B12Ausbau: Von Verbänden hagelt es Kritik
Verkehr Bauern, Natur- und Vogelschützer äußern sich zum geplanten Ausbau der Bundesstraße 12. Vor allem der Landverbrauch und der Klimaschutz stehen im Mittelpunkt der Anhörung
Buchloe Landverbrauch und Klimaschutz – zwei Themen, die auch verschiedene Verbände beim geplanten vierspurigen Ausbau der Bundesstraße 12 (B12) kritisieren. Vertreter des Bayerischen Bauernverbands (BBV), des Bundes Naturschutz sowie des Landesbunds für Vogelschutz legten im Zuge des Planfeststellungsverfahrens beim Anhörungstermin in der Buchloer VfLTurnhalle ihre Sicht dar.
● Bayerischer Bauernverband: Lärmschutzwände statt -wälle forderten Thomas Kölbl, Geschäftsführer des BBV Kaufbeuren, und der Weinhausener BBV-Ortsvorsitzende Michael Haußer. Ihrer Ansicht nach verbrauchen Lärmschutzwälle deutlich mehr Grund als Wände. Bis zu neun Meter betrage laut Kölbl die Aufstandsfläche eines Walls. Dies verschärfe seiner Ansicht nach den „ohnehin großen Flächenverbrauch durch den Ausbau der B 12“. Auch fielen durch Wände die Begleitwege zum Unterhalt der Wälle weg. „Wir verlieren Land und das ist unwiederbringlich“, meinte Haußer und betonte: „Eine Straßenbreite von 28 Metern ist viel zu breit und überdimensioniert, der Landverbrauch ist enorm.“
Nach Berechnungen des BBV sei gerade im Bereich rund um Lindenberg eine „zugebaute Breite von rund 50 Metern“festzustellen – 28 Meter Fahrbahnbreite plus Lärmschutzwälle plus Sickermulden oder Wartungswege. Die Ertüchtigung der B 12 wäre nach Ansicht des BBV auch mit weniger Flächenverbrauch möglich. Vor allem am vier Meter breiten Mittelstreifen stört sich der Bauernverband.
Kölbl hatte jedoch nicht nur Kritik dabei, er lobte das Staatliche Bauamt Kempten sogar, das Landwirten beim Ausbau von Feldwegen auf einer Breite von 3,50 Metern entgegen gekommen sei. Der BBVGeschäftsführer sprach zudem die vorgesehene Lkw-Rastanlage an. Diese sei derzeit nicht Gegenstand des Verfahrens, sagte Projektleiter Thomas Hanrieder vom Staatlichen Bauamt Kempten.
● Bund Naturschutz: Noch deutlicher als der Bauernverband kritisierte der Bund Naturschutz das Projekt: „Der autobahngleiche B12-Ausbau steht den gesetzlich festgelegten Klimaschutzzielen diametral entgegen“, sagte Thomas Frey, Regionalreferent Schwaben für den Bund Naturschutz. Durch den Ausbau und Betrieb der Bundesstraße würden deutlich mehr Treibhausgase ausgestoßen als heute.
Das Bauamt in Kempten berücksichtige den globalen Klimaschutz überhaupt nicht, kritisierte BNVorstandsmitglied Thomas Reichart von der Kreisgruppe Kaufbeuren-Ostallgäu. Er forderte von der Regierung von Schwaben, das Verfahren solange auszusetzen, bis eine Klimaverträglichkeitsprüfung seitens des Bauamts vorliegt. Dies sei laut Hanrieder nicht möglich, da dafür die gesetzlichen Rahmenbedingungen beziehungsweise Vorgaben gar nicht existieren.
Das Bauvorhaben durchschneidet laut BN zudem mehrere wertvolle Biotopverbund-Achsen. Damit treein „Barriere-Effekt“für geschützte Tiere ein.
Dass eine vierspurige Bundesstraße eine attraktive Nord-SüdStrecke ist, haben auch die Naturschützer festgestellt. Sie fürchten, dass dadurch deutlich mehr Tagesgäste aus den Metropolen München und Augsburg ins Allgäu kommen, das bereits jetzt „Überlastungstendenzen“zeige – mit negativen Auswirkungen auf Biotope und Landschaft.
Als Alternative schlägt der Bund Naturschutz vor, die Bahnstrecke ins Allgäu (Buchloe-Kempten) auste zubauen und zu elektrifizieren und weitere Haltestellen – etwa in Kaufbeuren-Nord, Pforzen oder Aitrang – zu schaffen.
● Landesbund für Vogelschutz: „Mehr als überfällig“ist der Ausbau der Bundesstraße aus Sicht von Peter Griegel, Zweiter Vorsitzender der LBV-Kreisgruppe OstallgäuKaufbeuren. Aber auch er kritisierte die „überdimensionierte Form“. Vorgaben des Volksbegehrens „Rettet die Bienen“würden nirgendwo übernommen. Im Gegenteil: „Maßlos, naturfeindlich und flächenzerstörend“seien die Pläne. Griegel kritisierte zudem, dass das Staatliche Bauamt zehn Monate benötigte, um ihm auf seine Stellungnahme vom Juni 2020 zu antworten. Auch seine Frage, welche Methoden für die Berechnung des Flächenverbrauchs (die Rede ist von 100 Hektar für die gesamte 51 Kilometer lange Strecke) angewandt wurden – blieb laut Griegel unbeantwortet.