Mindelheim will mehr Ökostrom produzieren
Umwelt Das Projekt auf dem sogenannten Gleisdreieck hat aber einen Schönheitsfehler
Mindelheim Etwas für die Umwelt tun und zugleich Geld verdienen – dieses Angebot will der Stadtrat schon bald den Mindelheimerinnen und Mindelheimern machen. Geplant ist die Gründung einer Energiegenossenschaft, an der sich jeder beteiligen kann, wie der Vorsitzende des Energieteams und Dritte Bürgermeister Roland Ahne (SPD) vor dem Stadtrat sagte.
Das Energieteam der Stadt hat bereits fleißig Vorarbeit geleistet. „Uns allen ist klar, dass wir den Klimaschutz ernst nehmen müssen“, sagte Ahne. Die schrecklichen Bilder aus den Hochwassergebieten mit zahlreichen Toten „sollten uns zu denken geben.“Jeder sei nun gefordert. Die Stadt Mindelheim sollte nicht erst warten, bis der Gesetzgeber die Weichen stellt. Mindelheim will sofort handeln. Dafür hat der Stadtrat nun mit drei Gegenstimmen aus der Bürgergemeinschaft und der AfD den Bebauungsplan Nummer 605 „Freiflächen-PV-Anlage-Gleisdreieck“auf den Weg gebracht.
Im sogenannten Gleisdreieck im Mindelheimer Osten zwischen den Bahnlinien Mindelheim-Günzburg und Mindelheim-München soll aus Äckern eine Freiflächenphotovoltaikanlage werden. Darauf soll umweltfreundlicher Strom geerntet werden. Diese Idee ist nicht ganz neu. Bereits 2012 war sie als Projektidee formuliert worden. Damals hatten sich allerdings Anwohner erfolgreich dagegen gewehrt.
Diesmal haben die Befürworter dafür gesorgt, dass die Pläne erst spät durchgesickert waren. Der Gegenwind ließ dann nicht lange auf sich warten. Ahne sagte, es habe Briefe an den Bürgermeister gegeben. Darin sei die Bedeutung des Gleisdreiecks für die Naherholung betont worden. Der Dritte Bürgermeister, der sich seit ein paar Jahren besonders für den Klimaschutz engagiert, hat dazu eine klare Haltung: Bisher wird auf den Flächen Mais oder Getreide angebaut. Dort sei es nicht möglich, zu spielen oder Drachen steigen zu lassen. „Diese Argumente kann ich nicht nachvollziehen“, sagte Ahne. Naherholung sei nach den Drei Toren möglich.
Ein gepflegtes Photovoltaikfeld sei ihm da viel lieber. Dieses werde am Rand bepflanzt und somit nicht einsehbar sein.
Insgesamt umfasst das Sondergebiet 6,5 Hektar Grund. Ein Teil der
Fläche gehört der Stadt, der Rest ist in Privatbesitz. Im Stadtrat war eine deutliche Mehrheit für die PV-Anlage, die in Zusammenarbeit mit dem Energieversorger VWEW gebaut werden soll. Geschäftsführer Stefan Fritz wohnte der Stadtratssitzung als Zuhörer bei.
Fritz Birkle (CSU), der auch dem Energieteam angehört, bat um Unterstützung für das Projekt. In ein paar Jahren werde es gesetzliche Regelungen geben. „Ich bin dafür, die Dinge proaktiv anzugehen.“Mindelheim brauche diesen Photovoltaikstrom. Über Dachflächen allein ließe sich die benötigte Strommenge nicht erzeugen, ist er sicher. Im Landesentwicklungsprogramm sei festgehalten, dass solche Anlagen entlang der Verkehrsachsen entstehen sollen. Das sei hier der Fall.
Birkle unterstrich auch die Bedeutung der Bürgergenossenschaft. Das Kapital bleibe auf diese Weise in Mindelheim. Regenerativer Strom werde erzeugt und die Mindelheimer profitierten auch wirtschaftlich davon.
Einen Wermutstropfen allerdings gibt es bei dem Projekt. Vor ein paar Jahren war das Gebiet in der Bauleitplanung als Kleingartenanlage ausgeflaggt worden. Geschehen allerdings ist in der Folge nichts.
Die Bürgergemeinschaft hatte sich als Anwalt der Kleingärtner positioniert und immer wieder die
Ist der Traum von der Kleingartensiedlung nun geplatzt?
Stadt daran erinnert, den Beschluss auch umzusetzen. Bürgermeister Stephan Winter argumentierte wiederholt, es gebe Wichtigeres. Geschehen ist dann auch nichts. Der Leiter der Bauverwaltung, Michael Egger, machte auf der Stadtratssitzung am Montag im Forum Arbeitsanfall geltend. Und er machte auch keine Hoffnung, dass etwas von der Kleingartensiedlung gerettet werden könne. Danach hatte Michael Helfert (SPD) gefragt.
Rund 120 Kleingärten hätten auf dem Gelände nach und nach Platz finden sollen. Ursula Kiefersauer (BG) sprach für jene, die sich ein Stück Garten wünschen. „Es muss für sie eine Alternative geben“, betonte sie. Die Stadtverwaltung sollte hier den Bürgerinnen und Bürgern eine Perspektive aufzeigen. Es müssten auch nicht die 120 Gärten sein.