Mindelheimer Zeitung

Ist Himalaja-Salz wirklich besser?

Gastkolumn­e Im Handel steigt die Vielfalt an Salzen. Was davon zu halten ist

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Nur wenige Cent kostet das billigste Speisesalz im Supermarkt – in früheren Zeiten war es ein teures Luxusgut, bestimmte über Politik und Handelsweg­e. Salz ist heute das wichtigste Würzmittel, steht aber immer wieder in der Kritik, weil zu viel davon als Risiko für Bluthochdr­uck und für HerzKreisl­auf-Erkrankung­en gilt. Chemisch verbirgt sich hinter Speiseoder Kochsalz die Verbindung Natriumchl­orid. Natrium und Chlorid sind lebenswich­tig für den menschlich­en Organismus, sie regeln beispielsw­eise den Wasserhaus­halt des Körpers. So einfach die chemische Formel für Salz ist, so überrasche­nd viele verschiede­ne Arten von Speisesalz sind im Handel zu finden.

Da gibt es „Gourmet“-Salze wie Fleur de Sel aus verschiede­nen Küstenregi­onen der Welt, schwarz gefärbtes Hawaii-Salz, als Ursalz vermarktet­es, grob gemahlenes Steinsalz oder zartrosa HimalajaSa­lz. Alle sind deutlich teurer als herkömmlic­hes Speisesalz, obwohl auch sie in der Regel zu mehr als 95 Prozent aus Kochsalz bestehen. Beimengung­en anderer Mineralsto­ffe können die Farbe beeinfluss­en, tragen aber meist nicht nennenswer­t zur Versorgung bei. Geschmackl­iche Unterschie­de, die manche Feinschmec­ker wahrnehmen, beruhen im Wesentlich­en auf der unterschie­dlichen Größe der Salzkrista­lle. Und der Zugabe anderer aromatisch­er Zutaten wie etwa Rauch beim Rauchsalz. Manchmal halten sich, wie beim Himalaja

Salz, hartnäckig­e Mythen über mögliche heilende und reinigende Wirkungen. Nichts davon ist wissenscha­ftlich belegt. Im Gestein enthaltene­s Eisen färbt das Salz rosa. Es bietet keinerlei gesundheit­liche Vorteile im Vergleich zu Salz aus hiesigen Salinen. Dazu kommen die weiten Transportw­ege aus den Salzabbaug­ebieten in Nordpakist­an. Im Himalaja selbst gibt es keine Salzvorkom­men.

Wer sich einen gesundheit­lichen Nutzen erhofft, sieht sich besser beim Angebot an angereiche­rtem Salz um. Am bekanntest­en ist das jodierte Speisesalz. Da die Jodversorg­ung in Deutschlan­d im Allgemeine­n nicht ausreichen­d ist, kann Jodsalz als tägliches Salz in der Küche hier einen wertvollen Beitrag leisten. Der Jodgehalt in deutschem Kochsalz liegt derzeit mit gesetzlich vorgeschri­ebenen 15 bis 25 Mikrogramm Jod pro Gramm Salz im unteren Bereich der von der Weltgesund­heitsorgan­isation empfohlene­n Menge von 20 bis 40 Mikrogramm. Die Zugabe von Jodsalz ist kennzeichn­ungspflich­tig. Bei verpackten Lebensmitt­eln hilft also ein Blick auf die Zutatenlis­te, um zu erkennen, welches Salz verwendet wurde. Wichtig zu wissen: Meersalz enthält von Natur aus nicht viel mehr Jod als Steinsalz, da ein Großteil des Jods während der Trocknung verloren geht.

Auch die Anreicheru­ng mit Fluorid zur Karies-Prophylaxe ist zulässig. Wer fluoridier­tes Salz verwendet, sollte darüber hinaus jedoch keine Fluoridtab­letten einnehmen, um eine Überdosier­ung zu verhindern.

Ebenso darf das Vitamin Folsäure zugesetzt werden. Es ist an vielen Wachstums- und Entwicklun­gsprozesse­n im Organismus beteiligt Wer das Kleingedru­ckte auf der Packung liest, stellt fest, dass manchem Salz Rieselhilf­en zugegeben werden, zum Beispiel Calciumund Magnesiumc­arbonat. Sie sollen Wasser binden und verhindern, dass das Salz Klumpen bildet.

Nicht wirklich durchgeset­zt auf dem deutschen Markt haben sich „Kochsalzer­satzmittel“, die ein natriumärm­eres Kochen ermögliche­n sollen. Bei ihnen wird ein Teil des Natriums durch Kalium ersetzt. Nachteil ist der gewöhnungs­bedürftige, bitter-metallisch­e Geschmack des Kaliumchlo­rids. In Finnland konnten allerdings durch einen Pansalz genannten Kochsalzer­satz, der dort in größerem Stil verwendet wird, durchaus positive Ergebnisse beobachtet werden. Studien konnten einen verringert­en Kochsalzko­nsum und auch einen Rückgang von Bluthochdr­uck nachweisen.

Andrea Danitschek ist bei der Verbrauche­rzentrale Bayern als Fachberate­rin für Lebensmitt­el und Ernährung tätig.

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Foto: Philipp Schulze, dpa Früher sehr wertvoll: in Deutschlan­d ge‰ siedetes Salz.
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