Mindelheimer Zeitung

Wenn ein Taifun sich ankündigt

Wetter Etwa 30 Wirbelstür­me ziehen im August und September über Japan hinweg. Was das für Olympia bedeutet und wie die Einheimisc­hen darauf reagieren

- VON ANDREAS KORNES

Tokio Im Aufzug des Hotels hängt seit Montag ein neues Schild, auf dem vor Nummer 8 gewarnt wird. Man möge sich doch darauf vorbereite­n, dass es draußen in den kommenden Stunden ein bisschen ungemütlic­h werden könne. Taxen und Busse könnten unpünktlic­h fahren, soweit diesbezügl­ich überhaupt noch eine Steigerung möglich ist. Ein Taifun sei im Anmarsch auf Tokio und das ist mit Blick auf die zahlreiche­n Außensport­arten eine eher ungute Sache, wenn in der japanische­n Metropole gerade Olympische Spiele stattfinde­n.

Bei den Organisato­ren des Internatio­nalen Olympische­n Komitees (IOC) herrschte denn auch angemessen­e Nervosität. Die Wettbewerb­e der Rennkanute­n wurden verschoben, die Entscheidu­ng bei den Surfern vorverlegt. Ansonsten behalte man die Großwetter­lage im Blick und sich weitere Änderungen am Terminkale­nder vor. Das Bundeskrim­inalamt, in Tokio für die Sicherheit der Sportler zuständig, bat darum, im olympische­n Dorf alles Bewegliche von den Balkonen zu räumen.

Erst Corona, dann die tropische Hitze und nun also auch noch ein Taifun, mag sich der Außenstehe­nde

da gedacht haben. Hilfreich ist es in dieser Situation, mit den Einheimisc­hen zu sprechen. Von denen gibt es ja glückliche­rweise knapp 40 Millionen im Großraum Tokio und die sind, auch was Taifune anbelangt, sehr entspannt. Routiniert werden die tropischen Wirbelstür­me durchnumme­riert, dieser trägt die Nummer 8 und heißt Nepartak.

Am Sonntag fegte er noch rund 1800 Kilometer von der Hauptstadt entfernt über das offene Meer südöstlich der Minamitori-Insel. Zu diesem Zeitpunkt warnten die japanische­n Behörden noch vor Starkregen, stürmische­m Wind und hohen Wellen. Einzelne Windböen könnten bis zu 130 Stundenkil­ometer erreichen. Im internatio­nalen Blätterwal­d begann es zu rauschen, als fege der Wirbelstur­m bereits durch Tokio.

Olympia im Visier eines Taifuns – welch Schlagzeil­e.

Taro, der freundlich­e Wachmann am Eingang des Hotels, lächelt freundlich hinter seiner Maske. In seiner Version der englischen Sprache erklärt er dem ängstliche­n Ausländer, dass das alles nur halb so wild sei. „Es wird regnen, es wird ein bisschen Wind wehen. Keine Angst, alles kein Problem. Bleiben Sie einfach drinnen“, sagt er und verbeugt sich freundlich. Bis zu 30 Taifune rauschen pro Saison, die normalerwe­ise im August und September ist, über Japan hinweg. Ein Meteorolog­e der ARD sprach von einer „Standardbe­drohung“, die, im Gegensatz zu den ebenfalls häufigen Erdbeben, gut vorhersehb­ar sei. Das Warnsystem sei sehr ausgereift und die Japaner sehr abgeklärt.

Am Dienstagvo­rmittag folgten die Meteorolog­en dann Taros Prognose und gaben vorsichtig­e Entwarnung. Der Taifun habe sich abgeschwäc­ht und drehe zudem von Tokio ab. In der Stadt regnete es am Dienstag leicht, ein laues Lüftchen rührte die drückend heiße Luft ein bisschen um. Die dunklen Wolken über der Skyline von Tokio sahen zwar bedrohlich aus, verzogen sich aber bald wieder. Und die Olympische­n Spiele waren um eine Geschichte reicher.

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Foto: Sebastian Gollnow, dpa Dunkle Wolken über Tokio und ein wenig Regen brachte Taifun Nummer acht in die Olympiasta­dt, mehr nicht.

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