Mindelheimer Zeitung

Warmer Geldregen

Geld Zwar nahm die Stadt weniger Gewerbeste­uer ein. Dafür war jemand großzügig und sorgte für einen warmen Geldregen

- VON JOHANN STOLL

Mindelheim profitiert von Corona. Zwar nahm die Stadt weniger Gewerbeste­uer ein. Dafür war jemand großzügig und sorgte für einen warmen Geldregen.

Mindelheim Der Mindelheim­er Kämmerer konnte sein Glück kaum fassen. Im ersten Coronajahr 2020 musste Wolfgang Heimpel mit dem Schlimmste­n für die städtische­n Finanzen rechnen. Zu befürchten war ein massiver Einbruch bei der Gewerbeste­uer in Folge von Lockdown und unterbroch­enen Lieferkett­en in der Wirtschaft. Einen Rückgang gab es, der fiel aber nicht gar so dramatisch aus. Dafür kam viel Geld aus einem Topf, mit dem man so nicht rechnen konnte.

Eigentlich war zu Beginn des Jahres 2020 klar: Nach rund einem Jahrzehnt ausgesproc­hen fetter Jahre sollte ein eher durchwachs­enes Jahr kommen. Die Stadt kalkuliert­e deshalb, rund 1,133 Millionen Euro aus der Rücklage zu entnehmen. Am Ende des Jahres stand dann fest: Kein einziger Euro musste aus der Rücklage herhalten. Im Gegenteil: Die Rücklage konnte sogar um 1,536 Millionen Euro aufgestock­t werden. Das entspricht einer Verbesseru­ng von knapp 2,7 Millionen Euro.

Wie kam es nun zu dieser wundersame­n Geldvermeh­rung? Die Stadt hatte ursprüngli­ch mit rund acht Millionen Euro an Gewerbeste­uern gerechnet. Es flossen allerdings rund 1,5 Millionen Euro weniger in die städtische Kasse. Dennoch hat der Freistaat Bayern 6,6 Millionen Euro an „Gewerbeste­uerkompens­ation“geleistet. Er legte dabei die Jahre 2017, 2018 und 2019 zugrunde. Und in diesen sprudelten die Einnahmen für Mindelheim besonders üppig. Heimpel räumte denn vor dem Stadtrat unumwunden ein: „Wir haben großes Glück gehabt!“

Der Schuldenst­and Mindelheim­s liegt nun bei 6,9 Millionen Euro. Die Rücklagen sind auf 8,82 Millionen Euro angewachse­n. Unter dem Strich ist die Stadt damit nicht nur schuldenfr­ei, sondern hat auch ein kleines Plus angehäuft.

Der Mindelheim­er Verwaltung­shaushalt schließt laut Kämmerer um 6,6 Millionen Euro besser ab als geplant. Zwischenkr­edite für die Finanzieru­ng der Kindertage­sstätten St. Vitus, St. Stephan und Marcellin-Champagnat sowie für das Freibad in Höhe von fast 3,1 Millionen Euro waren nicht nötig.

Kämmerer Wolfgang Heimpel legte auch die Bilanzen für die von der Stadt verwaltete­n Stiftungen vor:

● Das Ergebnis der Hospitalst­iftung verschlech­terte sich um gut 38.000 Euro. Einziger Grund: der schlechte Holzpreis wegen Stürmen und Käferplage. Der Rücklagens­tand der Stiftung liegt bei rund 131.000 Euro, der Schuldenst­and bei knapp 693.000 Euro.

● Die Waisenhaus­stiftung gab 1500 Euro für soziale Leistungen aus. Bedacht wurde das Familienpf­legewerk, die Bildungsst­iftung des Maristenko­llegs und Donum Vitae. Die Rücklage Ende 2020 lag bei knapp 282.000 Euro.

● Die Vereinigte Wohltätigk­eitsstif‰ tung unterhält ein Sechsfamil­ienhaus in der Peter-Dörfler-Straße, das vermietet ist. Der Rücklagens­tand liegt bei gut 196.000 Euro.

Der Stadtrat nahm alle Zahlen einstimmig zur Kenntnis.

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