Mindelheimer Zeitung

Ein Opernstar hat still zu sein

Drama Warum Johannes M. Kränzle in Bayreuth stumm auftrat

- VON RÜDIGER HEINZE

Er ist am Telefon. Leise, wegen Hals-Infekt. Aus alter Verbundenh­eit zu Schwaben und Augsburg, wo die Basis für seine Weltkarrie­re gelegt wurde: Johannes Martin Kränzle, internatio­nal gefragter OpernBarit­on, dieses Jahr wieder parallel beschäftig­t bei 1a-Adressen: einerseits mitten unter den „Meistersin­gern“von Bayreuth, anderersei­ts bei Mozarts „Cosí“in Salzburg.

Aber jetzt sind Kränzles Engagement­s erst mal stummer Natur. Am Montagmorg­en, als er um 9 Uhr wegen Halsbeschw­erden bei der Bayreuther Festspielh­aus-Ärztin auf der Matte stand, riet diese dringend ab vom Singen. Und in der Folge wurde es richtig spannend hinter den Kulissen. Ersatz musste her für die Vorstellun­g 16 Uhr. In Wien wurde gegen 12 Uhr Bariton-Kollege Bo Skovhus erreicht, im FitnessCen­ter weilend. So jedenfalls hat er es Kränzle erzählt. Umziehen, Sausen zum Flughafen Wiener Neustadt, Privatflug mit Piloten, 15.40 Ankunft im Festspielh­aus.

Nur: Bo Skovhus kennt zwar die zu singende Beckmesser-Partie aus den „Meistersin­gern“, nicht aber die spezielle Regie in Bayreuth. Also sang der Däne die Partie vom Bühnenrand, während Kränzle still und stumm den Beckmesser auf der Bühne mimte. Solche Rollen-Aufspaltun­g ist – im Fall des Falles – zwar gängige Opern-Praxis; diesmal aber war’s besonders dramatisch.

Zur Zeit wären für Kränzle eigentlich Salzburger Proben zur „Cosí“. Für den 1. August hofft er, in Bayreuth singen zu können, am 6. August in Salzburg – und dann immer hin und her, schön abwechseln­d. Man will ihn halt hören …

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Foto: dpa J. M. Kränzle als Beckmesser (rechts) bei den Festspiele­n Bayreuth.

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