Warmer Geldregen
Geld Zwar nahm die Stadt weniger Gewerbesteuer ein. Dafür war jemand großzügig und sorgte für einen warmen Geldregen
Mindelheim profitiert von Corona. Zwar nahm die Stadt weniger Gewerbesteuer ein. Dafür war jemand großzügig und sorgte für einen warmen Geldregen.
Mindelheim Der Mindelheimer Kämmerer konnte sein Glück kaum fassen. Im ersten Coronajahr 2020 musste Wolfgang Heimpel mit dem Schlimmsten für die städtischen Finanzen rechnen. Zu befürchten war ein massiver Einbruch bei der Gewerbesteuer in Folge von Lockdown und unterbrochenen Lieferketten in der Wirtschaft. Einen Rückgang gab es, der fiel aber nicht gar so dramatisch aus. Dafür kam viel Geld aus einem Topf, mit dem man so nicht rechnen konnte.
Eigentlich war zu Beginn des Jahres 2020 klar: Nach rund einem Jahrzehnt ausgesprochen fetter Jahre sollte ein eher durchwachsenes Jahr kommen. Die Stadt kalkulierte deshalb, rund 1,133 Millionen Euro aus der Rücklage zu entnehmen. Am Ende des Jahres stand dann fest: Kein einziger Euro musste aus der Rücklage herhalten. Im Gegenteil: Die Rücklage konnte sogar um 1,536 Millionen Euro aufgestockt werden. Das entspricht einer Verbesserung von knapp 2,7 Millionen Euro.
Wie kam es nun zu dieser wundersamen Geldvermehrung? Die Stadt hatte ursprünglich mit rund acht Millionen Euro an Gewerbesteuern gerechnet. Es flossen allerdings rund 1,5 Millionen Euro weniger in die städtische Kasse. Dennoch hat der Freistaat Bayern 6,6 Millionen Euro an „Gewerbesteuerkompensation“geleistet. Er legte dabei die Jahre 2017, 2018 und 2019 zugrunde. Und in diesen sprudelten die Einnahmen für Mindelheim besonders üppig. Heimpel räumte denn vor dem Stadtrat unumwunden ein: „Wir haben großes Glück gehabt!“
Der Schuldenstand Mindelheims liegt nun bei 6,9 Millionen Euro. Die Rücklagen sind auf 8,82 Millionen Euro angewachsen. Unter dem Strich ist die Stadt damit nicht nur schuldenfrei, sondern hat auch ein kleines Plus angehäuft.
Der Mindelheimer Verwaltungshaushalt schließt laut Kämmerer um 6,6 Millionen Euro besser ab als geplant. Zwischenkredite für die Finanzierung der Kindertagesstätten St. Vitus, St. Stephan und Marcellin-Champagnat sowie für das Freibad in Höhe von fast 3,1 Millionen Euro waren nicht nötig.
Kämmerer Wolfgang Heimpel legte auch die Bilanzen für die von der Stadt verwalteten Stiftungen vor:
● Das Ergebnis der Hospitalstiftung verschlechterte sich um gut 38.000 Euro. Einziger Grund: der schlechte Holzpreis wegen Stürmen und Käferplage. Der Rücklagenstand der Stiftung liegt bei rund 131.000 Euro, der Schuldenstand bei knapp 693.000 Euro.
● Die Waisenhausstiftung gab 1500 Euro für soziale Leistungen aus. Bedacht wurde das Familienpflegewerk, die Bildungsstiftung des Maristenkollegs und Donum Vitae. Die Rücklage Ende 2020 lag bei knapp 282.000 Euro.
● Die Vereinigte Wohltätigkeitsstif tung unterhält ein Sechsfamilienhaus in der Peter-Dörfler-Straße, das vermietet ist. Der Rücklagenstand liegt bei gut 196.000 Euro.
Der Stadtrat nahm alle Zahlen einstimmig zur Kenntnis.