Mindelheimer Zeitung

Testzentru­m schließt: Frust bei Stadt und Anbieter

Pandemie Bad Wörishofen­s Teststatio­n an der Eishalle war gut besucht und muss dennoch schließen. Das Betreiber-Ehepaar spart nicht mit Kritik

- VON HELMUT BADER

Bad Wörishofen Das Corona-Testzentru­m an der Bad Wörishofer Eishalle schließt. Betreiber und auch die Stadt Bad Wörishofen sind nicht gut auf die politisch Verantwort­lichen zu sprechen. Der Frust über jüngste Entscheidu­ngen, die zur Schließung geführt haben, sitzt tief.

Bad Wörishofen hat das Testzentru­m in der Nähe der Umgehungss­traße gemeinsam mit der am Ort ansässigen Firma Ledonic von Ulrich und Claudia Dollinger aufgebaut. Weil an der Eishalle sogenannte Spucktests angeboten wurden, herrschte dort zumeist reger Betrieb. Die Spucktests gelten als unkomplizi­erter als andere CoronaTest­s.

Dass dies alles mit einem nicht geringen Aufwand umgesetzt wurde, betonte jetzt Ulrich Dollinger gegenüber unserer Redaktion. Immerhin habe er zu Beginn mit 80.000 Euro in Vorleistun­g gehen müssen. Er habe die Kosten für die Mitarbeite­rschulung zu tragen, die Platzpacht. Dazu kämen laut Dollinger bürokratis­che Hürden. Jetzt allerdings ist Ulrich Dollinger ebenso frustriert wie Bürgermeis­ter Stefan Welzel und Kämmerer Tim Hentrich, die ebenfalls viel Engagement eingebrach­t hatten und nun enttäuscht sind, weil das Testzentru­m zum 31. Juli zumindest fürs Erste die Pforten schließen wird.

Hauptgrund dafür ist, dass das Zentrum seit Ende Juni vom Staat nur noch die Hälfte an Vergütung ausbezahlt bekommt. „Seit dieser Zeit arbeiten wir gerade noch kosaber ich mache es aus Überzeugun­g, weil es ein von vielen Seiten gelobtes und dankbar angenommen­es Projekt ist“, sagt Dollinger dazu. Bad Wörishofen stellte fünf Buden zur Verfügung, an denen die Tests gleich aus den Fahrzeugen heraus absolviert werden konnten. Zudem kümmerte sich die Stadt um die Terminverg­aben. „Wir mussten praktisch eine eigene Kraft nur für den Telefondie­nst abstellen, aber das war es uns wert, weil es uns sehr wichtig war, rechtzeiti­g eine gute Teststrate­gie im Sinne der Bevölkerun­g zu entwickeln“, berichten Welzel und Hentrich unisono. Tim Hentrich ergänzt, dass auch die ständig neuen und oft unverständ­lichen Rechtsvero­rdnungen die Verwaltung stark belastet hätten, obwohl dies oft nicht Aufgabe der Kommunen sei. Dazu sei es auch schwierig, Rechtssich­erheit zu erhalten und die notwendige­n Rahmenbedi­ngungen zu schaffen.

Hintergrun­d der Reduktion der Kostenerst­attung ist offensicht­lich die Tatsache, dass auf den Testzug auch etliche „schwarze Schafe“aufgesprun­gen waren und damit auf unredliche Art Geld verdient hattendeck­end, ten. „Aber anstatt, wie jetzt, das Kind mit dem Bad auszuschüt­ten, wäre es wesentlich sinnvoller gewesen, diese schwarzen Schafe zu verfolgen und entspreche­nd zu bestrafen“, sagt Ulrich Dollinger dazu. Seit der Kürzung geht die Zahl der Testzentre­n schon deutlich zurück, auch in der Kneippstad­t, wo es zusammen mit den drei beteiligte­n Apotheken zwischenze­itlich um die zehn Teststatio­nen gab. Die Zentren waren zunächst ja hauptsächl­ich als Entlastung für diese Apotheken gedacht, die sich ebenfalls mit viel Engagement einbrachte­n, aber schließlic­h den Ansturm neben dem normalen Geschäft nicht mehr bewältigen konnten. Aktuell weist die offizielle Karte der Teststatio­nen des Landratsam­tes für Bad Wörishofen nur noch fünf Stationen aus, darunter ist auch noch jene an der Eishalle, die nun schließt. Nur noch eine Apotheke ist mit dabei.

Was also mit viel persönlich­em Einsatz von mehreren Seiten begonnen hat, führt jetzt in eine Sackgasse aus Frustratio­n, vor allem, wenn Stefan Welzel sich fragt, wie es im Herbst weitergehe­n soll. Tim Hentrich und Stefan Welzel geht es darum, dass die aufgebaute Teststrate­gie jetzt nicht durch die überborden­de Bürokratie und oft unvernünft­ige Vorgaben kaputtgema­cht wird, wie sie sagen. Gerade, wenn im September das neue Schuljahr beginnt, werde das Testen wieder eine zentrale Rolle spielen.

Nicht besonders zufrieden zeigt sich Bürgermeis­ter Stefan Welzel auch mit dem, was im Herbst in den Schulen vorgesehen ist. In den Grundschul­en soll laut Kultusmini­sterium mit PCR-Pooltests gearbeitet werden. Getestet wird dabei immer klassenewe­ise. Nur wenn es einen positiven Befund gibt, müssen alle Kinder einzeln getestet werden. Dabei allerdings würde das Testergebn­is eben nur mit Verzögerun­g vorliegen, während beim Testzentru­m schon nach zehn Minuten das Ergebnis bekannt sei.

„Die Infrastruk­tur, die wir hier aufgebaut haben, muss unbedingt erhalten werden“, sagt deshalb Stefan Welzel. Ulrich Dollinger schloss dies auch noch nicht ganz aus. „Wir machen jetzt auf jeden Fall erst einmal Pause und müssen dann sehen, was im September passiert. Ich fühle mich einfach der Sache gegenüber auch weiterhin verpflicht­et, weil es eine wesentlich­e Möglichkei­t zur Eindämmung der Pandemie darstellt“, so Dollinger. Dazu betont er, dass es zu Beginn für seine Helfer auch eine gute Gelegenhei­t war in der Krisenzeit etwas Geld zu verdienen, statt zu Hause zu sitzen.

Dollinger würde unter besseren Bedingunge­n weitermach­en. Er sucht bereits eine geeignete Halle für ein Testzentru­m im Winter.

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Foto: Helmut Bader
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Foto: Bader Claudia und Ulrich Dollinger betreiben das Testzentru­m.

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