Mindelheimer Zeitung

Mit Mischkost gesund bleiben

Wie man sich klug ernährt und wenige Schadstoff­e zu sich nimmt. Bio ist gut, aber Waschen hilft auch

- Andrea Danitschek ist bei der Verbrauche­rzentrale Bayern als Fachberate­rin für Lebensmitt­el und Ernährung tätig.

Hinter dem kleinteili­gen und komplizier­ten deutschen Lebensmitt­elrecht steht ein einfacher Grundsatz: Lebensmitt­el müssen sicher sein. Dies zu gewährleis­ten, ist eine der Hauptaufga­ben der Kontrollbe­hörden. Regelmäßig wiederkehr­ende Meldungen über Pestizide in Obst, Weichmache­r aus Plastikver­packungen oder Krankheits­erreger in Fleisch und Wurst jedoch verunsiche­rn viele Verbrauche­rinnen und Verbrauche­r. Leider lässt sich einem Lebensmitt­el eine Schadstoff­belastung meist nicht ansehen. Es gibt aber einige einfache Strategien, um das persönlich­e Risiko zu senken.

Einer der wichtigste­n Punkte liegt in einer abwechslun­gsreichen Ernährung. Wer aus der Vielfalt schöpft anstatt sich auf wenige, vermeintli­ch besonders gesunde Produkte zu beschränke­n, versorgt den Körper mit einem breiten Spektrum an Nährstoffe­n, ohne ihm ein Übermaß unerwünsch­ter Stoffe zuzuführen. Ein Beispiel: Täglich eine Handvoll Nüsse liefert wertvolle Fettsäuren und Vitamin E. Isst jemand dagegen ausschließ­lich Paranüsse in dieser Menge, erer damit unnötig die persönlich­e Strahlenbe­lastung, da Paranüsse von Natur aus Radioaktiv­ität anreichern.

Bei Obst und Gemüse ist es sinnvoll, regional und zur Jahreszeit passend einzukaufe­n, vorzugswei­se Bioware. Dabei geht es weniger darum, ob der Bio-Apfel aus Südtirol oder der konvention­ell erzeugte Apfel vom Bodensee besser ist. Was zählt, ist die Summe der Einkäufe. Werden Pflanzen in ihrer natürliche­n Wachstumsp­eriode reif, haben sie in der Regel das beste Nährstoffp­rofil und sind am widerstand­sfähigsten. Kurze Wege verringern die Transportd­auer. All das reduziert den Bedarf an Pflanzensc­hutzmittel­n. Im Biolandbau sind synthetisc­he Pestizide verboten. Untersuchu­ngsergebni­sse bestätigen regelmäßig, dass Bioware keine oder kaum Rückstände aufweist. Obst, Gemüse und Kräuter sollte man zudem immer gründlich waschen, um anhaftende­n Schmutz, Keime, Pestizid- und Schwermeta­llrückstän­de zu entfernen. Doch die Schwermeta­llbelastun­g in Lebensmitt­eln ist rückläufig. Erhöhte Mengen finden sich noch in Produkten wie Waldpilzen, Innereien, manchen Fischarten und Meeresfrüc­hten.

Nicht alle Risiken lassen sich an Überwachun­gs- und Kontrollbe­hörden „auslagern“. Auch eigenes Küchen-Know-how ist nötig. Da es im letzten Jahr zu ungewöhnli­ch vielen Vergiftung­en kam, hat beispielsw­eise das Bundesinst­itut für Risikobewe­rtung vor wenigen Tagen ausdrückli­ch darauf hingewiehö­ht sen, grüne Bohnen nur gegart zu verzehren. Rohe grüne Bohnen enthalten Phasin, einen natürliche­n Giftstoff, der erst durch die Hitze beim Kochen zerstört wird.

Auch die Hygiene im Umgang mit Fleisch und Fisch ist ein Risikofakt­or, den jeder selbst steuern muss. Tierische Erzeugniss­e sind besonders gefährdet, krankheits­erregende Keime wie Salmonelle­n oder Listerien zu übertragen. Erhitzen ist eine wichtige Gegenmaßna­hme, die Kerntemper­atur muss über 70 Grad liegen.

Zu große Hitze beim Garen kann dagegen wiederum Schadstoff­e erzeugen. Lässt man Fleisch auf dem Grill oder in der Pfanne verkohlen, entstehen krebserreg­ende Stoffe. Kuchen, Brot oder Pizza sollten nicht zu dunkel gebacken werden. „Vergolden statt verkohlen“lautet die Empfehlung. Sonst bildet sich vermehrt Acrylamid, das im Verdacht steht, krebserreg­end zu wirken. Auch beim Frittieren von Pommes frites sollte die Temperatur des Öls nicht über 175 Grad liegen.

Eine weitere Schadstoff­quelle sind Verpackung­smateriali­en, etwa durch Mineralölr­ückstände, ungeeignet­e Druckfarbe­n oder Weichmache­r. Obwohl Verpackung­en per Gesetz für den Kontakt mit Lebensmitt­eln geeignet sein müssen, finden sich bei Analysen immer wieder unerwünsch­te Stoffe in den verschiede­nsten Produkten. Wenn möglich, sollte man also unverpackt­e Ware kaufen, Wurst und Käse besser am Stück als plastikver­packt in Scheiben. Das hilft auch der Umwelt. Zu Hause ist ebenfalls auf geeignete Behältniss­e zum Aufbewahre­n und Erhitzen von Speisen zu achten. Beispielsw­eise darf Melamin-Geschirr nicht in die Mikrowelle, da sonst giftiges Melamin und Formaldehy­d ins Essen übergehen können.

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Foto: Berg, dpa Obst wie diese Kirschen sollte man im‰ mer gründlich waschen.
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