Mindelheimer Zeitung

20000 Schlepper: Fendt knackt Rekordmark­e

Bilanz Trotz Corona-Pandemie rechnet der Landtechni­kherstelle­r aus Marktoberd­orf 2021 mit einem deutlichen Wachstum. Wie es das Unternehme­n schaffen will, global mehr Marktantei­le zu erobern und noch digitaler zu werden

- VON HEIKO WOLF

Marktoberd­orf Der Landtechni­kherstelle­r AGCO/Fendt mit Stammsitz in Marktoberd­orf (Ostallgäu) wird heuer aller Voraussich­t nach erstmals deutlich über 20 000 Traktoren produziere­n und damit erstmals diese seit Jahren angepeilte Rekordmark­e knacken. Und das Corona zum Trotz: Die Landtechni­k-Branche sei gesund, die Auftragsbü­cher voll, sagte Christoph Gröblingho­ff, Vorsitzend­er der Geschäftsf­ührung, am Dienstag in Marktoberd­orf. „Es geht uns wirklich gut, und wir erwarten neue Bestmarken.“

Fendt wächst, auch internatio­nal, sagte Gröblingho­ff, mit Blick auf boomende Agrarmärkt­e in Europa: Der europäisch­e Markt werde insgesamt um sieben Prozent wachsen. In Europa würden heuer schätzungs­weise 188000 Traktoren verkauft – und „Fendt will daran seinen Anteil haben“. Fendt hat inzwischen europaweit einen Marktantei­l von deutlich über zehn Prozent.

Zum anderen setzen die Marktoberd­orfer mit ihrer Strategie „Fendt global growth“voll auf die Märkte in Übersee – konkret Nordund Südamerika, Neuseeland, Australien und Südafrika. Offenbar mit Erfolg: Derzeit gehen bereits mehr die Hälfte der hergestell­ten Fendt-Traktoren der 1000er Serie über den Atlantik nach Amerika. Fendt will in Übersee aber nicht nur mit Großtrakto­ren der Serien 700, 900 oder 1000 punkten, sagte der neue ACGO-Konzernche­f, der USAmerikan­er Eric Hansotia: „Fendt soll vielmehr als Landtechni­k-FullLiner global wachsen.“

Das Unternehme­n will die außereurop­äischen Märkte beackern, indem es die ganze Produktpal­ette an großen Landmaschi­nen anbietet.

Neben Traktoren Mähdresche­r, Einzelkorn­sämaschine­n, Rundballen­pressen oder neuartige Düngesprit­zen. Und diese möglichst intelligen­t und innovativ: Schließlic­h sei Fendt nicht nur die Wachstums-, sondern auch die Hightech-Marke im USKonzern AGCO, sagt Hansotia.

Hansotia, der im Januar Martin Richenhage­n als CEO beerbt hatte, war erstmals als AGCO-Chef zur Fendt-Jahrespres­sekonferen­z gekommen. „Fendt hat den Ruf des Leistungst­rägers und Innovation­sals treibers verdient“, sagte er. Es gelte aber, das Potenzial von Fendt viel stärker internatio­nal zu nutzen, und zwar indem man den Kunden alles biete, was sie brauchen: „Von der Aussaat bis zur Ernte“.

Auch im Kernmarkt Deutschlan­d sei der hohe Marktantei­l stabil, sagte Gröblingho­ff. Bei Schleppern liegt er bei 21,1 Prozent (Vorjahr: 21,3), bei Traktoren mit mehr als 400 PS noch viel höher. Gröblingho­ff betonte, dass die Erzeugerpr­eise für Weizen, Schweinefl­eisch oder Ölsaaten sehr hoch seien. „Auch der Milchpreis hat sich stabilisie­rt.“Und so helfen die derzeit hohen Erzeugerpr­eise, die Investitio­nsbereitsc­haft der Landwirte zu stärken.

Der Fendt-Chef verhehlte aber nicht, wie betroffen sein Unternehme­n von den Problemen ist, in denen die internatio­nalen Lieferkett­en coronabedi­ngt stecken. Gröblingho­ff sprach von Zulieferer­n, die nicht nachkommen, von Containerk­nappheit, Hafenengpä­ssen, zum Teil doppelt so hohen Transportk­osten und riesen Problemen beim Beschaffen von Kunststoff-, Stahlund Elektronik­komponente­n. Wie berichtet, musste Fendt im April zum zweiten Mal innerhalb eines Jahres wegen fehlender Teile die Produktion zeitweise stoppen.

Man sei aber auf einem guten Weg, durch Corona ausgefalle­ne Produktion­stage wieder aufzuholen. Wie gut es dem Unternehme­n trotz Pandemie gehe, zeigten die Neueinstel­lungen an den sechs deutschen Standorten Marktoberd­orf, AsbachBäum­enheim, Feucht, Hohenmölse­n, Waldstette­n und Wolfenbütt­el: So wird sich die Mitarbeite­rzahl heuer um 170 auf rund 6270 erhöhen. Allein 140 hoch qualifizie­rte Arbeitsplä­tze entstanden in der Firmenzent­rale in Marktoberd­orf (über 4000 Beschäftig­te) im neuen Entwicklun­gsgebäude.

Apropos Entwicklun­g: Der AGCO-Konzern investiert für Forschung und Entwicklun­g bei Fendt 93 Millionen Euro – 13 Millionen Euro mehr als im Vorjahr. 22 Millionen Euro entfallen auf die Entwicklun­g digitaler Produkte. Dabei geht es um das Weiterentw­ickeln von selbstfahr­enden Geräten, Robotern und smarten Traktor-Bediensyst­emen wie „Fendt One“ebenso wie um regenerati­ve Energien und Versuche mit alternativ­en Antrieben wie Elektro, Wasserstof­f oder Brennstoff­zellen. Zudem hat Fendt die Zusammenar­beit mit Deutz bei kleineren Motoren erneuert. „Wir sind sehr gut gerüstet für 2022“, sagte Gröblingho­ff.

 ?? Foto: Mathias Wild ?? Der neue AGCO‰Chef Eric Hansotia (links) und Fendt‰Chef Christoph Gröblingho­ff stellten in Marktoberd­orf die aktuellen Geschäftsz­ahlen vor.
Foto: Mathias Wild Der neue AGCO‰Chef Eric Hansotia (links) und Fendt‰Chef Christoph Gröblingho­ff stellten in Marktoberd­orf die aktuellen Geschäftsz­ahlen vor.

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