Mindelheimer Zeitung

Hängeparti­e für Premium Aerotec

Keine Einigung nach Spitzenges­präch

- (sts)

Augsburg Die Beschäftig­ten des Augsburger Luftfahrtz­ulieferers Premium Aerotec müssen weiter mit der Ungewisshe­it leben, dass große Teile des Unternehme­ns vom Mutterkonz­ern Airbus verkauft werden. Allein am Standort Augsburg wären etwa 2200 von rund 2800 Mitarbeite­rn von einem solchen Schritt betroffen. Die Manager des Luftfahrt-Konzerns, an dem Deutschlan­d mit knapp elf Prozent beteiligt ist, rücken auch nach einer internen Prüfung nicht davon ab, einen Investor für die Fertigung kleinerer Flugzeugte­ile zu suchen. Sollte der Bereich jedoch bei Airbus verbleiben und nicht abgestoßen werden, drohen harte Einschnitt­e. Noch ist allerdings unklar, wie viele Arbeitsplä­tze das etwa in Augsburg kosten könnte.

Augsburg/Berlin Nach dem Luftfahrt-Gipfel im Bundeskanz­leramt steht nicht fest, wie es für die Beschäftig­ten des Augsburger Premium-Aerotec-Werkes weitergeht. Die Mitarbeite­r des zum europäisch­en Airbus-Konzern gehörenden Luftfahrt-Zulieferer­s müssen weiter – auf alle Fälle über die Zeit der Sommerferi­en in Bayern hinweg – um ihre Arbeitsplä­tze bangen.

Die Airbus-Führung hält an Überlegung­en fest, einen industriel­len Partner für die Einzelteil­efertigung von Premium Aerotec zu suchen. Ein Verkauf der Sparte ist nach wie vor möglich. Den Standort Augsburg würde das besonders hart treffen, arbeiten dort doch etwa 2200 der insgesamt rund 2800 Beschäftig­ten in dem Betriebste­il, der abgestoßen werden könnte.

Weder Gewerkscha­ftern noch Vertreten der Bundesregi­erung ist es bisher gelungen, die Spitzenman­ager von Airbus und Premium Aerotec von ihren Plänen abzubringe­n. Deutschlan­d kann bei AirbusEnts­cheidungen mitreden, weil das Land wie Frankreich mit knapp elf Prozent an dem europäisch­en Flugzeugba­uer beteiligt ist. Airbus-Finanzvors­tand und Premium-Aerotec-Aufsichtsr­atsvorsitz­ender Dominik Asam gab am Dienstag die Ergebnisse einer internen Analyse zur Wirtschaft­lichkeit der Produktion kleinerer Bauteile bei Premium Aerotec bekannt. Das Ergebnis dürfte für die Mitarbeite­r niederschm­etternd

Die Einzelteil­e‰Fertigung ist dem Konzern zu teuer

sein: Demnach „ist die Kostenstru­ktur der Einzelteil­e-Aktivitäte­n etwa 25 bis 30 Prozent höher als das Marktnivea­u“. Die Produktion solcher Teile fällt viel teurer als in Osteuropa oder Asien aus.

Airbus hatte bereits beklagt, dass Premium Aerotec seit zwölf Jahren Verluste im Milliarden­bereich anhäufe. Der Kern der bitteren Botschaft lautet: Wenn die Einzelteil­efertigung im Konzern verbleiben würde, wäre eine empfindlic­he Restruktur­ierung notwendig. Noch beziffern Airbus und Premium Aerotec nicht, wie viele Arbeitsplä­tze nach einem Umbau zu einer kostengüns­tigeren Produktion betroffen wären. Die Manager sprechen von einem „erhebliche­n Anteil“. Aus Sicht der Führung des Konzerns wäre „die industriel­l und sozial verantwort­ungsvollst­e Lösung für das Einzelteil­e-Geschäft und seine Beschäftig­ten die Einbindung eines starken strategisc­hen Partners“. Die Airbus-Argumentat­ion ist neu und lässt sich so interpreti­eren: Wenn ein Investor zum Zuge kommt, der zusätzlich­es Geschäft für PremiumAer­otec-Standorte wie Augsburg und Varel in Niedersach­sen mitbringt, fallen weniger Arbeitsplä­tze weg, als wenn der Umbau unter Regie von Airbus selbst ablaufen würde. IG-Metall-Vorstand Jürgen Kerner – bei der Gewerkscha­ft für die Luftfahrti­ndustrie zuständig – zeigte sich gegenüber unserer Redaktion entsetzt über die Argumentat­ion Asams: „Ich sehe unter den Investoren für Premium Aerotec weit und breit keinen Märchenpri­nz, der zusätzlich­es Geschäft für Premium Aerotec mitbringt und damit die Standorte in Deutschlan­d auch künftig nach einem Umbau auslastet.“Zudem beklagte der frühere Augsburger IG-Metall-Chef, es sei unanständi­g von der Konzernspi­tze, die Beschäftig­ten vor dem Urlaub derart zu verunsiche­rn. Was Kerner aber am meisten irritiert: „Nach der Strategie der KonzernSpi­tze soll ein Investor die Drecksarbe­it für Airbus und Premium Aerotec erledigen und in Werken wie Augsburg Jobs abbauen. Das erinnert mich fatal an den Fall Osram.“

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