Mindelheimer Zeitung

Ex‰Geliebte verklagt Ex‰König

Justiz Die Unternehme­rin Corinna zu Sayn-Wittgenste­in hat strafrecht­liche Ermittlung­en gegen Spaniens früheren Monarchen Juan Carlos in Gang gebracht. Jetzt will sie selbst Schadeners­atz

- VON RALPH SCHULZE

Madrid Vor einem Jahr tauchte Juan Carlos I. in Abu Dhabi in den Vereinigte­n Arabischen Emiraten unter. In der Hoffnung, dass damit seine Affären, Probleme und Skandale, die zur großen Belastung für Spaniens Krone geworden waren, in Vergessenh­eit geraten würden. Doch es half alles nichts. Medien, Staatsanwä­lte und Steuerfahn­der befördern immer mehr dunkle Einzelheit­en aus dem Doppellebe­n des spanischen Königs im Ruhestand ans Tageslicht.

In der Schweiz und in Spanien laufen bereits seit Längerem Ermittlung­en wegen des Verdachts der Korruption, Geldwäsche und Steuerhint­erziehung. Nun kommt weiteres juristisch­es Ungemach hinzu: Juan Carlos’ bekanntest­e Ex-Geliebte, Corinna zu Sayn-Wittgenste­in, reichte vor einem britischen Gericht Klage gegen den früheren spanischen Staatschef ein.

Juan Carlos war von 1975 bis 2014 Spaniens König. Dann gab er die Krone an seinen Sohn Felipe VI. ab. Der 53 Jahre alte Felipe versucht seitdem, mit Königin Letizia an der Seite, den durch Juan Carlos verursacht­en Imageverlu­st des spanischen Königshaus­es zu reparieren.

Wie britische und spanische Zei

berichten, wirft Sayn-Wittgenste­in dem Altkönig in der Zivilklage vor, sie nach dem Ende der mehrjährig­en Liebesaffä­re belästigt, bedroht und ausspionie­rt zu haben. Die deutsche Geschäftsf­rau hatte nach Ende der Beziehung mit Äußerungen zu fragwürdig­en Machenscha­ften ihres königliche­n Liebhabers strafrecht­liche Ermittlung­en gegen den heute 83 Jahre alten Juan Carlos in Gang gebracht.

Nun will sie Schadeners­atz durchsetze­n, dessen Höhe in der Klage aber nicht beziffert wird. Zudem fordert die 57-Jährige, dass sich Juan Carlos und Spaniens mutmaßlich in die Affäre verwickelt­er Geheimdien­st ihr nicht mehr nähern dürfen.

Schon länger berichtet SaynWittge­nstein öffentlich darüber, dass sie sich von Spaniens Geheimdien­st verfolgt fühle. Agenten des königliche­n Spionagedi­enstes hätten – wohl im Auftrag von Juan Carlos – ihre Wohnsitze durchsucht, sie beschattet, ihre Telefone angezapft und ihre Computer gehackt. In einer ihrer Wohnungen hätten die Eindringli­nge sogar ein Buch über den Tod der britischen Prinzessin Diana, die 1997 bei einem rätselhaft­en Verkehrsun­fall ums Leben gekommen war, zurückgela­ssen – vermutlich als Drohung.

Nach jahrelange­n „Misshandlu­ngen“, die sich auch gegen ihre beiden Kinder richteten, habe sie keine andere Wahl gehabt, als rechtliche Schritte einzuleite­n, sagte SaynWittge­nstein der britischen Zeitung Daily Mail. Offenbar habe man sie zum Schweigen bringen wollen, beklagte sie. Die Belästigun­gen durch Spaniens Geheimdien­st hätten im Jahr 2012 begonnen, drei Jahre nach Ende ihrer „romantisch­en Beziehung“, wie es in der Klage heißt.

Es ist gut möglich, dass SaynWittge­nstein ins Visier des königliche­n Spionagedi­enstes geraten war, weil sie mit ihren Enthüllung­en die spanische Krone ins Wanken gebracht hatte. Auslöser waren geheime Gespräche zwischen der Ex-Geliebten und einem hohen spanischen Polizeioff­izier, in denen sie Juan Carlos unlauterer Geschäfte beschuldig­t hatte. So habe dieser etwa als königliche­r Staatschef Kommission­en kassiert. Etwa für ein Eisenbahng­eschäft in Saudi-Arabien, für das er 2008 über ein Schweizer Konto 100 Millionen Dollar eingestric­hen habe.

Die geheimen Gesprächsa­uftungen zeichnunge­n wurden 2018 spanischen Medien zugespielt und lösten ein politische­s Erdbeben aus. Ermittlung­en in der Schweiz und in Spanien deuten darauf hin, dass Juan Carlos neben seinem königliche­n Staatsgeha­lt über diverse Auslandsko­nten und Strohmänne­r ein geheimes Vermögen verwaltete, das vor dem Finanzamt versteckt worden war und das sich möglicherw­eise aus dunklen Quellen speiste. Auch mit zwei freiwillig­en Steuernach­zahlungen in Höhe von fünf Millionen Euro schaffte es Juan Carlos bisher nicht, die Ermittlung­en abzubiegen.

Es sieht also derzeit nicht danach aus, dass Juan Carlos sich große Hoffnungen machen kann, in Kürze wieder ohne Angst vor Strafverfo­lgung aus Abu Dhabi nach Spanien zurückkehr­en zu können. Dabei geht es ihm in seinem selbst gewählten Luxus-Zufluchtso­rt nicht schlecht. Wie die spanische Zeitung El País berichtet, lebt Ihre Majestät auf der Privat-Palmeninse­l Zaya Nurai in einer nicht unbescheid­enen 1000-Quadratmet­er-Villa mit Pool und Privatstra­nd.

Übrigens ohne Königin Sofía, die schon seit Jahrzehnte­n von ihrem Skandal-Ehemann getrennt ist und derzeit in ihrer Sommerresi­denz auf Mallorca Urlaub macht.

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Foto: Agencia Uno, dpa Spaniens ehemaliger König Juan Carlos hat mit seinen Verfehlung­en ein politische­s Erdbeben in seiner Heimat ausgelöst.
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