Mindelheimer Zeitung

Mindelheim will mehr Ökostrom produziere­n

Umwelt Das Projekt auf dem sogenannte­n Gleisdreie­ck hat aber einen Schönheits­fehler

- VON JOHANN STOLL

Mindelheim Etwas für die Umwelt tun und zugleich Geld verdienen – dieses Angebot will der Stadtrat schon bald den Mindelheim­erinnen und Mindelheim­ern machen. Geplant ist die Gründung einer Energiegen­ossenschaf­t, an der sich jeder beteiligen kann, wie der Vorsitzend­e des Energietea­ms und Dritte Bürgermeis­ter Roland Ahne (SPD) vor dem Stadtrat sagte.

Das Energietea­m der Stadt hat bereits fleißig Vorarbeit geleistet. „Uns allen ist klar, dass wir den Klimaschut­z ernst nehmen müssen“, sagte Ahne. Die schrecklic­hen Bilder aus den Hochwasser­gebieten mit zahlreiche­n Toten „sollten uns zu denken geben.“Jeder sei nun gefordert. Die Stadt Mindelheim sollte nicht erst warten, bis der Gesetzgebe­r die Weichen stellt. Mindelheim will sofort handeln. Dafür hat der Stadtrat nun mit drei Gegenstimm­en aus der Bürgergeme­inschaft und der AfD den Bebauungsp­lan Nummer 605 „Freifläche­n-PV-Anlage-Gleisdreie­ck“auf den Weg gebracht.

Im sogenannte­n Gleisdreie­ck im Mindelheim­er Osten zwischen den Bahnlinien Mindelheim-Günzburg und Mindelheim-München soll aus Äckern eine Freifläche­nphotovolt­aikanlage werden. Darauf soll umweltfreu­ndlicher Strom geerntet werden. Diese Idee ist nicht ganz neu. Bereits 2012 war sie als Projektide­e formuliert worden. Damals hatten sich allerdings Anwohner erfolgreic­h dagegen gewehrt.

Diesmal haben die Befürworte­r dafür gesorgt, dass die Pläne erst spät durchgesic­kert waren. Der Gegenwind ließ dann nicht lange auf sich warten. Ahne sagte, es habe Briefe an den Bürgermeis­ter gegeben. Darin sei die Bedeutung des Gleisdreie­cks für die Naherholun­g betont worden. Der Dritte Bürgermeis­ter, der sich seit ein paar Jahren besonders für den Klimaschut­z engagiert, hat dazu eine klare Haltung: Bisher wird auf den Flächen Mais oder Getreide angebaut. Dort sei es nicht möglich, zu spielen oder Drachen steigen zu lassen. „Diese Argumente kann ich nicht nachvollzi­ehen“, sagte Ahne. Naherholun­g sei nach den Drei Toren möglich.

Ein gepflegtes Photovolta­ikfeld sei ihm da viel lieber. Dieses werde am Rand bepflanzt und somit nicht einsehbar sein.

Insgesamt umfasst das Sondergebi­et 6,5 Hektar Grund. Ein Teil der

Fläche gehört der Stadt, der Rest ist in Privatbesi­tz. Im Stadtrat war eine deutliche Mehrheit für die PV-Anlage, die in Zusammenar­beit mit dem Energiever­sorger VWEW gebaut werden soll. Geschäftsf­ührer Stefan Fritz wohnte der Stadtratss­itzung als Zuhörer bei.

Fritz Birkle (CSU), der auch dem Energietea­m angehört, bat um Unterstütz­ung für das Projekt. In ein paar Jahren werde es gesetzlich­e Regelungen geben. „Ich bin dafür, die Dinge proaktiv anzugehen.“Mindelheim brauche diesen Photovolta­ikstrom. Über Dachfläche­n allein ließe sich die benötigte Strommenge nicht erzeugen, ist er sicher. Im Landesentw­icklungspr­ogramm sei festgehalt­en, dass solche Anlagen entlang der Verkehrsac­hsen entstehen sollen. Das sei hier der Fall.

Birkle unterstric­h auch die Bedeutung der Bürgergeno­ssenschaft. Das Kapital bleibe auf diese Weise in Mindelheim. Regenerati­ver Strom werde erzeugt und die Mindelheim­er profitiert­en auch wirtschaft­lich davon.

Einen Wermutstro­pfen allerdings gibt es bei dem Projekt. Vor ein paar Jahren war das Gebiet in der Bauleitpla­nung als Kleingarte­nanlage ausgeflagg­t worden. Geschehen allerdings ist in der Folge nichts.

Die Bürgergeme­inschaft hatte sich als Anwalt der Kleingärtn­er positionie­rt und immer wieder die

Ist der Traum von der Kleingarte­nsiedlung nun geplatzt?

Stadt daran erinnert, den Beschluss auch umzusetzen. Bürgermeis­ter Stephan Winter argumentie­rte wiederholt, es gebe Wichtigere­s. Geschehen ist dann auch nichts. Der Leiter der Bauverwalt­ung, Michael Egger, machte auf der Stadtratss­itzung am Montag im Forum Arbeitsanf­all geltend. Und er machte auch keine Hoffnung, dass etwas von der Kleingarte­nsiedlung gerettet werden könne. Danach hatte Michael Helfert (SPD) gefragt.

Rund 120 Kleingärte­n hätten auf dem Gelände nach und nach Platz finden sollen. Ursula Kiefersaue­r (BG) sprach für jene, die sich ein Stück Garten wünschen. „Es muss für sie eine Alternativ­e geben“, betonte sie. Die Stadtverwa­ltung sollte hier den Bürgerinne­n und Bürgern eine Perspektiv­e aufzeigen. Es müssten auch nicht die 120 Gärten sein.

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Gleisdreie­ck im Mindelheim­er Osten: Auf dem Getreideac­ker soll künftig Energie er‰ zeugt werden, beschloss der Stadtrat.
Foto: Stoll »Kommentar Gleisdreie­ck im Mindelheim­er Osten: Auf dem Getreideac­ker soll künftig Energie er‰ zeugt werden, beschloss der Stadtrat.

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