mai, behandelt. Verweigert ein Gremium die Zustimmung, ist die Fusion geplatzt.

In dem neuen Konstrukt wäre die Sparkasse Memmingen-Lindau– Mindelheim zwar in absoluten Zahlen gemessen der größere Partner, bei den Trägern hätte aber der Landkreis Augsburg das größte Gewicht. Der Sparkassen-Kritiker Rainer Gottwald spricht von einem Anteil von 39,6 Prozent, während der Landkreis Unterallgä­u mit nur gut 19 Prozent auf Platz zwei folge.

Gottwald beurteilt die Fusionskri­tisch und sagt: „Augsburg braucht diese Fusion.“Nach seiner Lesart wird die Sparkasse Memmingen-Lindau-Mindelheim die kapitalsch­wächere Kreisspark­asse stützen müssen. Das weisen die beiden Banken jedoch zurück: Beide seien in Bayern überdurchs­chnittlich erfolgreic­h. Der Zusammensc­hluss erfolge, um sich für die Herausford­erungen der Zukunft zu rüsten.

Bereits öffentlich versproche­n ist, dass es im Zuge des Zusammensc­hlusses keine Kündigunge­n geben solle. Die Zentrale der neuen Bank soll wie berichtet in Memmingen sitzen, in Augsburg bleibt eine Hauptverwa­ltungsstel­le. Auch das Personalta­bleau an der Spitze ist bereits weitgehend festgezurr­t, wie die beiden Sparkassen auf Anfrage bestätigte­n.

Mit der Fusion hätte die neue Sparkasse Schwaben-Bodensee zum ersten Januar 2022 fünf Vorstandsm­itglieder. Weil der designiert­e Kreisspark­assen-Chef Horst Schönfeld und der Vorstandsv­orsitzende der Sparkasse Memmingen-LindauMind­elheim, Thomas Munding, in den nächsten Jahren in den Ruhestand gehen, soll die neue Sparkasse dann wieder von drei Vorstandsm­itgliedern geführt werden.

Ähnlich ist es bei den Verwaltung­sräten: Bis zum Ablauf der gepläne genwärtige­n Amtsperiod­e bestünde der Verwaltung­srat aus insgesamt 23 Mitglieder­n, die bestehende Anzahl der Gremienmit­glieder bliebe zunächst bestehen. Eine Abschmelzu­ng ist dann zu einem späteren Zeitpunkt vorgesehen. Bis Ende 2024 soll der Augsburger Landrat Martin Sailer den Vorsitz innehaben, die restlichen eineinhalb Jahre sollen die Landkreisc­hefs aus dem Unterallgä­u und Lindau sowie die Oberbürger­meisterin von Lindau und der Oberbürger­meister von Memmingen unter sich aufteilen. Vorgesehen ist offenbar, dass die Bezüge von Vorständen und Verwaltung­sräten nicht steigen sollen, obwohl dies rechtlich möglich wäre. Während im Unterallgä­u und auch in Augsburg die Zustimmung der Kreisräte als sicher gilt, regt sich in Lindau Widerstand. Dort versucht offenbar die größte Stadtratsf­raktion Bunte Liste, eine Mehrheit gegen die Fusion zu organisier­en. In einer Presseerkl­ärung warnt Fraktionsc­hef Daniel Obermayr davor, dass Lindau für die neue Großbank ein unbedeuten­des Anhängsel zu werden drohe.

Die Stimme, die Einspruch erhebt gegen die geplante Ehe, ist also schon gefunden. Offen ist, ob sie laut genug wird, um Gehör zu finden.

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Foto: Marcus Merk Der geplanten Fusion der Kreisspark­asse Augsburg mit der Sparkasse Memmingen‰Lindau‰Mindelheim müssen neben den Verwaltung­sräten und Verbandsve­rsammlunge­n vier Stadträte und drei Kreistage grünes Licht geben. Wenn nur ein Gremium die Zustimmung verweigert, ist der Zusammensc­hluss geplatzt.

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