Der MilliardenSchatz
Währung Die Deutschen und ihr Verhältnis zum (alten) Geld
Cinquecento, 500. Ach, das waren noch Zeiten, als man sonnen-meerhungrig den verregneten Brenner hinter sich gelassen und an der Strada del Sole den ersten Espresso genossen hatte. Endlich in Italien! Cinquecento war das Maß der Dinge: Der 500er Fiat, diese wunderbare Knutschkugel, begeisterte uns ebenso wie der 500-Lire-Schein. Denn für den gab’s ein ordentliches Eis am Strand. Limone, Stracciatella, Nocciola? Immer gerne. Unfassbar, wie diese Scheine zerknüllt waren, abgegriffen, halb zerrissen, ja fast eklig speckig. Egal. Cinquecento – un gelato, per favore. Können Sie sich vorstellen, dass die Italiener bis heute, da wir nun im 20. Jahr der EuroRechnung leben, die alten Scheine horten? Cinquecento Lire, Mille Lire, Centomila Lire? Nein, undenkbar! Die waren eher froh, dass die Zeiten rum waren, als die Preise immer mehr Nullen bekamen. Und die Deutschen? Die hängen bis heute an ihrer D-Mark. Obwohl sie erklärtermaßen nicht zu den Euro-Skeptikern zählen. Tja, die D-Mark.
Die muss hart gewesen sein, hart wie Krupp-Stahl. D-Mark, Wirtschaftswunder und Wohlstand – ein unzertrennliches Trio. Nur so ist auch nur ansatzweise zu verstehen, was uns die Deutsche Bundesbank berichtet: Bis heute sind Markscheine und Pfennigmünzen im Wert von 12,38 Milliarden (!) Mark nicht umgetauscht! Wo ist dieses Geld? Bloß in Bettritzen vergessen? Hinter Küchenschränken für schlechte Zeiten versteckt? Wer weiß. Wir wissen, dass die Deutschen konservative Geldanleger sind. Aber jetzt gäbe es doch die Chance, die alten Münzen als Spielgeld zu nutzen und virtuell in fette Bitcoin-Gewinne zu verwandeln. Motto: Es lebe die gute alte D(igital)-Mark! PS: Nur eines geht nicht. Den alten Schatz in 500-Euro-Scheine umzutauschen. Die gibt’s schon seit 2019 nicht mehr …